Um weiter zu wachsen setzt HSE stark auf neue Medien. Die Bayern baggern ihre Kundschaft auf allen denkbaren Kanälen an – vom digitalen Fernsehen, für das HSE im vergangenen Herbst eigens zwei neue TV-Kanäle gründete, übers mobile Internet bis zum interaktiven TV, bei dem man mit der Fernbedienung einkaufen kann.
Verkauft er wegen der Shopping-Apps bereits Smartphones günstig an Stammkundinnen, will HSE24 ihnen ab Juni auch Tablet-Rechner wie Apples iPad anbieten, sagt Reitzner: „Diese Geräte sind wie für uns gemacht: Sehen, klicken, kaufen – der „Will ich haben“-Impuls kann sofort befriedigt werden.“ Ein iPad für die Omi? Für Reitzner ganz normal: „Wenn sie einen direkten Vorteil und Nutzen sehen und die Sache beherrschbar erscheint, sind auch diese Zielgruppen technikaffin.“
So soll der Pro-Kopf-Umsatz weiter steigen, der bei HSE24 mit 30 Euro im Monat über dem deutschen Teleshopping-Durchschnitt von 16 Euro liege. Mehr Umsatz bedeutet mehr Pakete, auf die sich HSE einstellt: Im Sommer will das Unternehmen seinen Logistiketat ab 2013 neu vergeben. Noch kümmern sich DHL und Hermes um die jährlich mehr als acht Millionen HSE-Pakete.
Mit gebremstem Schaum
Neben der Technikoffensive zieht es Reitzner ins Ausland. Mitte Juni soll HSE24 in Italien auf Sendung gehen. Der Chef kennt den Markt bereits: Zwischen 1999 und 2004 führte Reitzner die Geschäfte des Einkaufssenders H.O.T. Italia, bis der an den Medienkonzern Mediaset verkauft wurde. Den Neustart probiert er mit gebremstem Schaum: Anders als Konkurrent QVC, der für seinen Adria-Ableger angeblich 64 Millionen Euro in eine Unternehmenszentrale und eigene Studios steckt, wollen die Münchner den Sendestart im nach Großbritannien und Deutschland drittgrößten Teleshopping-Markt Europas mit nur acht Millionen Euro stemmen. Die Sendungen für die Italia-Tochter werden daher zunächst mit vorwiegend in München angeheuerten Italo-Moderatoren in den HSE-Studios in Ismaning produziert. In vier Jahren will HSE24 so zwischen Neapel und Bozen mehr als 100 Millionen Euro umsetzen – „damit wären wir hochprofitabel“, sagt Reitzner.
Umdenken müssen die Münchner jedoch beim Sortiment: Gehört Schmuck in Deutschland zur beliebtesten Kategorie, dürfte sich der in Italien nicht so leicht verkaufen: „Die Italienerin“, hat Reitzner von einem einheimischen Managerkollegen gelernt, „lässt sich lieber beschenken.“