Anlagenbau SMS Group muss weiter sparen

Mit einer mehrgleisigen Strategie stemmt sich der Großanlagenbauer SMS Group gegen die Flaute in der Stahlindustrie. Ausgebaut wird vor allem der Servicebereich. Chancen sehen die Düsseldorfer auch in Iran.

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Der SMS-Geschäftsführer setzt seinen Sanierungskurs fort. Quelle: PR

Düsseldorf „Der Markt für den metallurgischen Anlagen- und Maschinenbau hat sich 2015 weiter nur verhalten entwickelt“, sagte SMS-Geschäftsführer Burkhard Dahmen am Donnerstag, „die Investitionsbereitschaft ist niedrig“. Bei dem schwerpunktmäßig für die Stahlindustrie produzierenden Anlagenbauer SMS ist daher der Auftragseingang auf 2,76 Milliarden Euro zurückgegangen. Im Jahr zuvor waren es immerhin noch rund 3,17 Milliarden Euro; ein Niveau, das der Konzern auch für die nächsten Jahre anvisiert. In guten Zeiten wie 2018 hatte der Konzern noch über fünf Milliarden Euro in den Büchern stehen. Der Umsatz erreichte mit 3,31 Milliarden Euro nur knapp das Vorjahresniveau von 3,4 Milliarden Euro.

Das Ergebnis der Gruppe, die im Besitz der Unternehmerfamilie Heinrich Weiss ist, brach sogar auf sieben (31) Millionen Euro ein. „Es ist quasi eine schwarze Null, die nicht zufriedenstellend ist“, räumte Dahmen ein. Grund für das schlechte Ergebnis seien neben der weltweiten Krise in der Stahl-, Kupfer- und Aluminiumindustrie vor allem höhere Aufwendungen für die Restrukturierung. Aufgrund der enttäuschenden Entwicklung liegt auch der vor knapp zwei Jahren beschlossene Wegzug aus Düsseldorf nach Mönchengladbach auf Eis. „Die Überlegung bleibt“, sagte Dahmen, aber der Neubau des Firmengebäudes würde rund 100 Millionen Euro kosten und werde daher erst einmal verschoben.

Die SMS Group steuert auch sonst bereits massiv gegen und hat schon vor zwei Jahren ein erstes Restrukturierungsprogramm aufgelegt. Dazu gehört der Kapazitätsabbau im Anlagengeschäft, durch den in Deutschland bis Ende nächsten Jahres 1200 der 5250 Arbeitsplätze wegfallen werden. Der Konkurrent, die italienische Gesellschaft Danieli, hat sogar einen Großteil ihrer Produktion nach Thailand verlagert.

Zwar wird bei SMS also fast jede fünfte Stelle im Kerngeschäft des Stahlwerkausrüsters gestrichen. „Wir bleiben aber Anbieter der gesamten Prozesskette“, verspricht Dahmen. Bis 2020 will die Gruppe ein Drittel ihrer Umsätze mit der Modernisierung und Reparatur von Anlagen erzielen. „Großes Potenzial“ sieht der SMS-Chef“ bei Modernisierungen hin zu energieeffizienter und umweltorientierter Anlagetechnik“.

Wachstumschancen böte zudem die Digitalisierung. Dazu gehöre bei SMS etwa die Entwicklung intelligenter Komponenten. Die Gruppe hat daher die SMS digital GmbH ins Leben gerufen, die weitere digitale Produkte in Zusammenarbeit mit den Kunden entwickeln und vermarkten soll. Zudem hat die Gruppe Mehrheitsanteile an dem Start-up QuinLogic in Aachen erworben. Das Unternehmen entwickelt Software-Lösungen für ein optimiertes Qualitätsmanagement für die Stahl-, Aluminium- und Papierindustrie.

Im Service-Bereich werden auch neue Jobs geschaffen - davon profitiert aber vor allem das Ausland. So ist die operative Verantwortung für das Servicegeschäft inzwischen in die jeweiligen Regionen verlagert worden. Dennoch hilft es auch der ganzen Gruppe, denn die Margen sind laut Dahmen höher als im Anlagengeschäft. Ein weiterer Vorteil: Die zu erzielenden Summen seien zwar niedriger, flössen aber dank der langjährigen Verträge kontinuierlich Jahr für Jahr.

Auch sonst ruhen viele Hoffnungen der SMS Group auf dem Ausland, insbesondere auf Iran. Nach der schrittweisen Öffnung des Landes sieht der SMS-Chef dort Chancen sowohl bei der Modernisierung als auch beim Neuaufbau der Stahlindustrie. Die Düsseldorfer haben bereits Absichtserklärungen über Projekte im Volumen von über einer Milliarde Euro unterzeichnet. Der Abschluss einiger der Projekte stehe unmittelbar bevor, einige kleinere Aufträge hat die Gruppe nach eigenem Bekunden bereits bekommen. Zudem hat sie mit einem iranischen Unternehmen ein Joint Venture im Bereich Technischer Service und Reparaturen gegründet.

Mängel sieht Dahmen vor allem in der Finanzierung: „Was uns noch fehlt sind die Banken.“ Das hat auch der Maschinenbauverband VDMA auf einer Fachtagung in Berlin erneut kritisiert. Die gute Nachricht sei, so VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Hermes-Deckungen für den Iran wieder aufnehmen wolle. Doch könnten viele Unternehmen die Hermes-Deckung de facto nicht nutzen, wenn die Banken die Geschäfte nicht begleiten. Und derzeit seien noch viel zu wenig Finanzinstitute im Zahlungsverkehr mit Iran aktiv.

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