Absatz stagniert Audi steckt in der größten Krise seiner Geschichte

Ein beurlaubter Chef im Gefängnis, ein schwaches Absatzwachstum und die Kosten für den Dieselskandal: Audi steckt in einer Krise. Quelle: dpa

Noch immer sitzt Audi-Chef Rupert Stadler in Untersuchungshaft. Jetzt hat er Haftbeschwerde eingelegt. Doch selbst wenn er zurück käme, wäre nichts mehr wie es war: Die Premiummarke von VW ist eine riesige Baustelle.

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Insider haben schon lange darauf gewartet: Doch erst jetzt, über vier Wochen nach seiner Festnahme, hat sein Anwalt Haftbeschwerde eingelegt. Stadler will raus aus dem Gefängnis. Mehrfach hatte er sich vernehmen lassen und dabei offenbar versucht, die Ermittler von seiner Unschuld zu überzeugen. Allein: Es half nichts. Wegen Verdunklungsgefahr blieb er weiterhin in der JVA Augsburg.

Was Stadler die Untersuchungshaft einbrockte, war sein Umgang mit dem Skandal: Er soll auch nach dem Auffliegen von Dieselgate die Aufklärung behindert haben, so der Vorwurf. Über sein Schicksal wird nun ein Richter am Münchner Landgericht entscheiden. Ihm hat das Amtsgericht München die Haftbeschwerde des Managers zur Entscheidung vorgelegt.

Doch selbst, wenn der Richter Stadler freilassen sollte – und sei es nur auf Kaution – der Manager dürfte wohl kaum wieder zurück an seinen Arbeitsplatz bei Audi in Ingolstadt kehren können. Zwar hat der Aufsichtsrat ihn auf eigenen Wunsch und bis zur Klärung des Sachverhaltes beurlaubt. Doch würde Stadler plötzlich wieder auf der Matte stehen, müsste der Aufsichtsrat wohl erneut tagen. Damit wäre einer Debatte um die Zukunft Stadlers Tür und Tor geöffnet.

Denn würde der Audi-Aufsichtsrat mit VW-Konzernchef Herbert Diess an der Spitze Stadler wieder einsetzen, müsste sich das Gremium mehr als sicher sein, dass Stadler unschuldig ist. Das jedoch kann es sich im Moment nicht sein – denn die Staatsanwälte dürften auch nach der Entlassung aus der U-Haft weiter gegen Stadler ermitteln. Und auf dem Audi-Chefsessel sitzt mit Abraham Schot längst ein Interimschef.

Hinzu kommt, dass bei einer Rückkehr Stadlers auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zustimmen müssten – was derzeit unwahrscheinlich ist. So hatte Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch erst kürzlich einen „personellen Neustart“ für Audi gefordert. Audi müsse sich an der Unternehmensspitze personell nachhaltig aufstellen, sagte er auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt. Die Arbeitnehmervertreter sehen Handlungsbedarf, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. „Ein ‚Weiter so‘ akzeptieren wir nicht. Deshalb fordern wir einen Neustart, der jetzt gezündet werden muss“, sagte Mosch vor rund 10.000 Beschäftigten. Als die wichtigsten Stufen des Neustarts nannte Mosch einen personellen sowie nachhaltigen Wechsel an der Spitze des Unternehmens, den konsequenten Abschluss der Dieselaufklärung sowie eine strategische Fokussierung des Unternehmens auf die Audi-Kernelemente.

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Mosch ist im Volkswagen-Konzern nicht irgendwer. Er ist neben seinem Amt als Betriebsrat auch stellvertretender Vorsitzender des Audi-Aufsichtsrats sowie seit 2006 Mitglied im Aufsichtsrat der Volkswagen AG. Seit 2017 ist Mosch dort auch Mitglied im Präsidium. Gegen seine gewichtige Stimme müsste sich die Kapitalseite mit den Familien Porsche und Piëch an der Spitze also durchsetzen.

Es wäre wohl fahrlässig, wenn der Audi-Aufsichtsrat noch nicht auf der Suche nach einem Nachfolger für Stadler wäre. Und dem hinterlässt der glücklose CEO zu allem Überfluss einen Berg an Hausaufgaben.

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