Absatzstatistik Die Gewinner und Verlierer im europäischen Automarkt

Die große Krise haben Europas Autohersteller hinter sich. Vor allem Premiummarken können im Januar deutlich zulegen. Eine Übersicht.

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Facelift für Mini-Modelle - Mit Grüßen aus dem Königreich Quelle: Mini

Düsseldorf Das Jahr ist für die Autobauer in Europa exzellent gestartet. Das zeigen die EU-Zulassungszahlen im Januar, die von der European Automobile Manufacturers' Association (ACEA) ermittelt werden. Einige Hersteller sind mit ordentlichen Wachstumszahlen in das neue Jahr gestartet. Doch selbst im insgesamten positiven Umfeld verlieren einige Marken Kunden. Eine Übersicht über die Gewinner und Verlierer zum Jahresbeginn.

Gewinner

Mini: Seit weit über 20 Jahren gehört die britische Automarke zu BMW. Seine Wurzeln hat Mini aber nie vergessen. Herzstück der britischen Marke ist die Cooper-Baureihe, die in diesem Jahr optisch überarbeitet werden soll. Ein besonderes Stilmittel des Designs sind die neuen Rückleuchten, die im Stile der Flagge des britischen Königreichs erstrahlen. Den Kunden scheint es zu gefallen. Der Absatz der BMW-Tochter schnellt im Januar 2018 um 21,6 Prozent auf 14.085 Fahrzeuge nach oben.

Skoda: Die Erfolgsgeschichte der tschechischen VW-Tochter hat sich auch im Januar fortgesetzt. Auch die Neuanmeldungen von Skoda in der EU konnten um 21,6 Prozent zulegen. In absoluten Zahlen schneiden die Tschechen sogar deutlich besser ab als die britisch-bayerische Konkurrenz. 61.337 Fahrzeuge wurden im Januar 2018 verkauft. Ein Jahr zuvor waren es im selben Monat noch 50.422. Skoda sorgte kürzlich mit der Ankündigung, dass die Diesel-Varianten des Kleinwagens Fabia ab der zweiten Jahreshälfte aus dem Programm fliegen, für Aufsehen. Auf dem Genfer Salon sollen im März neue Designs der Fünftürer- und Kombi-Version der Baureihe enthüllt werden.

Alfa Romeo: Totgesagte leben länger. Das gilt vor allem für die italienische Premiummarke, der wohl die wenigsten ein Comeback zugetraut haben. Hauptgrund für den anhaltenden Anstieg ist der Stelvio, das erste SUV von Alfa Romeo, der nun seit rund einem Jahr auf dem Markt ist. Im Januar legt Alfa Romeo um 23,1 Prozent auf 7180 Fahrzeuge zu. Das ist im Vergleich mit den deutschen Premiumriesen zwar immer noch wenig, aber trotzdem ein Achtungserfolg für die Italiener.

Porsche: Die VW-Tochter aus Stuttgart feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Vor 70 Jahren präsentierte Ferry Porsche seinen ersten Sportwagen. Anlässlich des Jubiläums plant der Hersteller nun ein Rekordjahr. Der große Cayenne kommt in China und in den USA auf den Markt, der kleinere Macan bekommt eine Rundumerneuerung verpasst und gegen Ende des Jahres steht dann auch noch ein neuer 911er in den Autosalons. Mit einem starken Plus von 30,6 Prozent (auf 6375 Fahrzeuge) ist Porsche aber schon jetzt gut ins Geburtstagsjahr gestartet.

Jeep: Für die Geländewagen-Marke von Fiat-Chrysler spielt der europäische Markt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Der gesamte Konzern erwirtschaftet fast drei Viertel seiner Gewinne in Nord- und Mittelamerika. Trotzdem kann die traditionsreiche US-Tochter auch in Europa glänzende Zahlen vorlegen. Im Januar 2018 wurden 12.188 Neuanmeldungen registriert – ein Plus von sagenhaften 67,3 Prozent. Ein Grund für den starken Anstieg dürfte der kompakte Renegade sein, der als erster Jeep überhaupt in Europa gebaut wird. Der Bestseller im Jeep-Angebot ging mit einer leicht überarbeiteten Version und einem gleichzeitig gesunkenen Preis ins neue Jahr.


Das sind die Verlierer im europäischen Automarkt

Nissan und Opel/Vauxhall: Sowohl beim Japaner als auch bei den Rüsselsheimern steht im Januar 2018 ein relativ kleines Minus von „nur“ 1,4 beziehungsweise 1,6 Prozent. Doch in absoluten Zahlen gehören die beiden Marken zu den größten Verlierern und büßen im wachsenden europäischen Markt kräftig Marktanteile ein. Bei Nissan lässt sich der Dämpfer von 42.645 auf 42.046 Fahrzeuge mit einem starken Vorjahr erklären. Der Qashqai wurde 2017 zum zweiten Mal hintereinander zum meistverkauften SUV in Europa gekürt. Auch der Micra verzeichnete ein gutes Absatzwachstum.

