Airbus A400M Die fünf Fehler des A400M

Mit jahrelanger Verzögerung übergibt Airbus heute offiziell den ersten Airbus-Militärtransporter an Frankreich. Der paneuropäische Flieger ist ein leuchtendes Beispiel für moderne Technik – und wie man Flugzeugmodelle besser nicht baut.

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Die erste A400M geht in Dienst
Im Cockpit des A400M. Zu einer offiziellen Feier der Übergabe der ersten neuen Frachtmaschine wird das französische Verteidigungsministerium zu einem späteren Zeitpunkt laden. Die offizielle Übergabefeier soll nach der Sommerpause am Standort der Endmontagelinie im spanischen Sevilla stattfinden. Die A400M gilt als eines der wichtigsten Rüstungsprojekte Europas. Um die Finanzierung hatte es allerdings lange heftigen Streit gegeben. Missmanagement und technische Probleme führten zu der jahrelangen Verspätung und zu Milliarden-Mehrkosten. Der europäische EADS-Konzern (künftig: Airbus), der von Frankreich und Deutschland dominiert wird, drohte zwischenzeitlich sogar mit einer Einstellung des Programms, an dem europaweit rund 40 000 Arbeitsplätze hängen. Damit sollte Druck auf die Käuferstaaten ausgeübt werden, mehr Geld lockerzumachen. Die Bundeswehr bezifferte die Projektkosten für die 40 eigenen Maschinen zuletzt auf 25 Milliarden Euro. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget vor einigen Wochen war ein A400M ausgestellt worden und auch zu Präsentationszwecken in die Luft gegangen. Hier ein Blick in das Innere der Maschine. Die erste an Frankreich gelieferte A400M wird nach Angaben von Airbus Military vor ihrer Eingliederung in die Transportflotte der französischen Luftwaffe zunächst für die weitere Ausbildung der Besatzungen eingesetzt. Die deutschen Maschinen sollen in Zukunft beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover stationiert werden. Unter anderem der Mittelrumpf des Transportfliegers wird bei Airbus in Bremen gebaut. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Zu diversen Anlässen waren die Testmaschinen in den vergangenen Monaten bereits zu Showflügen gestartet. Hier wird eine A400M von einer französischen Kampfflugzeugstaffel begleitet. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Nicht nur für reine Frachtflüge kann die Maschine eingesetzt werden, auch zum Absetzen von Fallschirmspringern ist sie geeignet. Bis zu 116 voll ausgerüstete Springer können an Bord gehen. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Die französischen A400M werden am Standort Orléans-Bricy stationiert sein. Die technische Daten des Flugzeugs: Reisegeschwindigkeit: 780 km/h; Spannweite: 42 m; Länge: 45 m. Quelle: Französisches Verteidigungsministerium
Die Verzögerung in Produktion und Zulassung waren so immens, dass das französische Beschaffungsbüro der Streitkräfte von einem „schmerzvollen Prozess“ spricht. In Deutschland ... Quelle: EADS
... steht die offizielle Zulassung noch aus. Die Bundeswehr soll trotz der Probleme bei der Zulassung des Militär-Airbus A400M im Herbst nächsten Jahres ihre erste neue Maschine bekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums soll das Flugzeug im November 2014 ausgeliefert werden. Insgesamt ist die Anschaffung von bis zu 60 neuen Militärtransportern geplant. Der A400M soll bei der Luftwaffe das in die Jahre gekommene Transportflugzeug Transall ablösen. Ursprünglich hatte das erste Flugzeug 2009 in Dienst gestellt werden. Das Bild zeigt eine A400M bei einer Flugvorführung in Le Bourget nahe Paris. Quelle: AP

Es ist einer der größten Feiertag für die europäische Luftfahrtbranche wenn die französische Luftwaffe heute im spanischen Sevilla offiziell ihren ersten Militärtransporter Airbus A400M übernimmt. Neben EADS-Chef Tom Enders und seiner Königliche Hoheit, dem Prinz von Asturien, kommen der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sowie weitere prominente Politiker und Luftfahrtmanager.

Und obwohl das Flugzeug mehr als fünf Jahre später kommt als geplant, werden alle das Flugzeug loben: Es fliegt nicht nur effizienter als alle Konkurrenten und schafft dabei ebenso schier unglaublich enge Kurven wie Starts auf weichen Graspisten mit weniger als einem Kilometer Länge. Dazu ist es ein Musterbeispiel europäischer Rüstungskooperation, denn während sich Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien bei anderen Systemen Kampfflugzeugen und Panzern noch nach Kräften mit eignen Modellen weltweit die Kunden abjagen, arbeiten sie beim Militärtransporter zusammen.

Doch leider ist der Flieger auch in anderer Hinsicht ein Beispiel für europäische Kooperation: Nämlich wie man Waffen und besonders Flugzeuge besser nicht baut: Airbus stellte zu ambitionierte Vorgaben auf, veränderte diese ständig, lies sich von Politiker reinreden und übernahm trotz eines zu niedrigen Preises fast das komplette Risiko. Bei allem schaffte es der Konzern dennoch die technischen Wunder rechtzeitig hinzubekommen. „Im Prinzip ist der sicherste Weg ein erfolgreiches Flugzeug zu bauen, in möglichst vielen Dingen abseits der reinen Technik das Gegenteil vom A400M zu tun“, lästert etwa der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt.

Begonnen hatte die Sache mal vielversprechend. Im Jahr 1982 begannen die Vor-Vorläufer-Firmen der EADS, British Aerospace (heute BAE) und Lockheed (noch ohne Martin) die Arbeit für einen transatlantischen Transporter, der sowohl die C-130 Hercules aus den USA als auch die deutsch-französische Transall C-160 ersetzen sollte. Doch schon damals knirschte es. Weil jedes Land andere Fertigkeiten erwartete und sich einen möglichst großen Arbeitsanteil sichern wollte, kam das Projekt kaum voran. So stieg Lockheed 1989 aus und renovierte lieber seine C-130.

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