+++ Liveticker +++ Volkswagen vor turbulenter Hauptversammlung

Die Hauptversammlung von VW dürfte turbulent werden. Geplant war ein Einstimmen aufs Autogeschäft der Zukunft - erwartet werden jetzt aber hitzige Debatten um die Diesel-Affäre. Die Veranstaltung im Liveticker.

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Die Anteilseigner haben allen Grund zur Unruhe: Der Aktienkurs ist seit Herbst von etwa 160 auf jetzt rund 120 Euro abgestürzt. Auf das große Geld müssen die Aktionäre in diesem Jahr verzichten. Für jede Vorzugsaktie sind dieses Mal magere 17 Cent vorgeschlagen – vor einem Jahr gab es noch etwa 30-mal so viel. Quelle: dpa

Hannover Der skandalgeschüttelte VW-Konzern hofft bei seiner heutigen Hauptversammlung (ab 10.00 Uhr) auf neues Vertrauen der Aktionäre, muss sich aber weiter mit Altlasten der Abgas-Affäre herumschlagen. Erstmals seit dem Bekanntwerden der Manipulationen an Millionen Dieselwagen im September 2015 treffen in Hannover Anteilseigner, Vorstände und Aufsichtsräte aufeinander. Dabei dürfte es viele kritische Fragen zur weiteren Aufarbeitung der schwersten Krise in der Volkswagen-Geschichte geben.

+++ Alt-Aktionäre +++
Der Parkplatz vor der Messehalle in Hannover ist bereits gut gefüllt, das Aktionärstreffen von Volkswagen dürfte nicht nur hitzig, sondern auch voll werden. Wer aber in die Halle will, der muss sich besonderen Sicherheitsvorkehrungen unterwerfen. Man sei angehalten, extra scharf aufzupassen, begründet ein Mitarbeiter an der Eingangsschleuse den zusätzlichen Blick in die Laptop-Tasche. Der Kollege von der FAZ muss sogar seinen Kulturbeutel abgeben. Sehr auffällig bei den Aktionären: Das Durchschnittsalter liegt deutlich über 50.

+++Aufsichtsrat hält an Entlastung des Vorstands fest+++
Das Gremium hat sich auf seiner Sitzung am Dienstag darauf verständigt, auch eine Entlastung des früheren VW-Chefs Martin Winterkorn den Aktionären zu empfehlen. Gegen ihn und Herbert Diess, Chef der Kernmarke VW, ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Verdachts auf Marktmanipulation.

Aktionäre wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wollen VW zu einer unabhängigen Sonderprüfung zwingen. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass einer Sonderprüfung zugestimmt oder dem Vorstand die Entlastung verweigert wird - denn die Mehrheitsverhältnisse bei VW sind eindeutig. Mehr als die Hälfte der Aktien werden von der Großfamilie Porsche/Piëch kontrolliert.

„Die Porsche SE wird für eine Entlastung des Vorstands stimmen“, sagte ein Sprecher des Hauptaktionärs.

+++ Staatsanwaltschaft ermittelt +++
Kurz vor dem Treffen der Anteilseigner sorgten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn für zusätzlichen Druck. Ihm wird Marktmanipulation vorgeworfen. Der einstige „Mr. Volkswagen“ war im Strudel der Affäre um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselfahrzeuge im Herbst zurückgetreten.

Gestern bestätigte VW, dass auch der neue Chef der Kernmarke VW-Pkw, Herbert Diess, ins Visier der Ermittler geraten ist. Neben den strafrechtlichen Untersuchungen hat das Unternehmen mit drohenden Milliardenkosten durch Zivilklagen von enttäuschten Kunden und Investoren zu kämpfen. Parallel dazu durchleuchtet die US-Kanzlei Jones Day den Konzern, um Verantwortlichkeiten zu klären.

Sprengkraft enthält der Vorwurf, das Management habe im September 2015 die Finanzwelt womöglich gezielt zu spät über die absehbaren Folgen der Diesel-Affäre ins Bild gesetzt. Hier könnten am Ende milliardenschwere Schadenersatz-Klagen stehen.

+++Welche Zukunft hat der Diesel?+++
Auch mit Blick auf die bislang wichtige Diesel-Technologie ergeben sich mehrere offene Punkte. Müller zog im Interview mit dem Handelsblatt die Zukunft des Antriebs teilweise in Zweifel, wenn zugleich Emissionsgrenzen immer schärfer würden und die E-Mobilität ausgebaut werde. „Vor diesem Hintergrund wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen“, sagte er.

+++ Reizthemen Vorstandsboni und Sparkurs +++
Vorstandschef Matthias Müller will mit seiner in der vorigen Woche vorgestellten „Strategie 2025“ den Blick nach vorn richten. Ein massiver Ausbau der Elektromobilität, eine insgesamt schlankere Modellpalette und Konzernstruktur sowie neue Angebote beim autonomen Fahren und bei Mobilitätsdiensten sollen Europas größten Autobauer voranbringen. Doch die finanziellen und juristischen Folgen des Diesel-Debakels wiegen schwer und dürften heftig diskutiert werden.

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