"Die Absätze bei Zigarren und beim klassischen Pfeifentabak sind seit Jahren rückläufig", erklärt VdR-Mann Marx. Laut dem Rauchtabak-Verband wurden im vergangenen Jahr 537 Tonnen an klassischem Pfeifentabak abgesetzt - ins In- wie Ausland. Zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 300 Tonnen mehr. Der klassische Pfeifenraucher, in der Regel älter, wohlhabend und Genussraucher, er stirbt aus und nimmt die Produzenten mit.
Ein ähnliches Schicksal droht der ganzen Branche. Um das zu erreichen, hat sich der Staat viel einfallen lassen: Mit Werbebeschränkungen, Image- und Präventions-Kampagnen hat die Anti-Raucher-Lobby auf Gesundheitsschäden und hohe Sterberaten aufmerksam gemacht. Das allerdings war aber wohl mehr oder weniger vergeblich. Denn die Erkenntnis über die Gefahren hält nicht vom Rauchen ab.
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist der gesunkene Raucheranteil bei den Jüngeren auf die Nichtraucherschutzgesetze sowie auf die öffentliche Debatte darüber zurückzuführen. Die Verbannung aus Gaststätten und Kneipen war ein herber Schlag für die Tabakindustrie. Rauchen ist out.
Schwerer wiegt nur die Erhöhung der Tabaksteuer. "Je teurer das Produkt wird, desto weniger wird geraucht", sagt Martina Pötschke-Langer vom DKFZ, "das ist kein überzogener Optimismus." Das Geld sei ein entscheidender Faktor für Kinder und Jugendliche.
Deshalb fordern Tabak-Gegner weitere Erhöhungen. Doch bislang schrecken die Regierungen vor einem ruckartigen Anziehen zurück, wohl aus Sorge, die Schraube zu sehr zu überdrehen und eine der wichtigsten Einnahmequellen des Staates zu zerstören.
Rund 14 Milliarden Euro nimmt die Bundesregierung jährlich an Tabaksteuer ein und zusätzlich noch die Mehrwertsteuer, die auf jede Packung aufgeschlagen wird. Nur über die Energiesteuer nimmt der Staat noch mehr ein.
Die beeindruckende Zahl kontern Tabak-Gegner zumeist mit einer noch größeren: Auf 35 Milliarden Euro beziffert die Universität Hamburg den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch das Rauchen entsteht.
Siegeszug der E-Zigarette
Tatsächlich hat die Branche unter dem Druck zuletzt abgebaut. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Zigarettenindustrie ist in den vergangenen zehn Jahren um 2000 zurückgegangen. Rund 9800 Menschen waren 2012 dort noch angestellt.
Während die kleine Betriebe eingehen, fusionieren andere, um ihre Größe auf dem Weltmarkt auszuspielen. Jüngstes Beispiel aus Amerika ist die angekündigte Übernahme von Lorrilard durch den Zigaretten-Riesen Reynolds American (Camel und Pall Mall). Bei der Fusion würde ein internationaler Tabakkonzern entstehen, der an den Weltmarktführer Altria (Marlboro) heranreicht.
Die Fusion scheint nicht nur sinnvoll, um Marktmacht zu gewinnen. Durch einen Zusammenschluss würde Reynolds eine dominierende Position im boomenden Markt für elektrische Zigaretten bekommen.
Immer mehr Raucher steigen auf die E-Zigarette um, in denen Aroma-Flüssigkeiten und Nikotin verdampfen. 2,5 Millionen Deutsche, schätzt der Verband des eZigarettenhandels, greifen mittlerweile zumindest gelegentlich zu der Alternative.
Weltweit ist der Umsatz mit E-Zigaretten in den letzten fünf Jahren von knapp 14,7 Millionen auf 2,2 Milliarden Euro gestiegen. Der Vorteil der E-Zigaretten: Sie werden weniger streng reguliert und sind zum Beispiel in Gaststätten noch erlaubt.
Während zunächst vor allem kleine Firmen den E-Zigaretten-Markt unter sich aufteilten, bieten mittlerweile auch Giganten wie Philipp Morris und Big Tobacco eigene Modelle an. "Die Unternehmen sind aber bereit, in den Markt einzusteigen, wenn es erfolgsversprechend ist", bestätigt auch Verbandsmann Pangritz. Ein Wachstumsmarkt für eine schwächelnde Branche also, auch in Europa und eine Chance.
Diese Entwicklung könnte die Anti-Raucher-Lobby eigentlich freuen. E-Zigaretten gelten als weit weniger gefährlich als herkömmliche Glimmstengel. Weil kein Tabak verkohlt, enthält der Rauch keinen Teer und weniger Giftstoffe.
Manche Experten sehen die Entwicklung aber mit Sorge. Sie befürchten, dass das Qualmen dadurch wieder in Mode kommt und die Jugendlichen in die Fänge der Tabakindustrie treibt.
Süchtig machen die E-Zigaretten nämlich trotzdem.