Zweite Preiserhöhung dieses Jahr Erst 5, jetzt 10 Prozent mehr fürs Toilettenpapier

Quelle: imago images

Höhere Preise für Rohstoffe zwingen Essity, den Hersteller von Markenprodukten wie Tempo und Zewa zum zweiten Mal in einem Jahr zu Preiserhöhungen. Um die Abhängigkeit vom Holz zu brechen, setzt der Konzern jetzt auf Stroh als Rohstoff.

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Die Marktverwürfnisse am Zellstoffmarkt nehmen kein Ende. Deshalb ist der schwedische Hygienepapierhersteller Essity erneut in Verhandlungen mit dem Handel, die Preise zu erhöhen. Erst im Frühjahr hatte er eine Preiserhöhung um fünf Prozent durchgesetzt: „Seitdem hat sich die Lage nur weiter zugespitzt“, sagt Essity-CEO Magnus Groth, „Wir kommen um Preiserhöhungen um zehn Prozent nicht herum, um unsere Mehrkosten zu kompensieren.“

Dabei hatte sich im Corona-Jahr 2020 die Profitabilität des Produzenten von Toiletten- und Haushaltspapieren der Marken Zewa, Tempo und Torc im Corona-Jahr 2020 bei gleichbleibendem Umsatz erhöht: „Wir profitierten von der erhöhten Nachfrage bei zugleich deutlich geringeren Kosten für Rohstoffe.“

Jetzt aber zeigt der Trend in eine andere Richtung. Nicht nur die Zellstoffpreise verzeichnen den höchsten Preisanstieg jemals, auch die Energiekosten sind dramatisch gestiegen. Zudem steigen die Kosten für die Logistik des volumenintensiven Produkts überproportional: „3000 LKWs sind für uns täglich auf Deutschlands Straßen. Noch haben wir da keinen Engpass, aber die Lage ist angespannt und die Logistikkosten steigen.“

von Florian Güßgen, Max Haerder, Stefan Hajek, Henryk Hielscher, Nele Husmann, Michael Kroker, Bert Losse, Jürgen Salz, Cordula Tutt, Silke Wettach

Groth war im Essity-Werk in Mannheim zu Besuch, um die weltweit erste industrielle Anlage für die Erzeugung von Zellstoff aus Stroh einzuweihen. 40 Millionen Euro wurden in die Entwicklung der neuen Anlage investiert. Stroh, ein Abfallprodukt aus der Getreideproduktion, wird normalerweise verbrannt, jetzt wird es neuem Nutzen zugeführt. „Dank Stroh, dass wir von lokalen Bauern beziehen, senken wir unseren CO2-Fußabdruck um 25 bis 30 Prozent“, sagt Groth. Der Zellstoff aus Stroh ist von Zellstoff aus Holz in seinen Eigenschaften nicht zu unterscheiden, es gibt keinerlei Abstriche in Reißfestigkeit und Weiche.

In Mannheim liegt somit die Hoffnung für die künftige Papierproduktion im Hause Essity: Das Ziel ist, die Produktion dort in den kommenden sechs Monaten so hochzufahren, dass ab dem ersten Quartal 2022 allen Zewa-Produkten in Deutschland und Österreich einen 30 prozentigen Strohanteil beigemischt werden kann. „Wenn dieses Pilotprojekt gut läuft, wollen wir sehr schnell andere Standorte zusätzlich ausbauen, so dass unserer Produktpalette weltweit fünf bis zehn Prozent dieses nachhaltigeren Rohstoffs beigemischt werden können“, sagt Groth.

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Was ökologisch gut ist, ergibt für Essity angesichts der steigenden Rohstoffpreise auch wirtschaftlich Sinn. Während beim Holz kein Ende der Rekordpreise in Sicht ist, gibt es Stroh in Hülle und Fülle.

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