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200. Firmenjubiläum Krupp setzt auf traditionelle Werte

Selbstkritisch feiert der Stahlkonzern Krupp seinen 200. Geburtstag. Aus allen Festreden sticht das Lob für den sozialen Umgang der Firma mit ihren „Kruppianern“ heraus - ein Modell in Zeiten der Profitmaximierung?

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Ein Arbeiter schweißt bei der Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH (HKM) in Duisburg an einer Stütze. Quelle: dapd

Essen Deutschlands lange Zeit größtes Privatunternehmen - der Essener Stahlkonzern Krupp - hat am Sonntag mit selbstkritischem Blick auf seine Geschichte Jubiläum gefeiert. Krupp habe tiefe Krisen erlebt, sagte der Chef der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, zum 200. Geburtstag des legendären Unternehmens in Essen. Dem Anspruch eines „moralischen Kapitalismus“ sei man nicht immer gerecht geworden. Die Firmen-Philosophie einer besonderen Verbundenheit mit den Beschäftigten und dem Gemeinwohl sei aber immer Maßstab des Handels und müsse das auch in Zukunft sein.

Das 1811 gegründete Unternehmen war mit bahnbrechenden Erfindungen wie nahtlosen Eisenbahnreifen in der industriellen Revolution zum Großkonzern aufgestiegen. Sehr früh führte Krupp soziale Errungenschaften wie Betriebskrankenkassen, eigene Arbeiter-Wohnviertel, Krankenhäuser und Geschäfte mit verbilligten Preisen ein. Die Kehrseite waren politische Gängelung der Arbeiter - Gewerkschaftsmitglieder wurden rücksichtslos entlassen - und seit dem 19. Jahrhundert ein erheblicher Umsatzanteil der Waffenproduktion.

Der Mythos Krupp, Neues zu schaffen, fasziniere ihn, sagte Bundespräsident Christian Wulff in seinem Festvortrag. Man begegne aber auch den düsteren Seiten des Mythos' wie Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit. Krupp habe sich zu dieser historischen Verantwortung aber sehr früh bekannt und schon 1959 Entschädigungen an die jüdischen Zwangsarbeiter gezahlt.

An seinen Beschäftigten habe Krupp in den 200 Jahren auch in Zeiten der Krisen stets festgehalten, betonte Wulff. Dies sei vorbildlich auch für die deutsche Wirtschaft. Das Land sei gerade deshalb so gut durch die Krise gekommen, weil hierzulande eben keine „Mentalität des Heuerns und Feuerns“ dominiere. „Wie skeptisch man das autoritär-patriarchalische Wesen eines Alfred Krupp sehen mag, (...) in Zeiten, in denen anonyme Industriekonsortien Firmen bis zur Unkenntlichkeit umsortieren, Hedgefonds wie Heuschrecken über sie herfallen (...), leuchtet das Vorbild des verantwortlichen Alleininhabers wie lange nicht mehr“, zitierte Wulff aus einem „Zeit“-Artikel.

Seit 1999 ist Krupp mit der Duisburger Firma Thyssen zum Dax-Konzern ThyssenKrupp fusioniert, der etwa 180.000 Menschen beschäftigt. Wichtigster Einzelaktionär mit gut 25 Prozent ist die Krupp-Stiftung mit dem 98-jährigen Beitz an der Spitze. Die Stiftung als „Stabilitätsanker“ garantiere auch in der aktuell anstehenden Umstrukturierung des Konzerns, dass Mitglieder der „Familie“ nicht in eine ungewisse Zukunft entlassen würden, sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Thomas Schlenz.

Beitz ist trotz seines hohen Alters bei guter Gesundheit. Für die Frage einer Nachfolge an der Spitze der Stiftung setzte der 98-Jährige beim Festakt klare Zeichen: Er lobte in seiner kurzen Begrüßungsrede und dann noch einmal in einem weiteren Beitrag auffällig den derzeitigen ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef und stellvertretenden Stiftungsvorsitzenden Gerhard Cromme. Beobachter erwarten, dass dieser das Werk von Beitz einmal fortsetzen und den besonderen Krupp-Geist wahren soll.

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