Wizz Air Der nächste Billigflieger steuert Frankfurt an

Erst hat Ryanair die Lufthansa-Heimatbasis Frankfurt als neues Ziel auserkoren, jetzt zieht ein weiterer Billigflieger nach: Wizz Air will ab dem Sommer nach Budapest fliegen. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

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Nach Ryanair wagt sich die nächste Billigfluglinie an den Lufthansa-Heimatflughafen Frankfurt. Quelle: Wizz Air

Frankfurt Stefan Schulte wird sich freuen. Der Chef des Flughafenbetreibers Fraport will den Anteil der Billig-Airlines am größten Flughafen Deutschlands Frankfurt am Main von vier auf zehn Prozent steigern. Und er kommt seinem Ziel langsam näher. Nachdem Ende vergangenen Jahres die irische Ryanair angekündigt hat, ab März in Frankfurt starten und landen zu wollen, folgt nun offenbar im Sommer die ungarische Wizz Air. Die Rede ist unter anderem von Verbindungen in die bulgarische Hauptstadt Sofia. Details will George Michalopoulos, Chief Commercial Officer der Airline, am Dienstag in Frankfurt bekanntgeben.

Der Schritt überrascht nicht. Wizz Air hat eine starke Expansion angekündigt. Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zählt die größte ungarische Fluggesellschaft zu denjenigen Anbietern, die die Zahl ihrer Starts und Landungen in Deutschland im kommenden Sommer am stärksten ausweiten will. So erwartet das DLR etwa für Juli ein Plus von 28,5 Prozent auf dann 919 Starts.

Wizz Air wurde 2003 von Jozsef Varadi, ehemaliger Chef der einst größten ungarischen Airline Malev, in London gegründet. Heute sitzt die Airline, die nach der Pleite von Malev zum größten ungarischen Anbieter aufgestiegen ist, in Budapest. Sie betreibt aktuell gut 70 Flugzeuge, rund 140 weitere Maschinen sind bereits bestellt.

Wie Ryanair ist auch Wizz Air zunächst mit der Strategie gestartet, überwiegend kleinere Flughäfen in der Nähe von Metropolen anzusteuern. Der Grund: Große Drehkreuze haben in der Regel nicht nur hohe Gebühren, die Abfertigung von Passagieren und Gepäck ist komplex und aufwendig, weil sie auf Umsteiger ausgerichtet ist. Billiganbieter wie Ryanair oder Wizz Air fliegen aber im sogenannten Punkt-zu-Punkt-Verkehr, die Flugzeuge bringen Passagiere lediglich von einem Punkt zum anderen.

Doch das von Ryanair und Wizz Air geplante starke Wachstum ist alleine an solchen Neben-Flughäfen nicht mehr möglich. Deshalb rücken zunehmend auch große Drehkreuze ins Visier der Billig-Anbieter. Große Flughäfen wie etwa Frankfurt am Main können ihrerseits die Wachstumspläne immer weniger alleine mit den etablierten Netz-Airlines realisieren.

Zum einen haben diese Airlines ihr Angebot angesichts dürftiger Margen in den zurückliegenden Jahren stark ausgedünnt, beziehungsweise wachsen in ihren Kernmarken, wie etwa Lufthansa Classic, kaum noch. Zum anderen spüren die Flughafen-Chefs auch an den großen Drehkreuzen eine steigende Nachfrage nach Billig-Tickets. „Diesen Trend können wir nicht ignorieren“, sagt Fraport-Chef Schulte.


Eurowings und Ryanair wagen in Frankfurt ein Experiment

Deshalb hat sich Fraport eine neue Gebührenordnung genehmigen lassen, die den Flughafen auch für Billig-Fluggesellschaften attraktiver macht. Zudem hat man zugesagt, die Abläufe am Boden so zu beschleunigen, dass die Flugzeuge rasch wieder in der Luft sein können, wo sie Geld verdienen.

Das hat zwar bei der Heimat-Fluggesellschaft Lufthansa für mächtig Aufregung gesorgt. Und der Streit zwischen Fraport und Lufthansa ist nach Aussagen von Insidern auch noch nicht endgültig beigelegt. Doch als Reaktion will nun auch Lufthansa ab dem kommenden Jahr Flugzeuge der eigenen Billig-Plattform Eurowings in Frankfurt stationieren.

Der Drang nach Frankfurt ist zunächst vor allem ein Herantasten, ein Experiment. Das zeigt etwa die bisherige Streckenauswahl. Sowohl Ryanair als auch voraussichtlich Eurowings steuern aus Frankfurt sogenannte „Warmwasserziele“ an, also touristische Ziele.

An die typischen „Rennstrecken“ für Geschäftskunden und Vielflieger wagen sich die Lufthansa-Rivalen zumindest vorerst nicht heran. Die Vorsicht ist wohl auch angebracht. Denn nicht jeder Plan geht auf, wie das Beispiel Vueling zeigt. Der Billigableger der IAG-Gruppe (British Airways und Iberia) hatte im Sommer 2013 die Verbindung von Frankfurt nach Barcelona gestartet, gibt diese aber zum 6. März wieder auf. Der Grund: Obwohl die Frequenz auf der Strecke bereits deutlich gesenkt worden ist, konnten auch die wenigen verbliebenen Flüge nicht so ausgelastet werden, dass sich das Angebot wirtschaftlich rechnet.

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