Actelion Durch J&J-Übernahmeangebot droht Erklärungsnot

Actelion soll schon so manchen Übernahmeversuch ausgeschlagen haben. Doch wenn sich ein Angebot von Johnson & Johnson der Grenze von 27 Milliarden Dollar nähert, könnten die Firmen-Chefs in Erklärungsnotstand geraten.

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Actelion und Johnson & Johnson hatten vergangene Woche Gespräche über eine mögliche Transaktion bestätigt. Quelle: Reuters

Zürich/London Dem Management von Actelion droht bei einem Übernahmeversuch von Johnson & Johnson eine Kraftprobe mit seinen Aktionären. Bei einem Angebot von 27 Milliarden Dollar würden manche Anleger wohl auf einen Verkauf an den US-Pharma- und Konsumgüterkonzern drängen. Einer mit der Sache vertrauten Person zufolge diskutieren die beiden Unternehmen eine Offert nahe an dieser Summe, die einem Preis von rund 250 Franken je Aktie entspricht. Sollte Actelion-Chef Jean-Paul Clozel, einer der Firmengründer, ein solches Angebot ablehnen, hätte er Erklärungsbedarf.

Ein Kaufpreis in dieser Höhe entspräche einer Prämie von rund 60 Prozent im Vergleich zu Ende letzter Woche, als die Übernahmespekulationen erstmals aufgekommen waren. Derzeit ist Europas fünftgrößte Biotech-Firma an der Börse knapp 22 Milliarden Dollar wert.

„Wenn ich mir die Pipeline ansehe, von der Herr Clozel so begeistert ist, bin vielleicht etwas weniger enthusiastisch und sehe vielleicht mehr Risiken als Gewinn“, sagte Eleanor Taylor Jolidon, Fundmanagerin bei der Genfer Union Bancaire Privee, die Actelion-Aktien hält. Ab rund 250 Franken je Aktie wäre ein Verkauf zu überlegen.

Actelion und J&J hatten vergangene Woche Gespräche über eine mögliche Transaktion bestätigt. Einem Insidern zufolge haben die Amerikaner ein bislang nichtöffentlich gemachtes Angebot erhöht, um sich die Zustimmung von Actelion zu einer Übernahme zu sichern. Die beiden Unternehmen hätten ihre Verhandlungen im Oktober aufgenommen, es gebe aber unterschiedliche Ansichten über die Art des Deals. Zwei mit der Sache vertrauten Personen zufolge wird Actelion von Bank of America Merrill Lynch beraten und J&J von Citigroup. Beide Banken lehnten eine Stellungnahme ab.


Warum der Actelion-Chef umdenken könnte

Clozel pochte stets auf die Eigenständigkeit von Actelion. Unterstützt wurde dieser Kurs vom Großaktionär Rudolf Maag und anderen Schweizer Investoren. 2015 machten Gerüchte die Runde, dass der britische Pharmakonzernen Shire mit einem Übernahmeversuch gescheitert sei. Im Jahr 2011 wehrte Actelion erfolgreich einen Versuch des Finanzinvestors Elliott ab, die Kontrolle zu übernehmen.

Das Unternehmen mit Sitz in Allschwil nahe Basel ist spezialisiert auf Medikamente zur Behandlung von lebensbedrohlichem Bluthochdruck im Lungenkreislauf (PAH). Andere Standbeine sind vorerst nicht absehbar: Bis es Arzneien etwa gegen Multiple Sklerose und Durchfallerkrankung auf den Markt schaffen, können noch Jahre vergehen. Der 61-jährige Kardiologe Clozel, seine Frau Martine, die Forschungschefin von Actelion, und drei weitere Gründer hatten die heute hochprofitable Firma 1997 aus der Taufe gehoben.

„An dieser Stelle und in seinem Alter könnte Herr Clozel geneigt sein, neue Chancen für Actelion zu prüfen“, sagte Alexandre Stucki von AS Investment Management in Genf, der Actelion-Aktien im Wert von mehreren hundert Millionen Franken hält. „Das Timing von J&J ist nicht schlecht.“ Sollte der Konzern aus New Jersey bereit sein, 200 Franken je Aktie oder mehr auf den Tisch zu legen, messe er der Forschungspipeline wohl einigen Wert zu.

„Zum richtigen Preis dürfte sich Actelions Management dann doch mit einem Deal beschäftigen müssen“, erklärte Olivia Capra, Analystin bei Barclays. Andernfalls gäbe es wohl Erklärungsbedarf, warum die Aktionäre dem Unternehmen langfristige zum Unternehmen stehen sollen.

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