Wucherpreise bei Viagogo Das dubiose Geschäft auf dem Ticket-Zweitmarkt

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Abwehrmaßnahmen gegen Viagogo

Eine Möglichkeit, den Grau- und Schwarzhandel auszutrocknen, sehen Branchenexperten in personalisierten Eintrittskarten. Die gibt es etwa beim Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken. Innerhalb von 43 Stunden waren 75.000 Karten für das Ende Juli über die Bühne gehende Open-Air-Event vergriffen: „Wir sind das unserer treuen Community einfach schuldig, die das Abzocken der Schwarzhändler leid sind“, sagt Wacken-Sprecherin Anna Lorenz.

Das sind die beliebtesten Festivals
Platz 5: Nature One (64.000 Besucher)300 DJs legen alljährlich bei Nature One im Hunsrück auf. 64.000 Raver tanzten bei der letztjährigen Ausgabe des Electrofestivals unter anderem zu den Klängen von Paul van Dyk, Sebastian Ingrosso und Tom Novy. Quelle: Jochen Herrmann, Wikimedia Commons, CC BY SA 3.0
Platz 4: Hurricane Festival (73.000 Besucher)In der Lüneburger Heide wird es jeden Sommer laut: Beim Hurricane Festival traten letztes Jahr unter anderem Rammstein, die Arctic Monkeys und Paul Kalkbrenner auf. Dazu versammelten sich 73.000 Feiernde auf der Motorrad-Sandrennbahn Eichenring. Quelle: ASK, Wikimedia Commons, CC BY SA 3.0
Platz 3: Rock im Park (76.000 Besucher)Es ist der kleine Bruder vom Rock am Ring: Acht Jahre später gegründet, fand es 1993 zunächst unter dem Namen Rock in Vienna in Wien statt. Erst seit dem 1995 in München heißt es Rock im Park und findet seit 1997 in Nürnberg statt. Vergangenes Jahr zogen unter anderem The Killers, Green Day und 30 Seconds to Mars 72.000 Besucher an. Quelle: Heini Samuelsen, Wikimedia Commons, CC BY SA 2.0
Platz 2: Wacken Open Air (84.500 Besucher)Das Mekka der Heavy-Metal-Jünger liegt in Schleswig-Holstein. Das Örtchen Wacken zog allein vergangenes Jahr 84.500 Menschen an. Diese feierten bei „Wacken Open Air“ unter anderem zu den Auftritten von Anthrax, Motörhead und Rage against the Machine. Quelle: dpa
Platz 1: Rock am Ring (87.000 Besucher)U2, Chris de Burgh und Marius Müller-Westernhagen sorgten vor 29 Jahren bei der Erstauflage von „Rock am Ring“ für Stimmung. Seitdem entwickelte sich das Ereignis zu Deutschlands größtem Festival: 85.000 Menschen feierte vergangenes Jahr am Nürburgring zu Fettes Brot, Limp Bizkit, Moonbootica und Papa Roach. Das Foto zeigt den Auftritt der Sportfreunde Stiller. Dieses Jahr soll die Festivallegende ihr Ende finden: Der neue Nürburgring-Betreiber hat den Vertrag mit Veranstalter Marek Lieberberg gekündigt, der letzte Rock am Ring findet vom 5. Bis zum 8. Juni statt. Quelle: dpa

Den wachsenden Unmut der Fußballfans über die Horrorpreise im Zweitticketmarkt versucht die Deutsche Fußball Liga (DFL) zu besänftigen, indem sie eine Ticketbörse einrichtet. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn wie die Vereine mit dem Zweitverkauf von Tickets verfahren und ob sie damit zusätzliche Einnahmen generieren dürfen, da will sich die DFL nicht einmischen. „Das Ticketing ist Sache der Clubs“, sagt DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Ein Verbot, mit Viagogo zu kooperieren, kommt für ihn nicht infrage. „Wir sind in einem freien Wettbewerb und können einzelne Unternehmen nicht diskriminieren.“

Umso mehr sehen sich die Clubs offenbar gezwungen, ihre Anhänger nicht zu verprellen. Schalke 04 kündigte den Vertrag mit Viagogo, der dem Club 1,2 Millionen Euro pro Jahr bringen sollte, wenn er Viagogo im Gegenzug 300 Tickets für jedes Heimspiel abtreten würde. An den viel höheren Preisen sollte Schalke beteiligt werden.

Vereine gegen Viagogo

Inzwischen trennten sich auch andere Vereine von Viagogo, darunter der Hamburger SV, der 85 Prozent des Ticketaufschlags hätte einstreichen können. Der Vertrag mit Bayern München ist gerade zum Monatsende ausgelaufen. Lediglich der FC Augsburg steht noch zu Viagogo.

Grundsätzlich lassen die Vereine Einnahmequellen ungenutzt, wenn sie Preise mit Rücksicht auf die große Masse der Fans so volkstümlich niedrig festsetzen, dass die Nachfrage weit über dem Platzangebot liegt. Immerhin sind betuchte Fans bereit, für Top-Spiele Unsummen zu bezahlen. Deshalb wäre es „klug“, wenn die Vereine sich „kreative Preisdifferenzierungen“ einfallen ließen, sagt Philipp Biermann, Partner der Bonner Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. „Das würde dem Schwarzmarkt die Luft abschnüren, ohne preissensible Fans zu verprellen.“

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