Agrarkonzerne Bayers schlechte Aussichten vor der Monsanto-Übernahme

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130 Transaktionen seit 2005

In kritischen Momenten wie diesen zückt der Bayer-Boss gerne einen Chart. Auf dem werden jede Menge Übernahmen gezeigt, die Bayer in der Vergangenheit schon erfolgreich gestemmt hat. Der Kauf des Berliner Pharmakonzerns Schering im Jahr 2006 etwa. 130 Transaktionen waren es für Bayer seit 2005, Gesamtvolumen 52 Milliarden Euro, rechnet Baumann vor. Und er, der 1988 bei Bayer im Bereich Konzernfinanzen begann und vom langjährigen Vorstandschef Werner Wenning gefördert wurde, war immer dabei – als Spartenvorstand, Finanz- und Strategievorstand im Konzern oder seit Mai 2016 als Vorstandsvorsitzender. Da werde er Monsanto auch noch hinbekommen, so die versteckte Botschaft.

Deals einfädeln ist seine Leidenschaft. Baumann lässt gerne Trockenübungen durchführen, bei denen Mitarbeiter fiktiv und detailliert die Übernahmen von Konkurrenzunternehmen durchspielen müssen. Doch in jüngster Zeit produziert die sonst fein geölte Dealmaschine immer öfter Ausschuss.

2013 etwa kaufte der Konzern das US-Unternehmen Conceptus für über 800 Millionen Euro. Wegen eines Verhütungsprodukts für Frauen, das Conceptus vertreibt und das wohl Nebenwirkungen wie Schmerzen oder Blutungen hat, sind inzwischen Tausende Klagen anhängig. Die Hälfte des Kaufpreises musste Bayer abschreiben.

Zum Desaster entwickelte sich der Kauf der rezeptfreien Medikamente vom US-Konzern Merck & Co. 2014. Für 14 Milliarden Dollar erwarb Bayer Marken wie Dr. Scholl’s (Fußpflege). Doch die Deutschen ließen sich bei der Übernahme von Merck-Managern mit fragwürdigen Angaben über die Potenziale der Medikamente täuschen. Kürzlich räumte Baumann ein, dass das Geschäft der Division Consumer Health schlechter laufe als prognostiziert; die für 2017 erwarteten Umsatzsynergien würden nicht erreicht.

Nun also Monsanto, die größte Übernahme seiner Karriere. Mit der Genehmigung durch die Kartellbehörden rechnet der Bayer-Chef zum Jahresende. Die Beamten der EU-Wettbewerbsbehörde stellten viele Fragen – etwa ob die Übernahme nicht die Innovationsfreude in der Landwirtschaft trüben könnte. Die Chancen, dass der Deal durchgeht, stehen dennoch gut, sagen Branchenkenner.

Die Frage ist nur, ob das für Bayer ein Gewinn wäre.

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