Aluminiumhersteller Trimet Mehr Leichtigkeit für E-Autos

Die Automobilhersteller fragen immer mehr des Leichtmetalls Aluminium nach. Davon profitiert Trimet. Der Essener Familienkonzern leistet daneben einen Beitrag zur Energiesicherheit und rüstet die Produktion auf.

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Das Essener Unternehmen ist ein wichtiger Zulieferer für die Automobilindustrie. Quelle: dpa

Essen Vor dem Werk des Aluminiumherstellers Trimet steht seit einigen Tagen eine Elektroladestation. Was vor allem als Service für Besucher gedacht ist, zeigt aber auch, wo das Essener Familienunternehmen seine Zukunft sieht. „Die Anfragen aus dem Bereich Elektromobilität nehmen zu“, sagt Vorstandschef Martin Iffert. „Wir erwarten, dass die Elektromobilität kommt.“ Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: Sein neuer Dienstwagen ist ebenfalls ein Elektroauto.

In Autos spiele Aluminium wegen seines geringen Gewichts generell eine maßgebliche Rolle, so Iffert. Das gelte nicht nur für die Karosserie, sondern auch für alle Strukturteile der Fahrzeuge. Im Bereich der Elektromobilität sei Aluminium beispielsweise für Batteriegehäuse gefragt. Dazu komme eine wachsende Nachfrage nach Spezialdrähten. Die Produktion werde zunehmend auf diese neuen Anforderungen umgestellt.

Trimet bietet Gussteile ebenso an wie mechanische Teile. Bisher trägt der Autobereich rund 220 Millionen Euro zum Konzernumsatz von 1,7 Milliarden Euro bei. Ziel sei es, den Anteil zu verdoppeln. „Es ist der Bereich mit dem größten Potenzial“, sagt Ifferts Vorstandskollege Luigi Mattina. Das gelte sowohl für den klassischen Fahrzeugbau als auch für die Elektromobilität.

Das Leichtmetall Aluminium war bis vor einigen Jahren noch ein Merkmal von Premium-Modellen, inzwischen treiben aber alle Autokonzerne den Einsatz des Metalls voran. Zu den Kunden von Trimet gehören namhafte Automobilhersteller, darunter VW, BMW, Mercedes, Kia und Hyundai. Nach Angaben des Gesamtverbands der Aluminiumindustrie hat der Verkehrsbereich im Jahr 2015 rund 1,5 Milliarden Tonnen Aluminium verbraucht und lag damit in Deutschland weit an der Spitze. An zweiter Stelle folgte der Bausektor mit nur 0,4 Milliarden Tonnen.

Das Essener Familienunternehmen, das 2015 sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hat, produziert Leichtmetallprodukte inzwischen an acht Standorten. Ende 2013 waren zwei Werke in Frankreich dazugekommen, im Mai 2014 die Anlage in Voerde. In Saint-Jean-de-Maurienne und Castelsarrasin stellt Trimet Aluminiumdraht her. „Die Integration der Standorte ist abgeschlossen“, sagt Iffert.


Das Werk als virtuelle Batterie

Die Kapazitäten der Aluminiumhütten, Gießereien und Umschmelzwerke seien im Geschäftsjahr 2015/16 vollständig ausgelastet gewesen. Trotz der anhaltend niedrigen Weltmarktpreise für Aluminium hat die Trimet-Gruppe ihr Ergebnis daher auf 63 Millionen Euro gesteigert. Der amerikanische Alu-Riese Alcoa hatte zuletzt die sinkenden Metallpreise nur dank guter Geschäfte mit der Auto- und Flugzeugindustrie abfedern können.

Wie schon im Vorjahr will Trimet weiter in den Ausbau und die Modernisierung seiner Produktionsanlagen investieren. Geplant ist für das laufende Jahr erneut eine Summe von rund 84 Millionen Euro. Dazu kommen in den kommenden zwei Jahren noch 36 Millionen in den Aufbau eines weiteren Standbeins: die Funktion als Strompuffer im Rahmen der Energiewende. Iffert spricht gern von der „virtuellen Batterie“.

In den vergangenen Jahren hat Trimet ein Verfahren entwickelt, das den Elektrolyseprozess durch eine flexible Lastverschiebung an schwankende Strommengen aus Wind- und Sonnenenergie anpasst. Mit anderen Worten: Bei Bedarf kann Trimet seine Aluminium-Elektrolyse für Minuten oder sogar einige Stunden komplett abschalten; der Strom steht dann für andere Verbraucher zur Verfügung. Allein das Stammwerk in Essen verbraucht so viel Strom wie die ganze Stadt.

Die einjährige Testphase ist nun abgeschlossen. Im nächsten Schritt folgt nun die industrielle Erprobung. Dazu werden bis Ende 2017 insgesamt 120 Öfen einer Elektrolysehalle der Aluminiumhütte in Essen umgerüstet. „Mit der Flexibilisierung der Aluminiumproduktion nehmen wir eine weltweite Vorreiterrolle ein“, sagt Iffert. „Wir wollen einen entscheidenden Lösungsbeitrag zur Energiewende liefern und gleichzeitig den Nachweis erbringen, dass Industrieproduktion und klimaschonende Energieversorgung nicht nur im Einklang stehen, sondern sich sogar wechselseitig unterstützen können.“ Mittelfristig erhoffen sich die Trimet-Manager dann auch von der virtuellen Batterie einen Ergebnisbeitrag.

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