Auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag stellt Bayer-Chef Marijn Dekkers die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 vor. Dabei wird es auch um eines der größten Risiken im Konzern gehen: Die Klagen gegen Bayer-Verhütungspillen häufen sich. Die Antibabypillen der Leverkusener stehen schon seit einiger Zeit im Verdacht, häufiger als andere Präparate Thrombosen zu verursachen. Auch Todesfälle sollen auf das Konto der Bayer-Pillen gehen, deren Namen – Yasmin, Yasminelle, Yaz oder Diane – eher harmlos klingen.
Seit der Übernahme des Konkurrenten Schering im Jahr 2006 ist Bayer der weltweit größte Hersteller von Verhütungsmitteln. Weltweit setzen die Leverkusener nur mit den Yasmin-Präparaten 1,1 Milliarden Euro um. Allein 13500 Klagen gegen Bayer sind derzeit in den USA anhängig. Das ist der Stand von Oktober – möglicherweise muss der Konzern die Zahl am Donnerstag nach oben korrigieren.
Doch zunehmend kommt Bayer auch in Europa unter Druck: Die französische Regierung hat im Januar ein Vermarktungsverbot das Präparat „Diane 35“ erhalten, das dort sowohl als Akne- wie auch als Verhütungsmittel verschrieben wird. Diane wird in Frankreich mit vier Todesfällen in Verbindung gebracht. Die Europäische Arzneimittelbehörde will ihre Empfehlung für das Mittel überprüfen. Ein Ergebnis wird im Mai erwartet. Die Schweizer Krankenkasse CSS fordert von Bayer 600 000 Schweizer Franken, etwa 480 000 Euro. Diese Summe kostete die Behandlung einer jungen Frau, die nach der Einnahme von Yasmin an einer Lungenembolie erkrankte und seither schwerstbehindert ist.
In Deutschland ist eine Klage gegen Bayer vor dem Gericht Waldshut-Tiengen (bei Freiburg) anhängig. Außer dem Austausch von Schriftstücken ist allerdings noch nicht viel passiert. Die Klägerin, eine junge Frau, hatte nach Einnahme einer Bayer-Pille eine doppelte Lungenembolie erlitten und war zwanzig Minuten lang klinisch tot. Ihr Leben ist seither stark eingeschränkt, ihren angestrebten Beruf als Tierärztin kann sie nicht ausüben.
Bayer hält die Vorwürfe für unbegründet, hat sich in den USA aber bereits in Tausenden Fällen auf Vergleiche eingelassen. Insgesamt haben die Leverkusener wegen des Verhütungspillen-Risikos Rückstellungen von 700 Millionen Euro gebildet.