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Antibaby-Pille Yasminelle Schadenersatzklage gegen Bayer nun auch in Deutschland

Bayer kommt nun auch in Deutschland wegen der Antibaby-Pille Yasminelle vor Gericht. Der Konzern will sich gegen die Ansprüche wehren, die er nach eigenen Angaben für "unbegründet" hält.

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Im November soll ein Zivilprozess gegen Bayer eröffnet werden Quelle: dpa

Wie die WirtschaftsWoche berichtet, eröffnet das Landgericht Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) am 5. November einen Zivilprozess gegen den Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer. Die Studentin Felicitas Rohrer aus dem badischen Bad Säckingen verlangt von dem Unternehmen Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 200.000 Euro wegen Gesundheitsschäden, die angeblich durch Yasminelle entstanden sind.

Das Unternehmen bestätigt den Termin, hält die Ansprüche allerdings für „unbegründet“ und will sich gegen die Klage „entschieden“ zur Wehr setzen. Der Anwalt von Klägerin Rohrer, Martin Jensch aus dem bayerischen Coburg, vertritt acht weitere Frauen, die sich durch Bayer-Verhütungspillen geschädigt sehen.

Bayer - mehr als 150 Jahre Unternehmensgeschichte
Bayer blickt zurück auf eine wechselvolle Geschichte. Der Konzern hat bahnbrechende Medikamente wie Aspirin erfunden, aber auch Heroin als Arznei verkauft. Bayer schuf bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wohltaten für die eigenen Mitarbeiter, gründete Sportvereine und Werksbüchereien - und rekrutierte andererseits als Teil der I.G. Farben während des Zweiten Weltkrieges Tausende Zwangsarbeiter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen schufteten. Wie alles begann... Quelle: dpa
1863Am 1. August gründen der Kaufmann Friedrich Johann Bayer und der Färber Johann Friedrich Weskott die "Friedr. Bayer et comp.". Sitz der Gesellschaft ist Wuppertal, Zweck die Produktion von Farbstoffen. Quelle: Presse
1876Das junge Unternehmen expandiert rasch im Ausland. Erste Produktionsbetriebe entstehen – zunächst in Russland, später auch in Frankreich, England und den USA. Quelle: Presse
1898Das Unternehmen lässt sich Heroin als Warenzeichen schützen. Den Bayer-Chemikern gilt Heroin als ungefährliches, nahezu nebenwirkungsfreies Medikament, das die Atmung beruhigt. Nach der Einnahme sollen sich die Bayer-Arbeiter "heroisch" gefühlt haben - davon soll sich der Name Heroin ableiten. Bis 1915 produziert die Farbenfabrik jährlich eine knappe Tonne Heroin; das angebliche Medikament wird bald in 22 Länder exportiert. Erst 1931 stellte Bayer die Produktion ein. Quelle: Gemeinfrei
1899Unter der Nummer 36433 wird das Medikament Aspirin in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin aufgenommen. Entdeckt wurde Aspirin von dem jungen Chemiker und Pharmakologen Felix Hoffmann, der seinem rheumakranken Vater mit einem Antischmerzmittel helfen wollte. Bis heute ist Aspirin das bekannteste Bayer-Produkt. Quelle: Creative Commons-Lizenz
1904Die Bayer-Arbeiter bekommen einen Sportverein. Der TuS 04 Leverkusen gründet sich – der Vorläufer des heutigen TSV Bayer 04 Leverkusen, der vor allem durch seine Fußball-Bundesligamannschaft bekannt ist. Quelle: Presse
1912Carl Duisberg wird Generaldirektor, Leverkusen Firmensitz. Der Standort Wuppertal ist zu klein geworden; Duisburg entwickelt einen Plan für ein neues Chemiewerk in Leverkusen. Die Wahl des neuen Hauptstandorts stößt nicht überall auf Begeisterung. Bayer-Arbeiter reimen ein Klagelied: "Kann er einen nicht verknusen, schickt er ihn nach Leverkusen. Dort, an diesem End der Welt, ist man ewig kaltgestellt." Quelle: Gemeinfrei

In den USA klagten bereits mehrere Tausend Frauen gegen Bayer wegen angeblicher Gesundheitsschäden durch Antibaby-Pillen vom Typ Yasminelle. Bis Anfang 2015 schloss Bayer 9000 Vergleiche in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Dollar, allerdings ohne eine Verantwortung anzuerkennen.

Einige Wissenschaftler aus den USA und den Niederlanden unterstellen den Bayer-Pillen ein höheres Thrombose-Risiko. Bayer betont dagegen das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis, das von Gesundheitsbehörden und unabhängigen Experten bestätigt werde. Weltweit setzte Bayer mit seinen Verhütungspillen im vergangenen Jahr rund 770 Millionen Euro um.

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