Haustiermarkt Teure Freunde: Der Milliardenzirkus um Hund und Katz

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Labrador mit Einkaufswagen Quelle: dpa/dpaweb

Während die Vegi-Bewegung laut Einträgen in Online-Foren noch mit Vorbehalten beim Endverbraucher kämpft, kommt Edelware bestens an. „Hyperpremium wächst“, stellen die IRI-Marktforscher fest. Statt Rindfleisch und Fisch landen immer öfter Parmaschinken und Barbarie-Ente, afrikanischer Strauß und glutenfreie Kartoffeln in den Tiermenüs – zu Festtagspreisen, versteht sich.

Für den Nachschub sorgt Cosmo. Der Zwergpudel ist Testfresser für den Mars-Konzern im niedersächsischen Verden. Gemeinsam mit 64 Artgenossen, darunter auch die Kollegen Bounty und Snickers, entscheidet Cosmo, was später in die Dose kommt. Mars, eigentlich bekannt für Schokoriegel, betreibt in der Kleinstadt an der Aller ein Forschungszentrum, in dem das Fressverhalten analysiert wird. Bevor ein Produkt auf den Markt kommt, müssen die Verdener Vorkoster ran, zu denen auch 130 Katzen gehören.

Für den Konzern geht es um sein wichtigstes Geschäftsfeld. Mit Marken wie Pedigree, Chappi, Frolic, Cesar, Whiskas und Sheba setzte Mars 2008 in Deutschland rund 736 Millionen Euro um. Die Schokoriegel brachten 515 Millionen Euro.

Facebook für Vierbeiner

Cosmo scheint um seine Verantwortung zu wissen. Genüsslich schwanzwedelnd und zur Freude der Produktentwickler vertilgt Cosmo diesmal Bröckchen um Bröckchen einer fleischig-saucigen Melange. Akribisch kontrollieren die Forscher nicht nur die Beschaffenheit von dem, was vorne rein, sondern auch von dem, was hinten rauskommt. Denn Farbe und Struktur des Hundekots sollen möglichst so aussehen, wie sich Herrchen gesunde Köttel vorstellt. Das Produkt muss schließlich vor allem den Menschen überzeugen, damit der es seinem Tier vorsetzt. Mars scheint das richtige Gespür dafür zu besitzen. 2009 sei die Tiersparte „erneut gewachsen“, sagt ein Konzernsprecher.

In den vier Produktionsanlagen rund um das Mars-Haustiercenter herrscht Hochbetrieb. Ein süßlicher Geruch liegt in der Luft, Ohrenschützer sind Pflicht, so lärmt es, wenn die gewaltigen Zerkleinerungsmaschinen gefrorene Fleischblöcke in fußballgroße Portionen zermalmen, bevor die Feinzerteilung und Abfüllung beginnt. 400.000 Schalen Sheba und 180.000 Schalen Cesar rattern hier pro Schicht über die Bänder.

Am Ende eines jeden Tages verlassen 120 bis 140 Lkws das Gelände, um von Verden aus ganz Deutschland und Teile Skandinaviens mit Futter zu beliefern.

Der Markt wächst, ist aber zugleich hart umkämpft. Neben Mars rangeln Konsumgütermultis wie Nestlé (Felix, Beneful), Procter & Gamble (Eukanuba) und Colgate Palmolive (Hill’s) um einen Platz am Napf – zur Freude der Medien.

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