Hublot-Chef Biver "Wir waren die Ersten, die vom Aufschwung sprachen"

Jean-Claude Biver, Chef des Uhrenherstellers Hublot, über das Ende der Krise in der Luxusuhrenindustrie und protzige Uhren als Zeichen des Erfolges in neuen Märkten.

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Biver Quelle: Fred Merz/Rezo.Ch

Herr Biver, Anfang 2009 sagten Sie, dass Sie Ihre Hoffnung auf bessere Geschäfte nach der Krise auf das Jahr 2010 richten. Wo stehen wir heute?

2010 war sicher zu spät angesetzt.

Wie bitte?

Ja, wir haben bei Hublot schon im Juni 2009 gespürt, dass es wieder bergauf geht. Der Oktober war für uns der drittbeste Monat aller Zeiten, der November der zweitbeste und der Dezember der allerbeste unserer Geschichte.

Ein Aufschwung Ihrer Marke, der Uhrenbranche oder der Wirtschaft insgesamt?

Von allen drei. Die Marke kann in diesem Maße nur wachsen, wenn sie auch teilweise von einem wachsenden Markt gestützt wird. Der Markt geht rauf, wir gehen rauf.

Alle Segmente gleich stark?

Unser Markt hängt sehr stark vom Finanz- und Börsensektor ab. Auch weil wir das gewollt haben. Wir sind quasi exklusiv mit unserem Marketing in Magazine gegangen, die diesen Markt ansprechen. Und der Finanzmarkt hat seinen Aufschwung von April bis Mai genommen. Die Finanzleute haben nicht nur wieder Boni bekommen, sondern auch angefangen, sie auszugeben.

Die Uhren Ihrer Marke sind sehr groß, auffällig, maskulin, fast aggressiv. Passend zu den Alphatieren des Bonuswesens. Hat sich der Geschmack Ihrer Klientel geändert?

Ich habe natürlich auch gedacht, dass das passieren würde – es wäre nur logisch. Der Mensch aber ist nicht logisch. Zumal nicht, wenn es um Luxus-einkäufe geht. Die Krise hat nicht lange genug angedauert, um den Geschmacks zu verändern. Wenn ich mir die Autos anschaue: Was hat sich geändert? So gut wie nichts. Hätte diese Krise drei oder fünf Jahre angedauert, dann hätte man höchstwahrscheinlich eine massive Umwälzung erlebt.

Also alles beim Alten?

In gewisser Weise ja. Eine bescheidenere Haltung, wie ich sie erwartet hätte als Reaktion auf die Krise, gab es ja auch schon vor der Krise in den nordeuropäischen Ländern. Ganz im Gegensatz zu den Emerging Markets in China oder Russland. Da dient die Uhr noch oft als Prestigeobjekt, als Zeichen des Erfolgs. Bei uns in Mitteleuropa ist das umgekehrt: Man demonstriert Bescheidenheit.

Machen also die Uhrenunternehmen einen Fehler, die jetzt zurückhaltend auftreten? Auf den Messen in Genf und Basel war mehr Modellpflege als Innovationsfeuerwerk zu sehen.

Sobald das Geschäft anzieht, muss ich der Erste sein, der den Wind spürt und startet. Dann kann ich die Konkurrenz hinter mir besser beobachten. Wir haben auch beim Marketing einen anderen Weg eingeschlagen, als es die Finanzregeln vielleicht nahelegen. Wenn ich die Chance habe, meinen Marktanteil zu erhöhen, dann darf ich nicht auf Rentabilität schauen.

Fleißig Geld ausgeben, statt Kosten zu kontrollieren?

Man darf nicht verschwenderisch sein, aber nicht einmal bei den Spesen haben wir stark gespart. Kunden, denen es schlecht ging, haben wir noch öfter besucht als sonst. Sie waren für uns wie ein Patient, um den sich der Arzt intensiv kümmern muss.

Hublot als Arzt und die Händler die Patienten?

Der Markt war krank. Und in der Konsequenz auch manche Juweliere. Und jeder Kunde erinnert sich: „Die Hublot-Jungs waren immer da. Ihr wart die Ersten, die gesagt haben, es geht aufwärts.“ Es tut mir fast leid, dass die Krise vorbei ist.

Das ist nicht Ihr Ernst.

Ich bin natürlich sehr froh für die Mehrheit der Menschen und die Arbeitslosen, dass die Krise bald vorbei sein wird. Doch es war mir durchaus angenehm, während der Krise zu kämpfen, wie ein Radfahrer alleine in den Bergen, mit zwölf Prozent Steigung, bei Gegenwind und Schneeregen, immer das Feld im Rücken. Jetzt sind wir in der Flachetappe und haben Rückenwind und fahren alle 50 Kilometer pro Stunde im großen Feld. Das kann jeder.

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