
Im Machtkampf bei Volkswagen verzichten die beiden Hauptaktionäre Porsche und Land Niedersachsen auf einen öffentlichen Schlagabtausch. Der Aufsichtsrat vermied einen Beschluss über einen Antrag Niedersachsens, der einen Streit mit Porsche provoziert hätte.
Das Bundesland als zweitgrößter Eigner wollte erreichen, dass das Kontrollgremium mit den Stimmen der Arbeitnehmer seine Pläne unterstützt, das umstrittene Vetorecht für das Land beizuhalten. Niedersachsen will so seinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen bei Europas größtem Autobauer sichern, Porsche will den Einfluss des Staates zurückdrängen. Beide Seiten haben gegensätzliche Vorstellungen: Niedersachsen will seine Sperrminorität von 20 Prozent retten, Porsche möchte diese VW-Sonderregel kippen.
Laut Aktiengesetz liegt die Sperrminorität üblicherweise bei 25 Prozent, für VW gilt jedoch aus historischen Gründen eine Sonderregel. Niedersachsen besitzt 20,1 Prozent der stimmberechtigten VW-Aktien. Porsche hält früheren Angaben zufolge knapp 31 Prozent und will den Anteil auf mehr als 50 Prozent aufstocken.
Ehrgeizige Wachstumsziele
2018 solle die Marke Volkswagen-Pkw jährlich 6,6 Millionen Autos verkaufen und zu den profitabelsten Unternehmen der Branche gehören. Vor Beginn des Aktionärstreffens demonstrierten Hunderte VW-Mitarbeiter für den Erhalt ihrer Werke und Mitbestimmung. Für den Erfolg von Volkswagen hat das Unternehmen laut Winterkorn mit der „Strategie 2018“ alle nötigen Schritte eingeleitet, um „aus ehrgeizigen Zielen messbare, positive Ergebnisse zu machen“. Dies sagte der VW-Chef laut Redemanuskript.
Er machte deutlich, das der Vorstand hinter dem Einstieg und der Aufstockung der Anteile durch den Autobauer Porsche stehe. „Und wir freuen uns, dass Porsche angekündigt hat, die Aktienmehrheit an der Volkswagen Aktiengesellschaft übernehmen zu wollen.“ Dieser Schritt zeige, wie nachhaltig das Engagement der Eignerfamilie von Porsche sei. Es gehe nicht um schnelle Profite, sondern um eine langfristige Entwicklung.
Winterkorn sieht Hürden bei Zusammenwachsen
Winterkorn machte auch deutlich, dass es „auf dem Weg bis zum Zusammenwachsen noch einige Hürden zu meistern gilt.“ Ungeachtet der nächsten Schritte werde der Vorstand seine Strategie konsequent weiterverfolgen: „Wir haben klare Ziele und Aufgaben definiert, um den Konzern auf seinem profitablen Wachstumskurs voranzubringen.“
Daran werde man festhalten und weiterarbeiten. Volkswagen sei „ein Juwel für jeden Anleger“, sagte der Vorstandschef mit Blick auf das Rekordjahr 2007. Im vergangenen Jahr sei VW der börsennotierte Autobauer mit der besten Kursentwicklung gewesen. Winterkorn bezeichnet 2007 als Schlüsseljahr, etwa weil die Produktivität in den Werken um zehn Prozent gesteigert und die Herstellungskosten für die Fahrzeuge gesenkt wurden. VW will in den nächsten Jahren zum weltweit größten Autobauer aufsteigen und fordert dabei vor allem den japanischen Konkurrenten Toyota heraus.
Zu Beginn der VW-Hauptversammlung demonstrierten rund 1.000 Beschäftige des Autobauers aus allen Werken. Zudem sollten am Vormittag in den deutschen VW-Werken Informationsveranstaltungen stattfinden. Zu der Protestkundgebung rief die IG Metall auf. Die Polizei sprach zunächst von 700 Teilehmern.