Wildcorn Popcorn-Start-up schlittert in die Insolvenz – wegen des Ukraine-Kriegs

Preissteigerungen: Wegen des Ukraine-Kriegs muss Popcorn-Produzent Wildcorn Insolvenz anmelden. Quelle: imago images

Mit ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen wollte Wildcorn die Snackregale im Handel erobern. Jetzt musste das Berliner Unternehmen Insolvenz anmelden. Auslöser soll der Ukraine-Krieg sein.

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Popcorn mit Tomate-Chili-Geschmack? Oder mit Meersalz und schwarzem Pfeffer? Vielleicht doch lieber Maisflips mit Emmentaler-Note? Mit solch ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen versucht das Berliner Unternehmen Wildcorn die Snackregale im Lebensmittelhandel zu erobern. Nachhaltig produziert, vegan und ohne Zuckerzusatz seien die Produkte, versichert das Unternehmen auf seiner Homepage.

Im Grunde also ideale Bedingungen, um in den Supermärkten bei ernährungsbewussten Kunden zu punkten. Und tatsächlich hat sich Wildcorn seit der Gründung ordentlich entwickelt, verkaufte Produkte zeitweise in Aldi-, dm-, Rewe-, Edeka- und Metro-Filialen.

Dann begann der Ukraine-Krieg. Und jetzt, drei Monate nach Kriegsbeginn, musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, geht aus Gerichtsveröffentlichungen hervor. Wie passt das zusammen? 

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von Henryk Hielscher

„Ein zentrales Problem für das Unternehmen waren die Preissteigerungen infolge des Ukraine-Krieges“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Jesko Stark, Partner der Kanzlei GT Restructuring. „Vor allem die Kosten für Sonnenblumenöl, das für die Produktion von Popcorn verwendet wird, haben sich in den vergangenen Monaten massiv erhöht“, so Stark. Tatsächlich verzeichnete Sonnenblumenöl in den vergangenen Monaten einen erheblichen Preisanstieg, da Ausfälle der ukrainischen Produktion befürchtet werden.

Weitere kriegsbedingte Insolvenzen

Beim Einzelhandel ließen sich dem Vernehmen nach dagegen keine entsprechenden Preiserhöhungen für die Wildcorn-Produkte durchsetzen. „Als die Verhandlungen mit einer wichtigen Handelskette scheiterten, stellte die Geschäftsführung Insolvenzantrag“, sagt Stark. Er will sich nun zunächst um die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für die Mitarbeiter kümmern. „Anschließend geht es im Verfahren darum, einen Käufer oder Investor für das Unternehmen zu finden.“

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Infolge des Ukraine-Kriegs beziehungsweise der Sanktionen gegen Russland hatten bereits mehrere Unternehmen Insolvenz angemeldet, darunter Europas größter Kondomhersteller, die CPR GmbH mit Sitz im niedersächsischen Sarstedt. Auch die Frachtfluggesellschaft Cargo-Logic Germany meldete sanktionsbedingt Insolvenz an.

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