Abgasskandal Ermittlungen gegen Audi-Chef Stadler sind Thema im VW-Aufsichtsrat

Die Vorwürfe gegen Stadler stehen beim VW-Aufsichtsgremium auf der Tagesordnung. Noch stützen die Familieneigner den Audi-Chef.

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VW-Aufsichtsrat: Ermittlungen gegen Audi-Chef Stadler sind Thema Quelle: AP

Hamburg Der VW-Aufsichtsrat will sich am Montag Insidern zufolge über die Betrugsermittlungen gegen Audi-Chef Rupert Stadler im Dieselskandal informieren lassen. Die Kontrolleure wollten von den hausinternen Juristen erfahren, was genau die Ermittler gegen Stadler in der Hand hätten, sagten mehrere mit den Beratungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag.

Einer der Insider erläuterte, auf der Tagesordnung des Aufsichtsgremiums stehe ein Bericht des VW-Dieselausschusses über den Stand der Aufarbeitung des Abgasskandals. Dabei dürften auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München zur Sprache kommen. Es handele sich um eine schon länger anberaumte Sitzung, an der in der Regel auch alle Konzernvorstände teilnehmen.

Die Staatsanwaltschaft München II hatte zu Wochenbeginn überraschend bekanntgegeben, dass sie ihre Ermittlungen auf Stadler und ein weiteres aktives Vorstandsmitglied von Audi ausgeweitet hat. Ihnen wird Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last gelegt. Dabei geht es um den Vorwurf, dass Diesel-Fahrzeuge mit manipulierter Software auf den europäischen Markt gebracht wurden. Die Untersuchungen beziehen sich offenbar auch auf die Zeit nach Bekanntwerden des VW-Dieselskandals vor fast drei Jahren.

Die Staatsanwaltschaft wirft Stadler einem Insider zufolge vor, dieser hätte von Ende 2015 an dafür sorgen müssen, dass in Europa nicht länger Fahrzeuge mit manipulierten Abgassystemen verkauft wurden. Kritiker halten Stadler seit längerem eine schleppende Aufarbeitung des Skandals vor. Wegen des Vorwurfs, er hätte den Verkauf manipulierter Fahrzeuge stoppen müssen, stand Stadler bisher nicht im Fadenkreuz.

Der 55-Jährige lenkt die Marke mit den vier Ringen seit elf Jahren und konnte sich bisher auf die Rückendeckung der Familieneigner stützen. Inzwischen werden die Porsches und Piechs, die über die Porsche SE die Mehrheit an Volkswagen halten, offenbar vorsichtiger. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats ist zu hören, es gebe keine „Nibelungentreue“ zu Stadler. Die Familien schätzten dessen Arbeit.

Sollten durch die Ermittlungen aber gravierende Details bekannt werden, könnte der Rückhalt schwinden, sagte eine Person aus dem Umfeld der Familien. Der Insider betonte zugleich, dass die Familien im Moment noch nicht von Stadler abrückten.

Wie lange sich der Audi-Chef halten kann, ist damit offen und hängt wesentlich davon ab, was die Staatsanwaltschaft gegen ihn vorbringt. Auch eine Anklage bedeutet allerdings nicht zwangsläufig sein Karriereende. Auch dann könne der Aufsichtsrat ihm das Vertrauen aussprechen, sagte die Person aus dem Familienumfeld. Eine Ablösung von Stadler sei auch deshalb nicht einfach, weil ein möglicher Nachfolger beschädigt würde, sollten weitere Abgasschummeleien bekannt werden.

Ingenieure von Audi sollen die Software mitentwickelt haben, die später auch bei Fahrzeugen von Volkswagen eingebaut wurde, um Dieselabgaswerte zu schönen. Der millionenfache Abgasbetrug hat den Konzern bisher mehr als 25 Milliarden Euro gekostet.

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