Toshiba Fehlgriffe und Skandale verdüstern Zukunftsaussichten

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"Nicht einmal Kurswechsel nach Fukushima"

Parallel wehte auch außerhalb des Konzerns ein immer härterer Wind. Der Markt für günstige Unterhaltungselektronik wurde von chinesischen Anbietern kräftig aufgemischt. Im Bereich besonders hochwertiger Produkte machte die Konkurrenz aus Südkorea das Rennen. Unter den Computer-Herstellern verschoben sich die Marktanteile vor allem in Richtung Apple und Dell aus den USA sowie Acer aus Taiwan und Lenovo mit Sitz in Hongkong. Im vergangenen Jahr verkaufte Toshiba sein Geschäft mit Haushaltsgeräten an die chinesische Midea-Gruppe. Ihre Sparte für medizinische Geräte verkauften die Japaner an den Kamerahersteller Canon.

Nur im Bereich der Speicherchips zählt Toshiba derzeit noch zur absoluten Weltspitze. Und ausgerechnet diese Sparte wurde im April nun ausgegliedert. Mit dem geplanten Verkauf soll wieder frisches Geld in die arg gebeutelte Unternehmenskasse gespült werden. Potenzielle Käufer gibt es offenbar mehrere. Berichten zufolge soll Hon Hai aus Taiwan ebenso interessiert sein wie Toshibas bisheriger Joint-Venture-Partner Western Digital und ein Konsortium aus Japan und den USA.

Selbst wenn Toshiba die aktuelle Krise überstehen sollte, bliebe vom einstigen Großkonzern also nur noch sehr wenig übrig. Es bliebe etwa das Geschäft mit Eisenbahnen, elektrischen Anlagen und Fabrik-Automation. Und natürlich das Nukleargeschäft - zumal Toshiba noch die Verantwortung für den Betrieb oder die Abwicklung von 17 Reaktoren in Japan trägt, einschließlich derer in dem Kraftwerk von Fukushima.

Toshiba-Präsident Satoshi Tsunakawa hat versichert, keine neuen Nuklearprojekte mehr in Angriff nehmen zu wollen. Die inzwischen ebenfalls in Zahlungsschwierigkeiten geratene Tochterfirma Westinghouse will Toshiba nach eigenen Angaben möglicherweise ebenfalls verkaufen. Allerdings sind hier noch zahlreiche Klagen anhängig, so dass noch vollkommen unklar ist, welche Kosten die Japaner zunächst noch schultern müssen.

Das Unternehmen habe selbst nach Fukushima noch viel zu lange an der Atomkraft festgehalten, sagt der ehemalige Toshiba-Ingenieur Masashi Goto, der heute ein Gegner dieser Technik ist. Dabei seien die Reaktoren wie bettlägerige Patienten - die Branche werde sie noch viele Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte pflegen müssen. „Nicht einmal nach Fukushima hatte das Management von Toshiba die Weisheit, einen Kurswechsel vorzunehmen.“

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