Handelskonzern Metro versucht den Neustart in China

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Grafik Metro

Branchenkenner bezweifeln jedoch, dass der Kursschwenk Metro schnelle Erfolge in China bringen wird. „Kurzfristig ändert das sicher nicht viel“, sagt Jason Ding, Einzelhandelsexperte bei Roland Berger in Shanghai. Trotz des langen Booms sei die Gastronomie noch immer zersplittert. Die meisten Inhaber kleiner Restaurants wollten vor allem billig einkaufen, sagt Ding.

Auch die meisten chinesischen Privatkunden kaufen nach wie vor im Tante-Emma-Laden oder auf den traditionellen Märkten unter freiem Himmel ein. Super- und Hypermärkte decken bisher nur 25 Prozent des gesamten Handels in China ab. In den USA sind es 85 Prozent, in Südkorea 60 Prozent.

Der Preis ist nicht alles

Ein Grund für Metro, in China die Segel zu streichen, ist das nicht. Denn die Konsumgewohnheiten ändern sich mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung und steigenden Einkommen rasant. Auch der französische Handelskonzern Carrefour, der mehr als 160 Märkte in China betreibt, hat sich gegen die lokale Konkurrenz anfangs schwergetan und sogar überlegt, die China-Aktivitäten zu verkaufen.

Das ist vom Tisch: Inzwischen verdienen die Franzosen im Reich der Mitte Geld. Im dritten Quartal stieg der China-Umsatz um 16,1 Prozent. Auch der britische Konkurrent Tesco macht in China Fortschritte.Vor allem im Osten des Landes boomt das Geschäft. In den Küstenregionen liegt das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen bei umgerechnet weit mehr als 5000 Euro. Dort verlangen die Kunden qualitativ höherwertige Produkte, Beratung und Kundendienst. „Der Preis ist in China nicht mehr alles“, sagt Paul French, der in Shanghai ausländische Einzelhandelsunternehmen berät. Auch Carrefour oder Tesco hätten zunächst eine Durststrecke überstehen müssen, bis das Geschäft anzog.

Garküchen verschwinden

So könnte auch Metro in dem Maße Marktanteile dazugewinnen, in dem in den reicheren Regionen Tante-Emma-Läden, Straßenmärkte, Nudelbuden und Garküchen verschwinden. „Mittelfristig hat Metro gute Chancen“, urteilt Berger-Berater Ding.

Konzernchef Cordes geht davon aus, dass das Segment, das Metro in China mit seinen C&C-Märkten bedient, im Jahr 2015 ein Marktpotenzial von 500 Milliarden Euro erreichen wird. Daraus ergibt sich für den Handelsgiganten aus Düsseldorf beim Umsatz noch reichlich Spielraum nach oben: In den vergangenen beiden Jahren setzte Metro in China jeweils eine Milliarde Euro um. Zum Vergleich: Der Konzernumsatz liegt bei rund 66 Milliarden Euro.

Immerhin steigerte Metro im dritten Quartal 2010 seinen Asien-Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23,8 Prozent. Der Großteil davon entfällt auf China.

Damit das Geschäft weiter wächst, investiert der Düsseldorfer Handelskonzern in China im aktuellen Jahr 100 Millionen Euro in C&C. 2011 soll es ähnlich viel werden. Zusätzlich fließen umgerechnet 150 Millionen Euro in die Expansion von MediaMarkt in China: Bis Ende 2012 soll es in Shanghai bereits zehn Elektronikmärkte aus dem Metro-Reich geben.

Landesweit will Metro im kommenden Jahr zwischen 10 und 15 neue C&C-Märkte bauen. Dann dürfte auch Restaurantbesitzer Ma Wei in Peking bald einen in seiner Nähe haben.

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