Airbus-Hauptversammlung Die großen Baustellen des Luftfahrt-Riesen

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Was Airbus in Zukunft meistern muss


Probleme mit Zulieferer

Selbst bei den Produkten, bei denen es eigentlich gut läuft, gibt es Probleme.

Beispiel A320neo: Der Mittelstreckenflieger gilt - ganz im Gegensatz zum A380 - als Besteller. Bestellungen im Wert von fast 230 Milliarden Euro hat die Jet-Familie dem Konzern mittlerweile eingebracht. Doch auch mehr als ein Jahr nach der ersten Auslieferung bekommt Airbus Probleme mit den Turbinen des US-Herstellers Pratt & Whitney nicht unter Kontrolle.


Das hat Auswirkungen für Airlines auf der ganzen Welt. Jüngst wurde bekannt, dass die US-Billig-Linie Spirit mehrere ihrer fabrikneuen A320neo wegen Triebwerksproblemen aus dem Dienst nehmen musste. Auch auf dem Airbus-Werksgelände bleiben die Flieger stehen. WirtschaftsWoche Online hatte darüber berichtet, dass aktuell allein auf dem Werksflughafen Hamburg deshalb bis zu acht unfertige Flieger im Wert von bis zu 200 Millionen Euro stehen. Sie warten auf ihre Triebwerke und Auslieferung. Am Hauptwerk in Toulouse parken offenbar ebenfalls mehrere Maschinen für eine längere Zeit ohne Triebwerke.

Das geht nicht nur ans Geld und Image. Ärger mit den betroffenen Linien ist absehbar.

Donald Trump

Als wären die hauseigenen Probleme nicht genug, muss sich Airbus auch auf die veränderte politische Situation einstellen. US-Präsident Donald Trump ist nur ein Beispiel für die Weltlage, in der sich der Rüstungs- und Luftfahrtkonzern immer wieder neu positionieren muss. Aber die Causa Trump zeigt eindringlich, was das so schwierig macht.

Einerseits belebt der US-Präsident das Geschäft, das militärische sogar kräftig. Nachdem Trump zu Jahresbeginn Nato-Mitglieder anprangerte, weil sie zu wenig Geld in den Verteidigungshaushalten steckten, war die Freude im Konzern groß. Es sei schließlich an der Zeit, diese "lange überfällige Diskussion" zu führen, so das Zitat aus der Konzernzentrale.

Kein Wunder: Von der Aufstockung europäischer Wehretats würde Airbus mit seiner Militärsparte Space & Defense stark profitieren. So tüftelt der Konzern bereits am Nachfolger des Kampfjets Tornado - und hätte dabei gerne viele spendierfreudige Regierungen an Bord.

Das bietet der Jumbokiller
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa


Die Kehrseite: Trumps Protektionismus-Bestrebungen könnten Airbus langfristig in Schwierigkeiten bringen, glaubt Heinrich Großbongardt. Denn das Wachstum des Luftverkehrs ist eng mit dem freien Welthandel verknüpft. "Sollten wir in eine Welt voller Handelsschranken zurückkehren, wären all die schönen Marktprognosen von Airbus und Boeing Makulatur", warnt der Luftfahrtexperte. "Die Folgen für die Flugzeughersteller wären verheerend. Die Rüstungsausgaben können in Friedenszeiten gar nicht so stark steigen, dass sie das ausgleichen könnten."

Unsichere Zukunftsaussichten

Ohnehin ist die erfolgreiche Zukunft des Konzerns längst nicht so sicher, wie er glauben machen möchte. Denn neben der drängenden Baustellen muss sich jeder der drei Airbus-Sparten auf neue Bedingungen einstellen.

In der Raumfahrt ist Airbus mit innovativen Start-ups und vor allem Elon Musks SpaceX binnen weniger Jahre eine ernstzunehmende Konkurrenz gewachsen. Die Angreifer drücken schon jetzt die Preise und verändern ganze Geschäftsmodelle.

Der Erfolg der Militärsparte hängt nicht nur von der politischen Lage ab, sondern auch von der eigenen Entwicklung. Neben der A400M-Baustelle muss Airbus zum Beispiel das Auslaufen der Eurofighter-Produktion ab 2019 kompensieren.

Im Zivilgeschäft läuft es zwar gerade sehr gut. Der Order-Boom der Airlines wird jedoch nicht ewig halten – weder bei Airbus noch bei Boeing. Da sind sich Branchenkenner einig.

Manche rechnen bereits mit einem baldigen Abflauen, ausgelöst durch den schwankenden Ölpreis und eine gesättigte Nachfrage. "Sollte die Airlines-Konjunktur tatsächlich einknicken, könnte zum ersten Mal nötig werden, dass Airbus seine Produktion zurückfahren muss", sagt Großbongardt. Damit gibt es bisher keine Erfahrung.

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Konzernumbau

In dieser Gemengelage muss Tom Enders dann auch noch sein Meisterstück zur Vollendung bringen: den Umbau des gesamten Konzerns.

"Das Unternehmen muss schneller und schlanker werden und damit wir uns in allen Bereich schneller verändern können", verkündete Enders im vergangenen Jahr, als die letzte Stufe seines Plans in Angriff nahm. Die umfasst vor allem Personaleinsparungen wie Zusammenlegungen. Die Einsparungen, so Enders Hoffnung, sollen schon in diesem Jahr beim Gewinn spürbar sein.

Eine zentrale Einsparung dürfte bald offensichtlich werden: die beim Namen. Unter Tagungspunkt 10 soll die Hauptversammlung am Mittwoch die Umbenennung des Konzerns genehmigen. Aus Airbus Group SE würde dann Airbus SE. Das klingt auch gleich viel schlanker.

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