




Die Zementkonzerne Holcim und Lafarge haben ihre auf der Kippe stehende Megafusion gerettet. Die Unternehmen einigten sich auf einen neuen Preis, wie Holcim am Freitag mitteilte. Holcim verhinderte zudem, das Lafarge-Lenker Bruno Lafont Chef des fusionierten Unternehmens wird. Ein neuer Konzernchef soll in Kürze bekanntgegeben werden.
Des weiteren wurde das Austauschverhältnis zugunsten der Holcim-Akionäre nachgebessert. Nun erhalten die Lafarge-Eigner für zehn eigene Aktien neun Titel von Holcim. Bei dem im April vergangenen Jahres angekündigten größten Zusammenschluss in der Geschichte der Branche war ursprünglich ein Austauschverhältnis von eins zu eins vereinbart worden. Die Fusion solle im Juli vollzogen werden. Damit entsteht ein neuer Konkurrent für die deutsche Heidelberg Cement.
Preisabsprachen der Zementhersteller
Der Bundesgerichtshof erkennt in der „Zementverkaufsstelle Niedersachsen“ eine Tarnorganisation der Branche für unerlaubte Preisabsprachen.
Das Bundeskartellamt verhängt gegen 33 Zementhersteller Bußgelder von umgerechnet 115 Millionen Euro.
Die EU-Kommission verdonnert den europäischen Dachverband, acht nationale Verbände und 33 europäische Zementhersteller zu Geldbußen von umgerechnet rund 250 Millionen Euro. Die Betroffenen hatten seit 1983 Märkte untereinander aufgeteilt und Exporte abgesprochen. In Deutschland waren unter anderem Dyckerhoff, HeidelbergCement und Nordcement an dem Komplott beteiligt.
Ein Kartell von Transportbetonherstellern fliegt auf. Bußgelder in Höhe von umgerechnet rund 125 Millionen Euro, allein 100 Millionen für Readymix, werden fällig.
29 von 30 Zementfirmen, gegen die das Kartellamt ermittelte, geben die Verstöße zu. Daraufhin hagelt es Bußgelder in der Rekordhöhe von 660 Millionen Euro. Der höchste Betrag (250 Millionen Euro) entfällt auf die HeidelbergCement, die bei dem Kartell nach dem damaligen Kartellamtschefs Ulf Böge „eine Führungsrolle“ innehatte, was der Marktführer allerdings bestritt. Gegen Schwenk Zement werden 142 Millionen, gegen Dyckerhoff 95 Millionen Euro und gegen Lafarge Zement 86 Millionen Euro verhängt.
Nach Durchsuchungen 2008 und 2009 leitet die EU-Kommission ein Kartellverfahren gegen sieben europäische Zementhersteller ein, darunter HeidelbergCement.
Nach jahrelangem Rechtsstreit muss HeidelbergCement 160 Millionen der ursprünglich verhängten Summe von 250 Millionen (aus 2003) zahlen.
Im Verhandlungspoker hatte am Donnerstag bereits ein Großaktionär eine potenzielle Einigung anklingen lassen. Der zweitgrößte Eigner von Lafarge, Nassef Sawiris, die Gespräche zwischen den beiden Seiten befänden sich auf Kurs. „Worüber jetzt mit der Unterstützung der beiden Aufsichtsräte und aller Schlüsselaktionäre gesprochen wird, ist die Wiederherstellung einer Transaktion, die buchstabengetreu eine Fusion unter Gleichen ist“, sagte der Ägypter in einem Telefon-Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Nachdem der im vergangenen April eingefädelte Deal über Monate unbestritten schien, trat die Schweizer Seite am vergangenen Sonntag auf die Bremse. Holcim forderte angesichts des zuletzt besseren Geschäftsgangs Nachbesserungen beim Preis und opponierte angesichts seines Führungsstils Insidern zufolge gegen Bruno Lafont als Chef des fusionierten Konzerns.
Im Raum stand zuletzt der Vorschlag, dass Lafont nicht Konzernchef wird, sondern sich stattdessen den Aufsichtsrats-Chefposten mit Holcim-Präsident Wolfgang Reitzle teilen soll. Diese Entscheidung steht nun aber noch aus.