Immobilienboom Spanische Banken trumpfen auf

Spaniens Banken haben erneut ein starkes Jahr hinter sich gebracht. Sie profitierten vor allem von einem nach wie vor starken Hypothekengeschäft. Zudem stellte die wachsende Zahl von Immigranten im eigenen Land ein enormes Geschäft dar.

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HB MADRID. Das Geld, was die rund drei Millionen Lateinamerikaner, Osteuropäer und Nordafrikaner monatlich an ihre Familien schicken, belief sich nach Angaben der spanischen Notenbank allein im Januar 2005 auf 266 Mill. Euro. Das waren sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Nicht nur dank dieser mit hohen Gebühren belegten Überweisungen sind Ausländer inzwischen gern gesehene Kunden bei Sparkassen und Banken in Spanien. „Sie sind zudem sehr pflichtbewusst, wenn es um die Bedienung ihrer zahlreichen Kredite geht, oft mehr als unsere eigenen Landesgenossen, sagt Manuel Romera, Finanzexperte bei der spanischen Business Schule Instituto de Empresa. Viele hätten nur eine auf ein Jahr befristete Aufenthaltsgenehmigung und vermieden deswegen Probleme mit der Justiz. Auf Grund des wachsenden Wohlstands der Einwanderer, die von einer starken Konjunktur profitieren, spezialisieren sich die Banken immer mehr auf dieses Segment. Die zweitgrößte spanische Bank BBVA will zum Beispiel im kommenden Jahr 200 000 neue ausländische Kunden gewinnen und beim Überweisungsvolumen um 20 Prozent wachsen. Die größte Sparkasse des Landes La Caixa hat auf ihrer Webseite eine eigene Sektion eingerichtet, wo Immigranten auf sie speziell zugeschnittene Angebote finden. Damit der Kundenfang noch besser funktioniert, stellen viele spanische Finanzinstitute inzwischen Marokkaner, Osteuropäer oder Ecuadorianer an, die ihre Landesgenossen am Schalter bedienen. Eine zuverlässige Ertragsquelle stellt nach wie vor der Immobilienmarkt dar. „Die Banken werden 2006 weiterhin vom Immobilienmarkt profitieren“, sagt Robert Tornabell, Finanzexperte an der privaten Universität Esade in Barcelona. Denn auch wenn sich der Preisanstieg im kommenden Jahr verlangsamen werde, so sei das Segment der Ferienhäuser noch lange nicht ausgeschöpft. „Vor allem die kaufkräftigeren Nordeuropäer werden kaufen und sie werden diesen Erwerb immer öfter von spanischen Banken oder Sparkassen finanzieren lassen“, glaubt Tornabell. Der Chefökonom der BBVA, José Luis Escrivá, rechnet ebenfalls damit, dass das Hypothekengeschäft weiter ein wichtiger Pfeiler der spanischen Banken und vor allem der Sparkassen bleiben wird, wo dieser Bereich vereinzelt 60 Prozent des Geschäfts ausmacht. Auch ein weiterer Zinsanstieg wird sich seiner Ansicht nach darauf nicht negativ auswirken: „Der Hypothekenmarkt wird natürlich langsam kleiner werden, aber der spanische Bankensektor ist darauf gut vorbereitet“, sagt Escrivá. Das bestätigt auch ein Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF), der dem Sektor eine sehr gute Gesundheit bescheinigte. Weil das so ist, wird es kaum noch zu Konsolidierungen kommen, „höchstens ein paar kleine Banken werden vielleicht im kommenden Jahr gekauft werden oder fusionieren“, sagt Tornabell. Darunter der ewige Kandidat Bankinter, die siebtgrößte spanische Bank. BBVA und Marktführer SCH, die 50 Prozent des spanischen Marktes bewegen, werden dagegen ihr Geschäft in Lateinamerika konsolidieren und stärker in Europa investieren.

Lesen Sie weiter auf Seite 2:Vorsichtig zeigen sich die spanischen Finanzinstitute noch in China.

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