Bei der neuen PSA-Tochter setzt sich wiederum der Negativtrend fort. Die Unsicherheit hat die Kunden voll erfasst. Corsa und Astra verzeichneten bereits im vergangenen Jahr zweistellige Absatzrückgänge. Die vom SUV-Boom profitierenden Modelle Mokka X, Crossland X und Grandland X halten zwar dagegen, letztlich bleibt es aber auch im diesjährigen Januar bei einem deutlichen Minus.

Smart: Bei der großen Schwester Mercedes läuft mit einem Verkaufsplus 3,8 Prozent auch im Januar rund, die Kleinwagen-Tochter schwächelt aber weiter. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Smart 3,8 Prozent weniger Fahrzeuge absetzen. Dabei ist die Modellpalette relativ frisch. Kein Wunder, dass die Marke angesichts der tristen Gegenwart lieber in die Zukunft schaut: Ein futuristisches und völlig autonom fahrendes Kugelfahrzeug sorgte kürzlich in Tokio für erstaunte Blicke, bis sich das aktuell „Vision EQ“ getaufte Modell aber auch in den Absatzzahlen widerspiegelt, werden noch einige Jahre vergehen.

Fiat: Die Hauptmarke der italienisch-amerikanischen FCA Group musste im Januar 2018 den deutlichsten Rückgang unter den großen Herstellern hinnehmen. Der Absatzrückgang von 62.818 auf 59.210 Fahrzeugen entspricht einem Minus von satten 5,7 Prozent. Die Verkäufe von Erfolgsmodellen der Vergangenheit wie dem SUV 500X, der 500L sowie der Punto waren schon im vergangenen Jahr stark gesunken. Dieser Negativtrend scheint sich nun fortzusetzen. Dass das Minus nicht noch größer ausfällt, verdanken die Italiener zwei Fahrzeugreihen: Das Billigmodell Tipo, das in der Türkei gebaut wird, erfreut sich großer Beliebtheit und im Januar führt der Ducato die Liste der meistverkauften Wohnmobile an.

Jaguar Land Rover Group: Auf der britischen Insel treibt der Brexit die Autohersteller um. So lobt sich der Inhaber von Marken von Jaguar, Land Rover und Ranch Rover zwar selbst, man sei 2017 das dritte Jahr in Folge der größte Hersteller von Automobilen und Motoren in Großbritannien. Im Königreich ging die gesamte Autoproduktion im selben Zeitraum allerdings auch um einige Prozentpunkte zurück. Auch im diesjährigen Januar setzte sich der Rückgang fort, sodass die Absatzzahlen von Jaguar Land Rover um 6,4 Prozent auf 15096 Fahrzeuge sanken. Der drohende Brexit trifft bislang vor allem den heimischen Hersteller.

DS Automobiles: Die Sanierung von PSA ist Konzernchef Carlos Tavares mit Bravour gelungen. Doch seine Strategie, mit einer eigenen Marke das lukrative Premiumsegment zu besetzen, ist bislang überhaupt nicht aufgegangen. DS, das seit 2014 als eigene Marke reüssiert, kommt nicht aus der Nische. Die Franzosen hoffen, dass mit dem DS 7 Crossback die Wende gelingt. Der große SUV soll zumindest Achtungserfolge bringen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Im Januar 2018 sanken die Absatzzahlen von DS in der EU um 22,9 Prozent auf mickrige 2864 Fahrzeuge.

Lancia/Chrysler: Der Tanz der lebenden Toten, den Lancia und Chrysler seit einigen Monaten aufführen, geht weiter. Seit 2009 werden einige Modelle der US-Amerikaner in Europa nach geringfügiger Modifizierung als Lancia-Fahrzeuge angeboten. Bereits vor vier Jahren wurde aber die in Schritten erfolgende Einstellung der Produktion auf dem hiesigen Kontinent bekanntgegeben. Erfolgreich ist Lancia eigentlich nur noch in Italien. Seit April 2017 wird von Lancia nur noch das Modell Ypsilon vertrieben, das aber auch beschränkt auf Italien. Der folgerichtige Rückgang um 27 Prozent auf 4259 Fahrzeuge verwundert also wenig. Der Marktanteil der einst stolzen italienischen Marke beträgt damit nur noch dünne 0,3 Prozent.

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