Airbus-Chef Tom Enders Deutschland muss sich zur Rüstungsindustrie bekennen

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Die Zukunft des Superjumbo A380

Was waren die Fehler?

Um es knapp zu sagen: Überzogene nationale Arbeitsanteile, zu viele Typen und eine allzu ambitionierte Technik. Nehmen Sie den militärischen Transporthubschrauber NH90. Da gibt es mehr Varianten als Nutzerstaaten. Das ist absurd – sowohl aus militärischer als auch wirtschaftlicher Sicht!

Könnte eine europäische Drohne solch ein Zukunftsprojekt in der Rüstung sein, auf das sich jetzt Deutschland, Frankreich und Italien verständigt haben?

Möglicherweise. Allerdings ist momentan lediglich eine Machbarkeitsstudie vereinbart worden. Doch statt nochmals zwei Jahre zu forschen, würde es meines Erachtens mit dem Wissens- und Technologiestand von heute genügen, die Spezialisten aus den Armeen und der Industrie eine Woche in ein Hotel einzusperren und sie erst wieder herauszulassen, wenn sie ein Konzept vorlegen. Aber entscheidend ist: Es gibt das Projekt. Unbemanntes Fliegen ist eine Zukunftstechnologie – und zwar sowohl im militärischen wie im zivilen Bereich.

von Rüdiger Kiani-Kreß, Florian Willershausen

Wenn die Technik so wichtig ist, warum zahlt dann die öffentliche Hand die Entwicklung und nicht Airbus?

Einspruch! Wir haben in den letzten Jahren bereits sehr viel Geld in diese Technologie investiert, um uns für das Drohnenzeitalter zu wappnen. Und in Europa sind wir auch führend. Es ist leider enttäuschend, dass trotz aller Ansätze und Konzepte innerhalb der letzten zehn Jahre im unbemannten Bereich nichts Greifbares entstanden und der Rückstand Europas auf führende Länder wie die USA oder Israel gewachsen ist. Um es klar zu sagen: Das ist ein Schuh, den sich nicht nur die Politik anziehen muss, auch die Industrie hätte gewiss noch mehr tun können. Wie dem auch sei: Ob ein ernsthafter Entwicklungsstart eines solchen Drohnenprojekts möglich ist, werden wir sehen, wenn die Konzeptstudie 2017 steht.

Die wichtigsten ferngesteuerten Waffen
MQ-9-Reaper-Drohne Quelle: dpa
Minidrohne Prox Dynamics PH-100 Black Hornet Quelle: PR
Unbemannter Panzer Ripsaw Quelle: U.S. Army Public Domain
Tauchroboter "Ghost Swimmer" Quelle: U.S. Navy

Warum dauert das so lange?

Diese Frage müssen Sie bitte an die drei Regierungen als Auftraggeber richten. Nochmals: Ich bin überzeugt, eine Machbarkeitsstudie könnten wir auch viel schneller hinbekommen. 

Die Basis Ihres wirtschaftlichen Erfolgs im vergangenen Jahr bilden die Verkehrsflugzeuge – mit Ausnahme Ihres Superjumbos A380. Wann werden Sie mit dem Geld verdienen?

In diesem Jahr erreichen wir erstmals die Gewinnschwelle. Ein großer Erfolg.

Bei anderen Modellen haben sie den Verkauf durch neue sparsamere Triebwerke angekurbelt. Wann kommt ein solcher neuer A380?

Also zunächst einmal: Dieses Flugzeug ist eine Klasse für sich und wir haben auch ohne neue Triebwerke den Spritverbrauch in der Vergangenheit um mehrere Prozent senken können. Und bei der A380 haben wir weiterhin einiges an Potenzial, das Flugzeug noch effizienter zu machen, als es schon ist. Eine Option, an die ich konkret denke, sind Innovationen in der Kabine. Ja, neue Triebwerke stellen eine weitere mögliche Option dar, die wir prüfen. Aber sie ist eben nur eine von mehreren. Bis Ende des Jahres wird der Verwaltungsrat sicher noch brauchen, um sich ein umfassendes Lagebild zu machen und Entscheidungen zu treffen. Das ist eine der schwierigsten Produktentscheidungen der vergangenen Jahre. Fest steht, dass es eine A380 mit neuen Triebwerken nicht lediglich für einen einzigen Kunden geben wird.

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