Arzneimittelhersteller Stada Investor ruft zur Revolte auf

Beim hessischen Arzneimittelhersteller Stada will Großinvestor Active Ownership (AOC) selbst einen neuen Aufsichtsrat für das Unternehmen suchen. Weitere Anteilseigner ziehen bei der Revolte mit.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Mehrere Aktionäre des Arzneimittelherstellers wollen den Aufsichtsrat des Unternehmens selbst bestimmen. Quelle: dpa

Frankfurt Einflussreiche Aktionäre von Stada wollen dem hessischen Arzneimittelhersteller die Suche nach einem neuen Aufsichtsrat aus der Hand nehmen. Der mit mehr als fünf Prozent beteiligte aktivistische Investor Active Ownership (AOC) rief am Freitag die übrigen institutionellen Anleger auf, Kandidaten für die Besetzung der sechs Kapitalvertreter-Posten zu nennen. Man habe das Vertrauen verloren, dass Stada die Auswahl ordentlich hinbekomme. Das Gremium besteht derzeit aus vier Apothekern, einem Arzt und wird von einem Rechtsanwalt geführt. Stada hatte im Mai einen ersten Vorstoß von AOC zur Neubesetzung abgewehrt und ist nun dabei, selbst Nachfolger für vier Aufsichtsräte zu suchen.

Das sehen viele Aktionäre skeptisch: Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, DWS, stellte sich hinter den AOC-Vorstoß. „Uns fehlt das Gefühl, dass bei Stada bisher im Interesse der Aktionäre gehandelt wurde“, sagte DWS-Fondsmanager Henning Gebhardt der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben Sympathien dafür, mehr Transparenz in den Auswahlprozess zu bringen.“

Gesammelt und ausgewählt werden sollen die Vorschläge von der renommierten Personalberatung Spencer Stuart. DWS hält nach eigenen Angaben etwa fünf Prozent an dem Unternehmen aus Bad Vilbel, AOC kommt auf mehr als fünf Prozent. Auch Investoren wie die Allianz und Lupus Alpha haben AOC Insidern zufolge Unterstützung zugesagt. Zusammen mit dem US-Investor Guy Wyser-Pratte, der sich kürzlich als Kritiker von Stada zu Wort gemeldet hatte, dürften sie inzwischen für mehr als 20 Prozent an Stada stehen.

Stada selbst hat für die Suche den Personalberater Egon Zehnder zu Hilfe geholt. Die Liste mit den Kandidaten für den Aufsichtsrat muss bis zum 15. Juli stehen. An diesem Tag muss die Einladung zur Hauptversammlung am 26. August verschickt werden. Stada hatte das Aktionärstreffen im Mai überraschend verschoben. Aufsichtsratschef Martin Abend hatte AOC vergrätzt, weil er zunächst zugestimmt hatte, drei von dem Investor nominierte Aufsichtsräte vorzuschlagen, das Abkommen dann aber verworfen hatte.

Ein Stada-Sprecher sagte, die drei Kandidaten nähmen an dem Auswahlprozess weiter teil. AOC und die anderen Großanleger befürchten aber, dass sie es trotz Qualifikation nicht auf die Vorschlagsliste des Unternehmens schaffen werden. „Wir erwarten, dass Stada die von den Aktionären ausgewählten Kandidaten zur Wahl vorschlägt“, forderte AOC-Manager Florian Schuhbauer. Man folge dabei dem schwedischen Modell, wo die größten Aktionäre die Gremiums-Mitglieder vorschlagen. „Stada braucht einen Aufsichtsrat, der frei von Interessenkonflikten agieren kann“, sagte AOC-Manager Klaus Röhrig, der selbst ein Mandat anstrebt.

Kritiker werfen dem Stada-Aufsichtsrat vor, zu willfährig gegenüber dem Vorstand um Hartmut Retzlaff gewesen zu sein. Er hat sein Amt kürzlich krankheitshalber an Matthias Wiedenfels abgegeben. Ob Retzlaff wiederkommen wird, ist offen. „Eine Verbesserung der Corporate Governance bei Stada wäre nur zu begrüßen“, sagte Fondsmanager Gebhardt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%