Airbus und Boeing in Le Bourget Ein unerwarteter Erfolg für die Erzrivalen

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Disruption im Digitalen

In den Ausstellerhallen ist eine nüchternere Fassung der Revolution im Flugzeugbau dagegen bereits Gegenwart. An allen fast allen Ständen gab es reichlich „Additive Fertigung“, wie die Branche den 3-D-Druck nennt, sowie immer neue Metall-Legierungen und neue Anbieter. Neben Zulieferern aus China rückten vor allem Firmen aus Israel mit militärischem Hintergrund wie Elbit in den Fokus. Sie wollen gerade über das Zusammenwachen von ziviler Technik mit Rüstung in Bereichen wie Zivilschutz oder Cyberabwehr in den Massenmarkt vordringen.

Sie alle und noch viele mehr in den modernen Hallen im Pariser Norden stehen für die beginnende Digitalisierung der Branche. Denn auch wenn Boeings 797/NMA mit ihrem Design aus Röhrenrumpf und Flügel von außen noch wie ein heutiges Flugzeug aussieht: unter der Oberfläche werden sie immer weniger mit ihren Vorgängern gemeinsam haben.

Ob bei einer Panne die fehlenden Ersatzteile gleich vor Ort drucken oder die Kabinen je nach Bedarf in wenigen Stunden komplett umzubauen: In allen weniger sicherheitsrelevanten Bereichen arbeiten Konzerne und neue Dienstleister an grundlegenden Neuerungen – und das in der Geschwindigkeit von Start-ups.

Die größten Zulieferer der Luftfahrt
Platz 10: Spirit Aerosystems Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Precision Castparts Quelle: dpa
Platz 8: Mitsubishi Quelle: REUTERS
Platz 7: Textron Quelle: dpa
Platz 6: L3 Technologies (ehemals L-3 Communications) Quelle: Presse
Platz 5: Honeywell Quelle: REUTERS
Platz 4: Rolls-Royce Quelle: REUTERS

Nüchterne Rechner statt euphorischer Visionäre

Die dazu nötige neue betriebswirtschaftliche Realität der Branche war – anders als in früheren Luftfahrtmessen – auch in Paris zu sehen. So haben immer mehr große Namen nun keine eigenen Stände mehr, sondern sind bei anderen untergekommen. Dafür sorgt die gewaltige Übernahmewelle der vergangenen Jahre. Allein bis Mai gab es bereits Übernahmen im Wert von fast 20 Milliarden Dollar in der Branche.

Dafür sorgen vor allem zwei Dinge. Der kleinere Teil sind Firmen, die allzu technikverliebt an Neuerungen herangingen und sich verhoben haben. Hierzu zählt etwa Zodiac aus Frankreich, die vor allem mit ihren Sitzen für den Langstrecken-Airbus A350, verhoben haben. Jetzt werden sie die deutlich kühleren Rechnern ihrer teilstaatlichen Landsleute Safran gerettet.

Wichtiger für die Neuordnung sind für die Flugzeughersteller neue Felder wie Datenverarbeitung, Cybersicherheit oder die C4ISR abgekürzte militärische IT-gestützte Überwachungstechnik. Statt diese Fähigkeiten für halb-zivile oder militärische Nutzung selbst aufzubauen, kaufen sich die Unternehmen hier ein – und frischen so neben ihren Produkten oft auch gleich ihre die Fertigung auf. „Damit sichern sie sich Wissen und steigern die Qualität selbst wenn sie ihre Produktionszahlen steigern“, so Michael Richter, Leiter des Fluggeschäfts bei der Investmentbank Lazard.

Das damit zusätzlich verdiente Geld braucht die Branche dringend. Denn was die Branche in den vergangenen Tagen in Paris an neuen Modellen und Techniken gezeigt hat, ist erst der Anfang. „Wahrscheinlich kommen in zwei Jahren auch neue Anbieter aus China oder gar ein erster Eindruck eines chinesisch-russischen Langstreckenjets“, so ein Manager. „Und dann werden die Messe und der Wettbewerb wieder deutlich lebhafter.“

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