Zwist mit Aras Cargo Die Österreichische Post wird in der Türkei ausgesperrt

Paketversender Aras Cargo liegt derzeit im Clinch mit der Österreichischen Post: Grund sind die politischen Spannungen zwischen Österreich und der Türkei. Die Forderung: ein Rückzug der Österreicher aus der gemeinsamen Firma.

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Der türkische Paketversender Aras Cargo lehnt eine Übernahme von weiteren Unternehmensanteilen auf Grund der antiösterreichischen Stimmung in der Türkei ab. Quelle: Reuters

Wien Die Politik der österreichischen Regierung gegenüber der Türkei hat für die Österreichische Post, die sich mehrheitlich in Staatsbesitz befindet, unmittelbare Folgen: Der türkische Paketversender Aras Cargo lehnt eine Übernahme von weiteren Unternehmensanteilen auf Grund der antiösterreichischen Stimmung ab und verlangt einen kompletten Rückzug der Österreicher aus der gemeinsamen Firma. „Für die Österreichische Post sind in der Türkei alle Türen verschlossen“, sagte CEO Evrim Aras.

Die wachsende Antipathie gegen Österreich habe auf Aras Cargo übergegriffen, hieß es auf Seiten des türkischen Unternehmens. Der Einfluss der Österreichischen Post behindere das Wachstum von Aras Cargo in der Türkei und vernichte Werte für die Eigentümer.

Das Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei ist derzeit ausgesprochen schlecht: Österreichs Bundeskanzler Christian Kern sprach sich in der vergangenen Woche gegen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei auf und löste einen Sturm der Entrüstung am Bosporus aus. „Nein. Nicht jetzt und nicht in den kommenden Jahrzehnten“, sagte der sozialdemokratische Regierungschef zur einer Aufnahme der Türkei in die Europäische Union in einem Interview mit der Wiener Zeitung „Die Presse“. „Man muss da der Realität ins Gesicht sehen: Die Beitrittsverhandlungen sind derzeit nicht mehr als eine Fiktion. Europa braucht einen neuen Weg.“

Kern provozierte die Türken auch im Zusammenhang mit dem EU-Flüchtlingsabkommen, indem er sagte, dass die Europäer ökonomisch „am längeren Hebel“ säßen. Seine Äußerungen an die Adresse des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan haben zu einem massiven Protest in der Türkei geführt. Deren erstes Opfer aus wirtschaftlicher Sicht droht nun die Österreichische Post zu werden.

Evrim Aras, CEO des türkischen Paketversenders, sagte am Dienstag, dass der Bruch mit der Österreichischen Post „endgültig“ sei. Schon bei der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung hätte es eine „kulturelle Verständnislosigkeit“ gegenüber dem Geschäftspartner aus Wien gegeben. „Wir werden um jeden Preis verhindern, dass die Österreichische Post diese Marke in der Türkei zerstört“, sagte Aras.

Die wachsende Antipathie gegen Österreich greife auch auf die Mitarbeiter von Aras Kargo über, die gegen die Österreichische Post demonstriert hätten, teilte das türkische Unternehmen am Dienstag mit. Diese Demonstrationen haben sich über das ganze Land verbreitet, auch an anderen Standorten von Aras Kargo hätte es Proteste gegen die Österreicher gegeben.

Dem widersprach Georg Pölzl, CEO der Österreichischen Post. „Die Türkei hat größtes Interesse daran, dass Unternehmen auf die Rechtsstaatlichkeit im Land vertrauen“, sagte der Vorstandschef. Bei seinen zahlreichen Aufenthalten vor Ort hatte er nach eigener Aussage keine antiösterreichische Stimmung wahrgenommen – auch nicht unter den Mitarbeitern der Aras Kargo.

CEO Aras fordert einen kompletten Rückzug der Österreicher aus dem Unternehmen. Seit 2013 hält die Österreichische Post 25 Prozent an Aras Kargo. Die Türken wollen diesen Minderheitsanteil nun zurückkaufen. „Die Post würde mit einem solchen Schritt ihren eigenen Aktionären einen großen Gefallen tun“, sagte Aras.

Das lehnte der CEO der Österreichischen Post ab. „Teile der Familie glauben, sie könnten ihre Verhandlungsposition verbessern, wenn sie schlechte Stimmung verbreiten und die Österreichische Post innerhalb des Unternehmens sowie in der Öffentlichkeit in Diskredit bringen. Das ist in höchsten Maßen unprofessionell. Wir erwarten uns von CEO Evrim Aras, dass sie sich an die im Jahr 2013 vereinbarten Verträge hält“, sagt Pölzl am Dienstag. Während der letzten Aufsichtsratssitzung sei in Istanbul versucht worden, Tumulte zu inszenieren, beklagte sich der Post-Chef. Ursprünglich hatte Pölzl vor, weitere 50 Prozent der Anteile an Aras Kargo zu übernehmen, wie zuvor in Verträgen vereinbart wurde.

Die Aktien des Unternehmens mit einer Marktkapitalisierung von über zwei Milliarden Euro verloren an der Wiener Börse mehr als ein Prozent auf 31,44 Euro. Ohnehin ist der Kurs des früheren Börsenlieblings innerhalb eines Jahres um ein Viertel gefallen.

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