Aktivistische Aktionäre machen Druck Angriff der Fondskrieger

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Zukäufe werden zum Risiko

Tipps vom Profi

So können die Fonds etwa versuchen zu verhindern, dass ein Käufer für den ursprünglich gebotenen Preis auf einen Schlag 75 Prozent der Aktien an dem Unternehmen bekommt. Nur dann kann er einen Beherrschungsvertrag schließen, der ihm den vollen Zugriff auf seinen Neuerwerb sichert. Ähnliche Optionen bietet der sogenannte Squeeze-out.

Der ermöglicht es nur Eignern mit mehr als 90 Prozent der Anteile, die übrigen Aktionäre gegen Zahlung einer Abfindung herauszudrängen. Letztlich bietet auch die Höhe der Ausgleichszahlungen einen willkommenen Angriffspunkt für Klagen und Frageorgien auf der Hauptversammlung.

Fonds wollen sich lästig machen

Inzwischen ziehen Übernahmen in Deutschland oft Scharen von Hedgefonds an, die auf ein paar schnell verdiente Euro schielen. Für Unternehmen sind Zukäufe dadurch zum schwer planbaren Risiko geworden. So denken sie intensiver als früher darüber nach, ob sie direkt eine Mindestannahmequote von 75 Prozent haben wollen oder ob es fürs Erste auch 50 Prozent tun. Und sie kalkulieren ihre erste Offerte durchaus niedriger, weil sie damit rechnen, dass am Ende noch mal ein Nachschlag für Aktivisten fällig wird.

Für die Fonds geht es darum, sich so lästig wie möglich zu machen. Keiner beherrscht das Spiel so wie Elliott. Vor mehr als zehn Jahren tauchten Singers Leute erstmals bei der Übernahme des Kosmetikkonzerns Wella durch den US-Riesen Procter & Gamble auf und traktierten das Unternehmen so lange, bis sie für ihre Anteile zehn Euro mehr kassieren konnten als beim ersten Angebot.

Seitdem hat sich Elliott bei so unterschiedlichen Zielen wie dem Zeitarbeitsvermittler DIS, dem Maschinenbauer Demag Cranes und dem Energiedienstleister Techem eingeklinkt. Aktuell triezen Singers Männer Vodafone bei der Übernahme von Kabel Deutschland. Zwar hatte Elliott dem Käufer geholfen, die angestrebte 75-Prozent-Mehrheit zu bekommen, indem der Fonds einen Teil seiner Aktien an Vodafone abtrat. Für den Rest verlangt der Fonds jetzt aber eine höhere Abfindung.

Pokern bis zum Schluss

Den spektakulärsten Ritt legte Elliott bei der Übernahme des Pharmahändlers Celesio durch den US-Gesundheitskonzern McKesson hin. Dessen Offerte von 23 Euro bedeutete einen Aufschlag von fast 40 Prozent auf den aktuellen Kurs. Für Elliott war das zu wenig. Der Fonds hielt die Synergien für unterbewertet und setzte mehr aufs Spiel als bei allen anderen Aktionen in Deutschland zuvor.

Für eine Celesio-Beteiligung von gut 25 Prozent investierte der Fonds knapp eine Milliarde Euro. Es folgte ein Pokerspiel, das fast gescheitert wäre, weil McKesson im ersten Anlauf die angestrebte Mehrheit der Stimmrechte verfehlte. Schließlich half nur ein Trick: Haniel kaufte Elliott seine Beteiligung ab, um sie an McKesson weiterzuverkaufen.

Letztlich ging es doch. Wie meistens. „Hedgefonds sind eigentlich Verbündete des Bieters, weil ein Scheitern der Transaktion für sie meist eine Katastrophe wäre“, sagt Anwalt Schiessl. Doch tun sie alles dafür, eine Preiserhöhung zu bekommen. Schiessl: „Am Ende kann es darauf ankommen, wer die besseren Nerven hat.“

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