Hartmut Mehdorn Ein sturer Kopf für Air Berlin

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Joachim Hunold, Chief Quelle: dpa

Im Oktober 2008 sah sich Mehdorn am Ziel. Bei einer Präsentation der Deutschen Bahn pries er acht Stunden lang, vor Energie strotzend, zusammen mit Kollegen den Mobilitäts- und Logistikkonzern Deutsche Bahn an, damit dieser in wenigen Wochen erfolgreich an die Börse gehe. Doch all die körperliche wie mentale Vehemenz half nichts. Wenige Wochen später sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück wegen der Finanzkrise den Börsengang der Bahn ab. Mehdorn war tief getroffen.

Nur wenige Monate später wird ein Datenskandal bei der Bahn bekannt. Der Staatskonzern muss zugeben, in den Jahren 2002 und 2003 rund 173.000 Mitarbeiter überprüft zu haben. Zunächst war „nur“ von 1000 Führungskräften die Rede. Nur eine Woche später kommt die wahre Dimension ans Licht: 2005 sollen allen Beschäftigen der Deutschen Bahn - damals rund 220.000 Mitarbeiter - überprüft worden sein. Aus der Politik kommen Rücktrittsforderungen, die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt.

"Ich habe ja etwas Gutes gemacht und nichts Schlechtes"

Mehdorn schimpfte gegen die „unverantwortliche Skandalisierung. Er habe nur die Korruption bekämpfen wollen. Er beharrt: „Ich habe ja etwas Gutes gemacht und nichts Schlechtes.“

Am 30. März 2009 tritt Mehdorn zurück. Er berät im Folgenden die Bahn, insbesondere wenn es um die Zusammenarbeit mit der russischen Staatsbahn geht und arbeitet für Morgan Stanley. Er überreicht Visitenkarte mit seinem Namen, ohne Funktion, nur mit der Adresse seines Büros in Frankfurt am Main, das er mit seinem Ex-Finanzchef Diethelm Sack und Ex-Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter teilt.

Nun steht Mehdorn wieder im Fokus. Erneut hat er eine schwere Aufgabe. Im Quartalsbericht hatte Air Berlin tiefrote Zahlen bekanntgegeben. Mehdorn soll Verbindungen streichen, die keine Kostendeckung mehr erbringen und die gleichzeitig strategisch nicht mehr bedeutend sind.

Es ist folglich kein Job, mit dem Mehdorn seien ramponierten Namen aufbessern kann. Aber immerhin kann der Ex-Bahnchef nun ungeniert in den Flieger steigen. Dass er nicht die Bahn nimmt, wird Mehdorn keiner verübeln.

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