5,9 Milliarden Dollar Merck gibt Übernahmeangebot für Versum ab

Merck plant Übernahme von Versum Quelle: dpa

Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern bietet 5,2 Milliarden Euro für den US-Halbleiterzulieferer Versum. Doch es gibt einen weiteren Interessenten.

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Der Darmstädter Merck-Konzern will mit einer Milliardenübernahme in den USA sein Geschäft mit der Elektronikindustrie ausbauen. Das Dax-Unternehmen hat ein Auge auf den amerikanischen Halbleiterzulieferer Versum Materials geworfen und bietet 5,9 Milliarden Dollar in bar (knapp 5,2 Mrd Euro), wie Merck mitteilte. Versum reagierte zurückhaltend.

Dabei scheuen die Darmstädter auch einen Bieterwettbewerb nicht: An Versum hatte Ende Januar auch der US-Spezialchemiekonzern Entegris Interesse signalisiert, er will das Unternehmen für vier Milliarden Dollar übernehmen. Die beiden Firmen streben an, sich per Aktientausch bis Jahresende zusammenzuschließen.

Diese Offerte will Merck nun übertrumpfen: Das Angebot von 48 Dollar je Aktie entspreche einer Prämie von fast 52 Prozent auf den Aktienkurs von Versum vor der Ankündigung der Entegris-Transaktion und sei damit „deutlich überlegen“. Gemessen am aktuellen Aktienkurs von Versum bedeute die Offerte einen Aufschlag von 15,9 Prozent. „Unser attraktiver Vorschlag für einen Barkauf an die Aktionäre von Versum zeigt, dass wir fest entschlossen sind, diese Transaktion erfolgreich abzuschließen“, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann.

Versum reagierte zunächst verhalten auf die Avancen aus Deutschland. Mercks „unerbetenes“ Angebot solle nun zwar mit Hilfe unabhängiger Finanz- und Rechtsberater vom Verwaltungsrat geprüft werden, hieß es in einer Stellungnahme. Versum glaube aber weiterhin, dass die geplante Fusion mit Entegris strategisch und finanziell Sinn mache.

Mit der Übernahme will Merck seine Position als ein führender Anbieter für Elektronikmaterialien stärken. Man sei darauf vorbereitet, „zügig mit der Unternehmensprüfung zu beginnen, Verhandlungen aufzunehmen und schnell zu einer Einigung über einen Zusammenschluss zu gelangen“, hieß es. Der Konzern zeigte sich zuversichtlich, den Deal im zweiten Halbjahr 2019 abzuschließen. Es wäre der größte Zukauf seit der Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich 2015 für die Rekordsumme von 17 Milliarden Dollar.

Mit einem Zusammenschluss mit Versum würde ein vielseitiges, sich ergänzendes Portfolio an Elektronikmaterialien, Ausrüstung und Dienstleistungen für die Halbleiter- und Displaybranche entstehen, warb Merck. Zudem würde eine gemeinsame Forschung und Entwicklung kürzere Innovationszyklen ermöglichen und das Produktangebot stärken.

Merck plane, das gemeinsame Geschäft am Standort von Versum in Tempe (Arizona) aufzubauen. Der beabsichtigte Bar-Deal sei bereits „voll durchfinanziert“ und berge anders als das Angebot von Enetegris keine Unabwägbarkeiten, umwarb Merck das Management des US-Unternehmens. Nötig seien nur die Zustimmung der Versum-Aktionäre sowie der Kartellbehörden. Es seien aber keine regulatorischen Hürden zu erwarten, unterstrich Oschman in einer Telefonkonferenz. Die Amerikaner hatten von Mercks Kaufabsichten bis dato nichts gewusst.

An der Börse löste die Aussicht auf einen lukrativen Bieterkampf ein Kursfeuerwerk aus: Versum-Aktien sprangen um fast 18 Prozent hoch, während die Papiere von Merck um 3,6 Prozent fielen. Finanzchef Marcus Kuhnert betonte, eine Übernahme von Versum würde die Profitabilität von Merck unverzüglich steigern und mittelfristig 60 Millionen Euro Kosten pro Jahr sparen.

Merck musste 2018 eine Durststrecke in der Materialsparte überwinden, weil das Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphone- und TV-Displays nicht mehr rund lief. Da chinesische Konkurrenten in den Markt drängen, stehen die Preise unter Druck. Um die Sparte wieder flott zu machen, stellt sich der Bereich neu auf und richtet sie stärker auf Halbleiter für die Elektronikindustrie aus. Doch das kostet Zeit. Merck peilt erst nach 2019 wieder ein jährliches Umsatzwachstum von im Schnitt 2 bis 3 Prozent in dem Bereich an.

Die Schwäche der Spezialchemiesparte gilt als größte Baustelle von Merck und als einer der Gründe, warum der bereinigte Betriebsgewinn 2018 zurückgehen soll. Die Bilanz legt Merck am 7. März vor.

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