Aktienkurs, Image, Pharma Fünf Probleme, die Bayer-Chef Werner Baumann lösen muss

Bayer: Vor diesen fünf Problemen steht Chef Werner Baumann Quelle: imago images

Seit Montag steht Bayers Glyphosat in den USA erneut vor Gericht, das erste Urteil kostete den Chemiegiganten 78 Millionen Dollar Schadenersatz. Nicht das einzige Problem, dem sich Bayer-Chef Werner Baumann stellen muss.

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Am Montag begann ein weiterer Glyphosat-Prozess gegen Bayer in den USA. Das erste Verfahren um die angebliche Krebsgefahr seines Pflanzenschutzmittels Roundup hat Bayer krachend verloren: 78 Millionen Dollar muss der Konzern nach bisherigem Stand einem krebskranken Kläger zahlen. Dabei sind die Glyphosat-Prozesse längst nicht die einzigen Probleme von Bayer-Chef Werner Baumann. Das werden auch nicht die Bayer-Geschäftszahlen für 2018 überstrahlen, die der Bayer-Vorstand am Mittwoch präsentiert. Folgende Punkte sind für Investoren wichtig:

Aktien-Absturz

Seit dem ersten Glyphosat-Urteil im August 2018 hat die Bayer-Aktie rund 30 Prozent ihres Wertes verloren. Bei Bayer halten sie die Kursreaktion für „völlig überzogen“, sagte Konzernchef Werner Baumann vor wenigen Wochen im WirtschaftsWoche-Interview; die meisten Analysten würden das Bayer-Papier als attraktiv bewerten. Der Bayer-Boss versucht, mit guten Zahlen zu überzeugen: 2018 sei der Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um vier Prozent auf rund 39 Milliarden Euro gewachsen. Der operative Gewinn (Ebitda) hätte, unter Einbeziehung von Monsanto über das ganze Jahr, gar elf Milliarden Euro erreicht. Und in den nächsten Jahren soll es bei Umsatz und Gewinn weiter aufwärts gehen.

Nur hilft das Bayer in der derzeitigen Situation bislang nicht weiter. Die Aktie, die fast nur noch auf Meldungen zu Glyphosat reagiert, hat sich zwar leicht erholt, macht aber keine großen Sprünge. Wichtige Investoren wie etwa Blackrock oder die Staatsfonds aus Norwegen und Singapur seien enorm unzufrieden, heißt es im Markt.

Image-Desaster

Die Übernahme von Monsanto hat Bayer viel Reputation gekostet. Zwar verweist Bayer-Chef Baumann gern darauf, dass der Ruf von Monsanto wenig mit der Realität zu tun habe. Die Kritik an Monsanto würde sich zudem auf einige Länder wie Deutschland oder Frankreich konzentrieren, heißt es bei Bayer. Der Konzern verweist auch gern auf Hunderte Studien, welche die Sicherheit von Glyphosat bestätigen.

Dennoch: Die Prozesse um die umstrittene Chemikalie dürften die US-Gerichte noch auf Jahre beschäftigen. Derzeit sind in den USA 9300 Klagen gegen Glyhposat wegen angeblicher Krebsgefahr anhängig. Bei der Präsentation seiner Bilanzzahlen wird Bayer voraussichtlich eine aktualisierte Zahl nennen. Die negativen Schlagzeilen zu Glyphosat dürften dem Unternehmen noch lange erhalten bleiben.

Verunsicherte Mitarbeiter

Bayer plant einen massiven Personalabbau. 12.000 der weltweit 118.000 Arbeitsplätze fallen weg. Der Jobabbau betrifft nicht nur die Agrarsparte, zu der nun auch Monsanto gehört, sondern auch die Pharmaforschung und das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten wie etwa Aspirin. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es bis 2025 nicht; es greifen großzügige Vorruhestands- und Abfindungsangebote. Hinzu kommen noch geplante Verkäufe: Das Geschäft mit Tiermedikamenten, der 60-Prozent-Anteil am Chemieparkbetreiber Currenta sowie die rezeptfreien Marken Dr. Scholl’s (Fußpflege) und Coppertone (Sonnenschutz) bekommen neue Eigentümer. Nicht nur Betriebsräte fragen sich, wie die Mitarbeiter angesichts des massiven Abbaus zu mehr und besserer Leistung  motiviert werden können.

Probleme bei Aspirin & Co.

Im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten, zu denen etwa auch Aspirin zählt, gehen Umsatz und Gewinn seit Jahren zurück. Die Übernahme des Geschäfts rezeptfreier Medikamente vom US-Konzern Merck & Co. im Jahr 2014 für 14 Milliarden US-Dollar hat sich als Flop erwiesen. Die zugekauften Marken hielten nicht, was sie versprachen. Die Produkte Dr. Scholl‘s (Fußpflege) und Coppertone (Sonnenschutz) stehen inzwischen wieder zum Verkauf. Zudem hat Bayer nicht schnell genug darauf reagiert, dass die Kunden nicht mehr nur beim Apotheker, sondern zunehmend bei Amazon & Co. kaufen.

Die zuständige Vorstandsfrau Erica Mann verließ das Unternehmen vor gut einem Jahr. Nachfolger Heiko Schipper soll die Sparte nun wieder in die Spur bringen. Neue Manager sind an Bord, Abschreibungen werden vorgenommen, die Kostenkontrolle wird intensiviert. Bis alles durchschlägt, wird es noch dauern. In diesem und im nächsten Jahr will Bayer wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Richtig durchstarten soll das Unternehmen dann erst ab 2021.

von Jürgen Salz, Julian Heißler, Christian Schlesiger

Wenig Top-Medikamente in Sicht

Kein Medikament war in jüngster Zeit so erfolgreich wie der Blutgerinnungshemmer Xarelto, der Schlaganfällen vorbeugt. Auf mehr als drei Milliarden Euro Jahresumsatz brachte es das „Jahrhundertprodukt“ (Bayer-Chef Baumann) zuletzt. Entsprechend schwer ist es zu ersetzen, wenn in einigen Jahren der Patentschutz abläuft. Ob das vollständig gelingt, darf bezweifelt werden. Ebenso verliert das zweite Top-Medikament von Bayer, das Augenmedikament Eylea, bald seinen Patentschutz.

Bislang drängen sich aus den klinischen Versuchsstudien nur zwei Bayer-Medikamente auf, die das Potenzial hätten, eines Tages einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro zu erreichen. Das Präparat Darolutamide gegen Prostatakrebs sowie das Herzmedikament Finerenone, das bei Diabetes- und Nierenpatienten getestet wurde.

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