Zalando Die Wachstumsstory stimmt

Onlinehändler Zalando bestätigt die Hinweise auf solide Ergebnisse im ersten Halbjahr. Ein massiver Ausbau der Logistik soll neue Partner aus der Modebranche locken und so im Kampf gegen Amazon die Zukunft sichern.

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Mit einer Plattformstrategie will der Onlinehändler das Angebot für die Kunden deutlich ausbauen. Quelle: Reuters

Es war ein Rätsel. Vor zwei Wochen gab der Onlinehändler Zalando erste Hinweise auf seine Bilanz des ersten Halbjahrs. Es waren Zahlen, über die sich viele Unternehmer gefreut hätten: ein Umsatzwachstum von rund 20 Prozent bei soliden Gewinnen. Und doch ließen die Anleger den Aktienkurs abstürzen.

Die jetzt vorgelegten endgültigen Ergebnisse nach zwei Quartalen bestätigen, was viele Analysten in der Zwischenzeit geschrieben haben: Die Wachstumsstory von Zalando ist intakt. Das Unternehmen will sogar noch weiter zulegen: Nach einem Umsatzsatzwachstum von 21,5 Prozent im ersten Halbjahr prognostiziert der Händler für das Gesamtjahr eine Steigerung in der oberen Hälfte einer Spanne von 20 bis 25 Prozent. Bis zum Jahr 2020 will Zalando seinen Umsatz sogar verdoppeln.

„Unsere Jahresprognose unterstreicht unseren Fokus auf Wachstum bei gleichzeitig solider Profitabilität“, sagte Co-Chef Rubin Ritter. In der Tat gibt die Bezeichnung „solide Profitabilität“ den Hinweis auf den einzigen wunden Punkt in der Bilanz. Hatte die Ergebnismarge (Ebit) im zweiten Halbjahr 2016 noch bei 8,8 Prozent gelegen, erwartet Zalando für dieses Jahr nur noch eine Spanne von fünf bis sechs Prozent.

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Ein Grund dafür sind jedoch die massiven Investitionen in die Logistik, mit denen Zalando seine Zukunft absichern will. So sind zwei neue Logistikzentren in Polen und Italien geplant. Zalando verfügt bereits über ähnliche Standorte in Erfurt, Mönchengladbach und Lahr. In Gryfino in Polen wird im dritten Quartal 2017 ein weiterer in Betrieb genommen. Ergänzt werden die Hauptstandorte durch einen kleineren Logistikstandort in Brieselang bei Berlin, sowie lokale Logistikzentren in Stradella bei Mailand, Moissy-Cramayel bei Paris und zum Jahresende auch in Brunna bei Stockholm.

„Es ist Teil unserer DNA, laufend Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren, neue Ideen auszuprobieren und diese schnell auszubauen“, sagt Co-Chef Ritter. Und das gilt nicht nur für die Logistik. So hat Zalando vor kurzem den Basketballspezialisten Kickz übernommen, der nicht nur über eine starke Marke im Onlinehandel hat, sondern auch über mehrere stationäre Geschäfte verfügt.

Außerdem baut sich der Händler immer mehr zur Plattform aus, auf der Modemarken ihre Waren verkaufen können. Neu im Partnerprogramm ist beispielsweise die Turnschuhmarke Nike. Als jüngste Erweiterung bietet Zalando den Partnern seine Logistik für die Lieferung an die Kunden an, ein Service, mit dem auch Amazon schon gute Geschäfte macht. In die Plattformstrategie passt auch eine jüngste Übernahme: So hat Zalando das Unternehmen Anatwine übernommen, das Softwarelösungen entwickelt, mit denen Modemarken ihre Warenbestände auf Online-Marktplätzen integrieren können.

Mit diesen Änderungen will Zalando dem Angriff von Amazon begegnen. Denn der weltgrößte Onlinehändler expandiert stark im Bereich Mode und entwickelt dort nicht nur eigene Marken, sondern bietet auch neue Services. So gibt es seit kurzem „Prime Wardrobe“, bei dem sich Kunden Klamotten zur Ansicht schicken lassen und dann kostenlos zurückgeben können.

„Wir sehen keinen Effekt von Amazon auf unsere Zahlen“, sagte Co-CEO Ritter. Im Onlinehandel gebe es so viel Wachstum, da sei Platz für mehrere große Anbieter. „Außerdem haben wir so viel innovative Stärke, dass wir die Kunden überzeugen können, bei uns zu kaufen und nicht bei Amazon“, betont der Zalando-Chef selbstbewusst.

Nicht zuletzt durch die Plattformstrategie erweitert Zalando sein Angebot und will so für Kunden attraktiver werden. Das scheint zu funktionieren. So stieg im zweiten Quartal die Zahl der aktiven Kunden im Vergleich zum Vorquartal um 800.000 auf 21,2 Millionen an. Das ist der stärkste Zuwachs in einem Quartal seit dem vierten Quartal 2015. Auch das ist ein Zeichen, dass die Wachstumsstory weitergehen dürfte.

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