Abgang Martin Rohr Hochtief verliert weiteren Vorstand

Es werden immer weniger: Nach dem Ex-Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter und Finanzchef Burkhard Lohr geht nun ein weiterer Hochtief-Mann von Board - Martin Rohr, bislang zuständig für das Amerika-Geschäft.

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Bauarbeiter von Hochtief geht an einem Spezial-Fenster vorbei. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Hochtief -Vorstandsmannschaft hat sich nach der Übernahme durch den Konkurrenten ACS nun komplett verändert: Der für das Flughafen- und Amerikageschäft des Bauriesen zuständige Martin Rohr warf am Dienstag das Handtuch. Rohr machte von einer lukrativen Klausel Gebrauch, die den Managern bei einem Eignerwechsel einen finanziell lukrativen Rückzug ermöglicht. Für die laufenden Verkaufsgespräche um die Hochtief-Flughafenbeteiligungen stelle der Abgang aber keinen Rückschlag dar, hieß es in Aufsichtsratskreisen des Essener Konzerns. Diese gingen weiter - und Hochtief wolle einen „vernünftigen Wert“ für die Beteiligungen heben, sagte ein Mitglied des Kontrollgremiums zu Reuters.

ACS hatte sich nach einer langen und vergeblichen Abwehrschlacht des Essener Konzerns im vergangenen Juni die Mehrheit an Hochtief gesichert. Die Übernahme wurde auch von zahlreichen Abgängen im Management begleitet: Im vergangenen März zog Vorstand Peter Noe sein Sonderkündigungsrecht. Laut Geschäftsbericht sichert die Klausel Vorständen mindestens zweieinhalb Jahresgehälter. Auch der damalige Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter räumte mit der Hauptversammlung im Mai seinen Posten - ACS verdoppelte bei dem Aktionärstreffen die Zahl seiner Aufsichtsratsmandate. Neuer Hochtief-Chef wurde damals Vorstandsmitglied Frank Stieler. Im Oktober ging dann auch Finanzchef Burkhard Lohr - sein Nachfolger wurde Peter Sassenfeld. Sassenfeld gelang es dann in der vergangenen Woche, die Refinanzierung des Konzerns langfristig abzusichern - es ging um Kreditlinien im Umfang von zwei Milliarden Euro.

Der 56-jährige Rohr scheide „aus Gründen seiner persönlichen Lebensplanung“ aus, teilte Hochtief mit. Sassenfeld solle Rohrs Zuständigkeiten übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden sei. Rohr sei der letzte Hochtief-Manager, der vom vertraglich vereinbarten Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen könne, teilte Hochtief weiter mit.

Rohr habe damit eine günstige Gelegenheit für sein Ausscheiden genutzt, hieß es in Kreisen des Aufsichtsrats. „Das Thema Sonderklauseln ist damit erledigt“, sagte ein Aufseher.

Die Verhandlungen um den Verkauf der Hochtief-Beteiligungen an den Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg, Athen, Budapest, Tirana und Sydney dauerten unvermindert an, hieß es in Kreisen des Aufsichtsrats. Für Hochtief gebe es keinen Druck in den Gesprächen, der Konzern habe gerade seine Refinanzierung erfolgreich erneuert. Ein Grund dafür, dass die Verkaufsgespräche weiter andauerten, seien auch die Turbulenzen an den Finanzmärkten - für Interessenten werde die Finanzierung einer Übernahme der Beteiligungen dadurch nicht einfacher, diese koste „Zeit und Nerven“. Auch die Schuldenkrise um Griechenland mache den Verkauf nicht leichter - Teil des Pakets ist schließlich der Flughafen Athen.

Rohrs Ausscheiden liege auch nicht in der Übernahme Hochtiefs durch den spanischen ACS-Konzern begründet, hieß es in den Kreisen des Aufsichtsrats weiter. ACS verhalte sich bislang „sachorientiert und vernünftig“ und agiere „konstruktiv“ in den Sitzungen des Aufsichtsrats. Ursprünglich hatte es Befürchtungen gegeben, ACS könnte Hochtief zerschlagen.

Ein Hochtief-Sprecher sagte, der Verkauf der Flughafen-Beteiligungen sei weiter für 2011 oder 2012 geplant. Hochtief befinde sich in „intensiven Gesprächen“ mit Investoren. Alle Flughäfen verzeichneten steigende Passagierzahlen, betonte er.

Interesse an den Flughafen-Beteiligungen hatte unter anderem die französische Vinci angemeldet. Finanzkreisen zufolge hat auch die chinesische HNA ein Auge auf die Beteiligungen geworfen. Hochtief hatte bereits eingeräumt, dass der Verkauf sich verzögere und möglicherweise nicht mehr - wie ursprünglich angekündigt - 2011 in trockene Tücher gebracht werden kann. Für diesen Fall erwartet Hochtief im laufenden Jahr einen Verlust.

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