Hans Vestberg Ericsson-Chef muss seinen Posten räumen

Ericsson-Chef Hans Vestberg zieht Konsequenzen aus den immer neuen Skandalen beim Telekomausrüster: Der Konzernchef tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Besonders sein üppiges Gehalt stand im Zentrum der Kritik.

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Der Ericsson-Chef tritt nach anhaltender Kritik zurück. Quelle: AFP

Stockholm Der Netzwerkausrüster Ericsson tauscht seinen Chef aus. Vorstandschef Hans Vestberg trete mit sofortiger Wirkung zurück, teilte der Konzern am Montag mit. Der bisherige Finanzchef Jan Frykhammar übernehme übergangsweise seinen Posten. Es werde intern und extern nach geeigneten Kandidaten gesucht. Vestberg war insgesamt 28 Jahre für Ericsson tätig, die letzten sieben als Vorstandschef.

Der Konzern steckt in Schwierigkeiten. Bei Vorlage der Quartalszahlen vergangene Woche hatten die Schweden weitere Kostensenkungen angekündigt. Der Umsatz ging verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 11 Prozent auf 54,1 Milliarden schwedische Kronen (5,7 Milliarden Euro) zurück. Der Gewinn sank um gut ein Viertel auf 1,6 Milliarden Kronen.

Die Probleme von Ericsson sind vielfältig: Lange Zeit dominierte der Konzern als einer der weltweit führenden Hersteller von Mobilfunknetzen die gesamte Branche. Doch vor allem der chinesische Konkurrent Huawei hat kräftig aufgeholt, nicht zuletzt, weil er den Kunden oftmals bessere Konditionen als Ericsson, Nokia und andere bieten kann. Ericsson verlor in den vergangenen fünf Jahren rund ein Drittel seines Börsenwerts. Binnen eines Jahres ist der Kurs der Ericsson-Aktie um mehr als 35 Prozent gesunken.

Das Problem der Schweden ist der weiterhin gebremste Investitionswillen der großen Telekom-Konzerne. Vodafone oder China Mobile haben trotz dramatisch wachsenden Datenverkehrs die Investitionen in den Ausbau ihrer Mobilfunknetze in diesem Jahr gekürzt. Das macht Ausrüstern wie Ericsson schwer zu schaffen. Und Besserung ist noch nicht in Sicht. Denn die Schwellenländer, in denen der Modernisierungsbedarf der Netze besonders hoch ist, kämpfen mit Rezession.

Zuletzt kamen auch noch diverse Skandale hinzu, in die das schwedische Unternehmen verwickelt ist. Zum einen untersuchen die amerikanische Finanzaufsicht SEC sowie das US-Finanzministerium schwerwiegende Korruptionsvorwürfe gegen Ericssons chinesische Tochter. Details sind nicht bekanntgegeben worden. Doch sollten sich die Vorwürfe gegen die Schweden erhärten, drohen empfindliche Strafen.

Medienberichte, Ericsson habe seine Bilanzen mit erwarteten Einnahmen aufgehübscht, verdichtete das Bild eines Konzerns in der Krise. Zwar wies die Konzernleitung die Meldung als „falsch“ zurück, da man Aufträge erst dann als Einnahmen in die Bilanz aufnehme, wenn die Erfüllung des Vertrages sicher sei.

Auch die Konzernspitze selbst geriet ins Kreuzfeuer der Kritik Vestberg und sein 13-köpfiges Führungsteam können sich trotz schlechter Zahlen nicht über ihre eigene Gehaltsentwicklung beklagen. Seit Vestberg Anfang 2010 die Leitung von Ericsson übernahm, ist die Jahresvergütung der Führungsmannschaft um 55 Prozent auf 270 Millionen Kronen (29 Millionen Euro) gestiegen.

Vestbergs Gehalt inklusive Bonuszahlungen betrug im vergangenen Jahr 61 Millionen Kronen, das waren 80 Prozent mehr als er in seinem ersten Jahr bei Ericsson erhielt. In einem Kommentar bezeichnete der angesehene Wirtschaftsjournalist Peter Benson die Ericson-Vergütungen als Zeichen für „eine kranke Unternehmenskultur“.

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