Zukunftsbranche Softbank, Weltherrscher der Mobilität

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Grabenkämpfe und Nichtagriffspakte

Wie geschickt Softbank im Hintergrund die Fäden zieht, zeigt sich derzeit in Asien. Bislang tobte gerade dort ein harter Konkurrenzkampf zwischen den Fahrdienst-Apps. Vor wenigen Wochen verkündete Uber dann überraschend den Rückzug aus dem südostasiatischen Markt mit mehr als 600 Millionen Konsumenten. Ab sofort gilt ein Nichtangriffspakt. Uber will sich stattdessen mit knapp 28 Prozent an dem Südostasien-Geschäft von Grab beteiligen. Ähnliche Deals haben die Amerikaner auch in China und Russland geschlossen.

Auf dem Weg zur automobilen Weltherrschaft muss Softbank aber noch ein paar Hürden aus dem Weg räumen. Die Behörden in Malaysia, auf den Philippinen und in Singapur haben angekündigt, den Deal zwischen Uber und Grab zu prüfen. Man sorge sich um die „langfristigen Folgen auf dem Ridesharing- und Personenbeförderungsmarkt“, heißt es in der Wettbewerbsbehörde in Manila. Die Preise könnten explodieren. Grünes Licht für das Joint Venture von Uber und Grab könne es daher noch nicht geben.

Auch andere Unsicherheiten trüben Softbanks Großstrategie ein wenig. Derzeit hält das Unternehmen vor allem Minderheitsanteile. Sons Wort hat zwar Gewicht, aber nur dann, wenn sich die Strategien der Softbank-Unternehmen decken. Kämpfen sie aber aggressiv gegeneinander, weil ihre jeweiligen Partner kein Interesse an einem Waffenstillstand haben, hat Son Schwierigkeiten, seine Linie durchzusetzen. So haben Softbank und Didi in Japan ein Joint Venture für Taxirufe gebildet, doch Uber hält mit Partner Toyota dagegen.

Sons Expansionshunger könnte ohnehin fast schon Didi alleine stillen, den mit 25 Millionen Fahrten pro Tag und Daten von 450 Millionen Nutzern in über 400 Städten weltweit erfolgreichsten Fahrdienstvermittler. Seit der Übernahme von Uber China hält Didi mit 90 Prozent Marktanteil ein Monopol im Reich der Mitte – fast ohne jede regulatorische Beschränkung. Diese starke Basis zu Hause nutzt das Unternehmen mit über 7000 Mitarbeitern zum Sprung in die weite Welt.

Vier Milliarden Dollar sammelte Didi vor dem Jahresende für seine globale Wachstumsstrategie ein, die stark auf künstliche Intelligenz setzt. Der Fahrdienstvermittler unterstützt die App Taxify aus Estland. Außerdem übernahm Didi die Taxi-App 99 in Brasilien, auch für Mexiko gibt es längst Pläne. Die Chinesen sind außerdem an Grab in Südostasien und Lyft in den USA beteiligt. Damit entwickelt sich Didi zum globalen Herausforderer von Uber – und zu einem kleinen Problem von Son. Denn die Rivalität seiner beiden größten Beteiligungen könnte die Bewertung von Uber drücken. Kein gutes Signal vor dem geplanten Börsengang 2019.

Jetzt kommt es darauf an, dass Son nicht nur Geldgeber überzeugt, sondern auch Gründer und kluge Start-up-Chefs orchestrieren kann. Neue Gefahr kommt nämlich aus dem Westen. Die großen Autohersteller entwickeln nun ihre eigenen Plattformen für die Mobilität der Zukunft. Gerade haben Daimler und BMW die Fusion ihrer Mobilitätsdienste Car2Go und DriveNow beschlossen. Beide Unternehmen übertragen sogar noch weitere Tochtergesellschaften wie den Taxivermittler Mytaxi von Daimler und die Parkraum-App von BMW in das neue Konstrukt. In der Branche wird darüber spekuliert, dass bald auch Daimlers Großaktionär Geely, der bereits an dem Ridesharing-Dienst Cao Cao Car in China beteiligt ist, in die neu geschlossene Partnerschaft einsteigen wird. Die deutschen Autobauer sind überzeugt, die eingekaufte Dominanz von Softbank mit selbst entwickelten Mobilitätsangeboten brechen zu können.

Die neue Konkurrenz sieht Rajeev Misra noch relativ gelassen. Sein Vision Fund sei ja „kaum mehr als ein Jahr alt“, sagt er auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Es gebe noch viel zu tun. „Wir werden die Mobilität nach Asien, Afrika und Lateinamerika bringen.“ Es klingt wie ein Versprechen – ist aber ebenso als Drohung zu verstehen.

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