Back zeigte sich überzeugt, dass es bei einer Fusion nicht bei dem angekündigten Abbau von rund 2000 Stellen bei Thyssenkrupp in Deutschland bleiben werde. Am Ende würden einem Zusammenschluss „wesentlich mehr“ Arbeitsplätze zum Opfer fallen, meinte er.
Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger zeigte sich jedoch überzeugt, dass es gelingen werde, in den bevorstehenden Gesprächen auch die Arbeitnehmerseite von dem Vorhaben zu überzeugen. „Wir wollen den Stahl nicht loswerden“, sagte er. Die Arbeitnehmervertreter hatten zuvor angekündigt, bei einer möglichen Abstimmung im Aufsichtsrat geschlossen gegen eine Fusion stimmen zu wollen. Ein solches Votum wäre ein Novum in der Konzerngeschichte. Zu einer Abstimmung werde es bei der am kommenden Samstag geplanten Sitzung des Aufsichtsrats jedoch zunächst nicht kommen, kündigte Hiesinger an.
Alte Sünden, neue Probleme bei Thyssenkrupp
In den vergangenen Jahren war der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp in eine Vielzahl von Bestechungs- und Kartellfällen verwickelt.
Etliche Offsore-Gesellschaften nutzte die Thyssenkrupp-Tochter Marine Force International (MFI), um Gelder zu dubiosen Beratern zu lotsen, die wiederum Aufträge mit U-Booten in Ländern wie der Türke, Griechenland und Indonesien sicherten.
Über Jahre hatten sich Mitarbeiter des Thyssenkrupp-Konzerns mit anderen Unternehmen bei Preisen und Mengen abgesprochen. Der Essener Konzern musste ein Bußgeld in Höhe von 200 Millionen Euro zahlen.
Bei einem Waffengeschäft in der Türkei sollen Manager des Bremer Rüstungsunternehmens Atlas Elektronik, ein Gemeinschaftsunternehmen von Thyssenkrupp und Airbus, türkische Amtsträger bestochen haben. Vor diesem Hintergrund fand sogar eine Razzia in der Essener Zentrale von Thyssenkrupp im Sommer diesen Jahres statt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Manager von Thyssenkrupp und Airbus, weil sie die Zahlung von Bestechungsgeldern nicht verhindert haben sollen.
Bereits im Vorfeld der sich anbahnenden Grundsatzeinigung hatten Betriebsrat und IG Metall wegen möglicherweise drohender massiver Einschnitte bei Standorten und Beschäftigten bereits heftigen Widerstand gegen den Plan angekündigt. Für diesen Freitag haben die Arbeitnehmervertreter zu einer Protestkundgebung in Bochum aufgerufen, zu der mindestens 5000 Stahlkocher erwartet werden.
Die Arbeitnehmervertreter hatten zudem angekündigt, bei einer bei einer möglichen Abstimmung im Aufsichtsrat geschlossen gegen ein Zusammengehen mit dem indischen Konkurrenten stimmen zu wollen. Ein solches Votum wäre ein Novum in der Konzerngeschichte.
Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat sich in die geplante Fusion eingeschaltet. "Einen Zusammenschluss um jeden Preis darf es nicht geben", erklärte die SPD-Politikerin am Mittwoch in Berlin. Die Standorte in Deutschland müssten erhalten und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Nahles bezeichnete es zudem als wichtig, dass im Falle eines Zusammengehens der Unternehmenssitz in Deutschland liege. Nur so lasse sich die Mitbestimmung langfristig sichern. Die Konzerne hatten indes mitgeteilt, das Gemeinschaftsunternehmen solle seinen Sitz in den Niederlanden haben.
Nahles will am Freitag in Bochum auf der Kundgebung sprechen. "Bestehende Zusagen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen eingehalten werden", forderte die Ministerin. Die deutschen Standorte seien wettbewerbsfähig. Das müsse auch in Zukunft so bleiben.
Die größten Stahlproduzenten in Deutschland
Gemessen an der Produktionsmenge zählt Dillingen zu den fünf größten Stahlproduzenten Deutschlands. Das Hüttenwerk produzierte rund 2,4 Millionen Tonnen Oxygenstahl im Jahr 2015.
Quelle: Statista; die erhobenen Daten beziehen sich auf das Jahr 2015
Noch etwas mehr, nämlich 2,7 Tonnen Oxygenstahl und 0,1 Tonnen Elektrostahl, produzierte die Saarstahl AG und landet damit auf Rang vier.
Mit einer Produktionsmenge von 5,8 Millionen Tonnen Oxygenstahl und einer Tonne Elektrostahl ist die Salzgitter AG der drittgrößte Stahlproduzent Deutschlands.
Der transnationale Stahlkonzern ArcelorMittal hat 2015 ganze 7,8 Tonnen Oxygenstahl und rund eine Tonne Elektrostahl produziert.
Das konnte nur noch Thyssenkrupp toppen: Kein Unternehmen hat 2015 so viel Stahl produziert wie der deutsche Industriekonzern mit Hauptsitz in Essen, nämlich 12,4 Millionen Tonnen Oxygenstahl.
In einem Brief an die Mitarbeiter wies Heinrich Hiesinger auf „erhebliche Überkapazitäten“ in der Stahlbranche hin. Die Nachfrage nach Flachstahl wachse nur sehr langsam. Alle Stahlunternehmen arbeiteten mit Restrukturierungsprogrammen dagegen, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
„Die Wirkung ist aber nur von kurzer Dauer und schnell vom Markt aufgezehrt.“ Dadurch entsteht eine Abwärtsspirale, die uns dazu zwingt, immer wieder schmerzhaft nachzuziehen.“ Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, habe man sich für den Zusammenschluss entschieden.