Anlagenbauer Gea-Investoren fordern raschen Kurswechsel

Im kommenden Jahr wird Gea-Chef Jürg Oleas zurücktreten. Doch das reicht den Investoren nicht aus. Sie wollen die Einkaufstour von Gea stoppen.

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Der Maschinenbauer ist schwach in das laufende Jahr gestartet. Quelle: dapd

Düsseldorf/Frankfurt Nach der Ankündigung des Rückzugs des langjährigen Gea-Chefs Jürg Oleas drängen Investoren bei dem Anlagenbauer auf einen raschen Führungs- und Kurswechsel. „Wir sehen das als Chance, ein neues Kapitel aufzuschlagen“, sagte ein Investor, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Der Führungswechsel sei nicht genug. „Es ist eine Menge Arbeit zu erledigen.“ Die unter Oleas vorangetriebene Einkaufstour müsse eingeschränkt oder beendet werden. Das Management habe sich damit verzettelt und die Übersicht verloren. Margenschwache Geschäfte des überwiegend für die Nahrungs- und Getränkeindustrie produzierenden Anlagenbauers müssten abgestoßen und die Kosten gesenkt werden.

Der MDax-Konzern hatte am Sonntag mitgeteilt, dass der seit 14 Jahren amtierende Gea-Chef seinen Posten mit der Hauptversammlung im Frühjahr 2019 abgeben wolle. Die Gea-Aktie hatte daraufhin zugelegt. Oleas dem Konzern einen Umbau verordnet, der ab 2017 jährliche Einsparungen von 125 Millionen Euro bringen sollte. Der Manager räumte allerdings ein, dass die Effekte sich erst bis zu zwei Jahre später voll entfalten. Er musste zudem nicht nur 2016 seine Ziele eindampfen, sondern auch 2017 seine Prognose zwei Mal zurücknehmen. Die Ziele für das laufende Jahr sehen Wachstum überwiegend durch Zukäufe vor. Zu den größten Aktionären von Gea gehören das Kuwait Investment Office, Blackrock, MFS Investment Management, der Investor Albert Frere sowie der US-Hedgefonds Elliott.

Anleger begrüßten den Führungswechsel. „Gea ist eigentlich ein tolles Unternehmen. Die Gewinnwarnungen in der Vergangenheit sprechen aber nicht für eine gute Prognosefähigkeit“, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Reuters. Es wäre gut, wenn ein Nachfolger von außen käme. Der neue Vorstandschef müsse das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen. Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte, er habe den Eindruck, der Vorstand sei amtsmüde. „Er ist mit seiner Umorganisation nicht so weit gekommen, wie er wollte.“ Zudem seien wohl mit dem Abbau von 2100 Stellen auch Know-How-Träger gegangen.

„Ein langwieriger Führungswechsel macht für niemanden Sinn. Sobald ein Nachfolger gefunden ist und dieser anfangen kann, sollte der Wechsel vollzogen werden“, sagte der Investor, der anonym bleiben wollte. Auch der Aufsichtsrat müsse neu aufgestellt werden. Es gebe zu viele Mitglieder, die schon sehr lange dabei seien.

Ein Konzern-Sprecher bekräftigte den Zeitplan. „Sicherlich wird es die eine oder andere Stimme geben, ob der Führungswechsel nicht schneller geht.“ Der Nominierungs-Ausschuss habe einen strukturierten Prozess in Gang gesetzt, um bis Ende 2018 einen Nachfolger für Oleas zu finden.

Auch Analysten werten den Abgang des Vorstandschefs positiv. „Es scheint als sei der Druck von Aufsichtsratsseite auf CEO Oleas nach dem klar enttäuschenden Kapitalmarkttag letzten Montag sowie den zahlreichen Gewinnwarnungen der letzten Quartale aufgrund ineffizienter operativer Strukturen nochmals gestiegen“, kommentierten Experten der DZ Bank. Sebastian Growe von der Commerzbank verwies darauf, dass ein Führungswechsel allein nicht ausreiche. Die Konzernstrukturen seien zu kompliziert und ineffizient. Das Portfolio müsse womöglich verändert und die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt transparenter werden.

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