
Vor dem Wochenende sah es noch so aus, als habe der spanische Baukomzern ACS, der Hochtief gegen den Willen des Managements übernehmen will, Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter fast matt gesetzt. Die gestern angekündigte Kapitalerhöhung jedoch, der gleichzeitige Einstieg des Emirats Katar als neuem Hochtief-Aktionär und weitere Kapitalerhöhungsmöglichkeiten, die Lütkestratkötter vor 24 Stunden erstmals andeutete, könnten zum Befreiungsschlag zu werden.
Hat Lütkestratkötter die aussichtslos erscheinende Partie mit seinem Schachzug vom Nikolaustag gedreht?
Nach Einschätzung renommierter Aktienrechtler gegenüber wiwo.de dürfte die neue Strategie von Hochtief erst einmal aufgehen. Der Stuttgarter Professor Roderich Thümmel von der Kanzlei Thümmel, Schütze & Partner meint: „Eine Klage von ACS gegen die Kapitalerhöhung hätte keine guten Erfolgsaussichten.“ Die Hürde „für ACS ist sehr hoch“. Der spanische Konzern müsste vor Gericht darstellen, dass die Kapitalerhöhung und der Einstieg von Katar kein strategisches Motiv hätte, sondern nur bezweckt, den fast 30-prozentigen ACS-Anteil an Hochtief auf nun gut 27 Prozent zu drücken und die Übernahme dadurch zu erschweren. Angesichts der Begründung des Hochtief-Managements, Hochtief und Katar wollten – auch mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2022 – ihre Zusammenarbeit intensivieren, ist das laut Thümmel „fast unmöglich“.
Klage ohne Chance
Oliver Maaß, Aktienrechts-Spezialist der internationalen Kanzlei Heisse Kursawe Eversheds in München, hält juristische Schritte von ACS ebenfalls "für aussichtslos“. Das gelte sowohl für eine theoretisch mögliche Unterlassungsklage, mit der ACS versuchen könnte, den Eintrag der neuen Hochtief-Eigentümerstruktur im Handelsregister zu verhindern als auch für eine spätere Schadensersatzklage. Maaß: "Die strategische Begründung von Hochtief für die Maßnahmen ist so schlüssig, dass sie nicht angreifbar ist.“