Handys Der tiefe Fall von Nokia

Wie tief kann Nokia noch fallen? Die Marktanteile und der Aktienwert schmelzen wie Schnee in der Sonne. Nun verlässt auch noch der Technologiechef das Unternehmen und immer neue Übernahmegerüchte kursieren.

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Nokia Forschungs-Zentrum in Quelle: REUTERS

Nach neuerlichen Umsatz- und Gewinnwarnungen stuften nun auch die Rating-Agenturen die Bonität von Nokia herab. Und jetzt, mitten im Sturm, verlässt auch noch einer Hoffnungsträger, Technologie-Vorstand Rich Green, das Unternehmen. Im kalifornischen Silicon Valley wollte Green eine neue Brutstätte für Apps und andere Innovationen rund um die neuen Nokia-Smartphones aufbauen. Die Arbeit müssen nun andere vollenden.

Nokia steckt in einer schweren Krise. Schlimmer noch. Kaum noch jemand glaubt, dass sich Nokia aus eigner Kraft aus der prekären Lage befreien kann. Fast täglich kursieren neue Übernahmegerüchte durch die Medien. Nach Microsoft soll nun auch der koreanische Elektronikkonzern Samsung Interesse an einer Übernahme des finnischen Handybauers haben. Jedes Mal folgt umgehend das Dementi von Nokia. „Die Gerüchte sind gegenstandslos“, wischte Konzern-Chef Stephen Elop erst kürzlich wieder all die Spekulationen vom Tisch. Der Grund sei, dass eine Übernahme durch Microsoft überhaupt keinen Sinn mache. Denn ein großer Teil des Nokia-Geschäft sei immer noch der Verkauf von herkömmlichen Mobiltelefonen. Und das passe nicht zu den Geschäftsfeldern von Microsoft. 

Gerade mal vier Monate ist es her, dass neue Nokia-Chef Elop einen abrupten Strategiewechsel verkündete und den Schulterschluss mit Microsoft suchte. Die bisherige Bilanz gleicht einem Scherbenhaufen. Kritiker werfen Elop vor, dass er viel zu früh dem eigenen Betriebssystem Symbian den Todesstoss versetzt habe, ohne eine marktreife Alternative von Microsoft in der Hinterhand zu haben. Erste Modelle mit dem Betriebssystem Windows Phone 7 kommen kurz vor Weihnachten auf den Markt, mit größeren Stückzahlen rechnet Nokia 2012. Nokia drohen weitere sechs harte Monate mit Hiobsbotschaften, die alles bisherige übertreffen.

Kann ein Konzern das aushalten? Fest steht: Wenn dann nicht Smartphones auf den Markt kommen, die Begeisterungsstürme bei den Kunden auslösen, verschwindet die einstige Weltmarke als Nischenanbieter in der Versenkung.

Nokia könnte dann das gleiche Schicksal erleiden wie Motorola. Der einstmals größte US-amerikanische Handybauer war vor fünf Jahren noch die unangefochtene Zwei im Weltmarkt mit einem Marktanteil von 17 Prozent. Heute dümpelt Motorola weit abgeschlagen mit einem Marktanteil von mickrigen zwei Prozent als kaum noch beachteter Nischenspieler meilenweit hinter der Konkurrenz her.

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