Widerstand gegen Apple Pay und Google Wallet Der Machtkampf um das mobile Bezahlen

Apple Pay soll mobile Zahlungssysteme für die Masse attraktiv machen. Doch in den USA hat der Start des Dienstes einen Machtkampf ausgelöst. Große US-Händler deaktivieren die Möglichkeit, mittels Apple Pay zu zahlen.

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Bezahlen mit dem Smartphone: Mobil Payment soll die Geldbörse überflüssig machen. Quelle: AP

Die Zeit, in der es Händlern nur um das Geld der Kunden ging, ist vorbei. In den USA ringen die Handelsunternehmen derzeit um die Art, wie sie drankommen. Wie das Onlineportal The Verge berichtet, haben die zwei großen Drogerie-Ketten CVS und Rite Aid an ihren Kassensystemen geschraubt und das Bezahlen mittels Nahfeldkommunikation eingeschränkt. Sie wollen so das Bezahlen mit Apple Pay aber auch anderen Diensten wie etwa Google Wallet verhindern.

Auch andere führende Handelsunternehmen haben bereits angekündigt, dass Kunden in Zukunft nicht mit Apple Pay bei ihnen zahlen können. Dabei ist der Dienst erst vor wenigen Tagen offiziell gestartet und soll mobile Zahlsysteme auch für den Durchschnittsbürger attraktiv machen. Käufer können im Internet aber auch im stationären Handel direkt über den Apple-Dienst zahlen, vermeintlich sicher und ohne Bargeld oder Karte.

Die Strategie der Apple-Verweigerer ist leicht zu durchschauen: Die beiden Drogerieketten aber auch große Händler wie Walmart, Kmart, 7-Eleven und Best Buy starten im kommenden Jahr ihr eigenes mobiles Bezahlsystem, CurrentC. Vor diesem großen Schritt, wollen sie verhindern, dass sich die Kunden an Alternativen gewöhnen. "Das Verhalten von CVS und Rite Aid kündigt nur den Anfang einer Schlacht zwischen den Mobil-Payment-Systemen an", sagte Anindya Ghose, Professor für Technologie und Marketing an der Universität New York dem Nachrichtendienst Bloomberg.

Gegen die Macht der Kreditkarte

Bei dem Machtkampf der Bezahlsysteme geht es zum einen um die Hoheit über die Kundendaten. Bigdata ist auch im stationären Handel ein Riesenthema. Wer weiß, was seine Kunden wann, wo und wie einkaufen, hat einen klaren Vorsprung gegenüber seinen Mitbewerbern. Mit CurrentC werden die Unternehmen sehr viel mehr über die Käufer in Erfahrung bringen können, als dies bisher möglich ist.

Doch es geht auch um den Bezahlvorgang an sich. Genauer gesagt, um die Macht der Kreditkartenkartenunternehmen. In den Vereinigten Staaten ist es durchaus üblich, auch bei kleinen Beträgen die Karte zu zücken. Die Anbieter verdienen dabei bislang bei jedem Bezahlvorgang an Gebühren mit.


Mit Apple Pay bleibt dieses Vorgehen im Kern bestehen. Die bezahlen Beträge werden weiterhin von der Kreditkarte abgebucht. Deshalb hat das Unternehmen aus Cupertino die großen Anbieter wie Mastercard und Visa mit ins Boot geholt.
Die CurrentC-Händler wollen hingegen die Macht der Kreditkartenunternehmen zurückdrängen: Der Einkauf wird direkt zwischen Händler und Kunde abgewickelt, bezahlt wird mittels Abbuchung von einem zuvor aufgeladenen Konto oder über Gutscheine. Kreditkarten-Transaktionsgebühren würden so für die Händler entfallen.

Gefahr für Apple

Der Streit könnte die Ausweitung Apple Pay stark verlangsamen und seinen Erfolg gefährden, schließt es den Service doch von vielen Einkäufen für das tägliche Leben aus. Insgesamt findet der Dienst findet im Handel wenig Unterstützung. Gerade einmal 34 offizielle Partner listet Apple auf. Einer davon ist das Technik-Unternehmen selbst. Bei acht weiteren handelt es sich um verschiedene Ableger von Footlocker.

Dabei hatten Experten Apple die Kraft bescheinigt, dem Mobil Payment zum Durchbruch verhelfen zu können. Das System ist vergleichsweise einfach und Apple-Produkte weit verbreitet.

Situation in Deutschland

Der Deutschland-Start von Apple-Pay ist bislang nicht bestätigt - und könnte sich noch hinziehen. Zwar haben Banken und Sparkassen Interesse an einer Zusammenarbeit mit Apple bekundet. Bislang hat es aber offenbar noch nicht einmal Gespräche über die mögliche Umsetzung gegeben. Ohnehin zeigen sich die Deutschen beim Thema mobiles Zahlen sehr zurückhaltend.

In einer Analyse der Mobil-Payment-Dienste, die sowohl online als auch im stationären Handel eingesetzt werden können, kommt die Unternehmensberatung PwC zu einem eindeutigen Urteil: „Der Markt für mobile Bezahlsysteme in Deutschland ist im Jahr 2014 noch sehr überschaubar.“ Derzeit nutzen gerade einmal rund 176.000 Kunden die Dienste – wohlgemerkt online und offline zusammen. Die Verbreitung ist damit extrem gering.


PwC rechnet jedoch mit enormen jährlichen Wachstumsraten von zum Teil deutlich über 100 Prozent in den kommenden Jahren. Vor dem Boom sind allerdings noch deutliche Startschwierigkeiten zu überwinden.

Nicht nur, dass der Handel bislang nur geringes Interesse zeigt, die Dienste einzusetzen und bekannter zu machen. Gleichzeitig gibt es kaum einheitliche Standards, der Markt ist stark fragmentiert. „Viele unterschiedliche Anbieter, insbesondere kleine Start-Ups ohne die notwendige finanzielle Ausstattung und Reichweite, tummeln sich in diesem Segment“, urteilen die PWC- Experten.

Nur starke, bekannte Anbieter, die Vertrauen genießen, haben eine Chance, das mobile Bezahlen zum Erfolg zu führen. Sie werden es allerdings kaum ohne die Unterstützung des Handels schaffen.

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