Asiatische Konkurrenz für deutsche Autokonzerne Drohende Fahrverbote für Dieselautos: „China lacht über uns“

China will zur Auto-Weltmacht aufsteigen. Automanager warnen, dass Deutschland spätestens nach dem Diesel-Fahrverbot ins Hintertreffen geraten könnte.

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Der Autodesigner warnt vor der Offensive der Chinesen und einem Fahrverbot für Diesel. Quelle: Oliver Blobel für Handelsblatt

Düsseldorf Hui Zhang mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. „Wir bieten Produkte an, um den Markt zu erobern“, sagt der der Direktor des Europageschäfts des chinesischen Elektroauto-Start-ups Nio. Zwar könne man von den deutschen Autoherstellern in Sachen mechanisches Know-how und Qualitätsbewusstsein noch viel lernen.

Aber: „Wir wollen mehr als ein Autounternehmen sein“, erklärte Zhang bei der Handelsblatt Asia Business Insights, einer hochkarätigen Konferenz zum Austausch zwischen der deutschen und der asiatischen Wirtschaft.

Die Autos, die Nio bauen will, sollen so etwas wie rollende Smartphones sein – mit Apps, Cloud-Computing und digitalen Services. Von den mehr als hundert chinesischen Start-ups im Autobereich gilt Nio als eines der Vielversprechendsten. Denn hinter der Firma um den Selfmade-Milliardär und Nio-Gründer William Li steht gleich ein ganzes Konglomerat aus 56 Investoren. Darunter so klingende Namen wie der Computer-Hersteller Lenovo oder Tencent, Chinas Pendant zu Facebook.

Das Ziel von Nio ist klar: Die Firma will zur weltweiten Nummer eins bei Elektroautos aufsteigen. Eine Kampfansage, die man mittlerweile auch in Deutschland ernst nimmt. Denn dem Neuling aus Fernost kommt die radikale Industriepolitik der kommunistischen Regierung in Peking zu Gute. Ab 2019 greifen in China für alle Hersteller verbindliche Quoten bei Elektroantrieben.

Dadurch sind auch die lokalen Joint-Venture-Partner von VW, Daimler und BMW gezwungen, in China massiv in Elektromobilität zu investieren.

Denn China ist der größte Automarkt der Welt. Alleine Daimler verkaufte im vergangenen Jahr im Reich der Mitte fast 600.000 Autos. China ist damit zum dritten Mal in Folge der wichtigste Absatzmarkt für die Stuttgarter. Wie kein anderes Land der Welt setzt das Riesenreich auf den Durchbruch der Elektromobilität und betreibt dafür mit Quoten und Subventionen eine forsche Industriepolitik.

Gert-Volker Hildebrand ist daher alarmiert. Der Manager kennt sowohl die deutsche wie auch die chinesische Autoindustrie aus erster Hand. Hildebrand war lange für das Design der BMW-Tochtermarke Mini verantwortlich, dann arbeitete er sieben Jahre für Qoros, einen chinesischen Autohersteller, der mit großen Ambitionen gestartet war, letztlich mit seiner Expansion scheiterte. Auch einige Nio-Manager haben dort ihr Handwerk gelernt.

Hildebrand sieht die staatlich subventionierte E-Auto-Offensive von Peking als Gefahr für die deutsche Autoindustrie. Noch gefährlicher sei aber die seiner Ansicht nach fehlende Industriepolitik in Deutschland. „Gestern haben erstmal die Sektkorken in China geknallt“, ätzt Hildebrand. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach Städte und Kommunen prinzipiell Fahrverbote aussprechen können, um die Grenzwerte für Stickoxide einzuhalten, werde Deutschland deindustrialisieren.

„Das ist der beginnende Selbstmord“, fürchtet Hildebrand. „China lacht über uns“. Er ist überzeugt: „Wir wurden enteignet mit dieser Diesel-Geschichte. Die Industrie wurde kastriert und die Ehre in der Brust der Ingenieure wurde herausgerissen“. Das könne sich Deutschland nicht leisten.

Und zu allem Überfluss sei jetzt auch noch „Mercedes weg“, sagt Hildebrand flapsig überspitzt. Dass der chinesische Autokonzern Geely fast zehn Prozent der Daimler-Aktien kaufte und so zum größten Aktionär der Schwaben aufstieg, markiert für Hildebrand eine Zeitenwende.

Die Ambitionen von Geely seien strategischer Natur. „Der Mercedes wird künftig von Osten nach Westen verschifft und nicht vom Westen in den Osten“, prophezeit Hildebrand. Statt zu jammern, sollte die deutsche Politik handeln, fordert der Autodesigner: „Wir dürfen unsere Industrie nicht ausverkaufen“.

Nio-Manager Hui Zhang widerspricht. „Wir sind in der Geschäftswelt, nicht in der Ideologiewelt“. Wenn sich Geely mit 9,7 Prozent an Daimler beteiligt, führe das nicht zur „Vernichtung der Arbeitsplätze in Deutschland“, so Zhang. „Wir respektieren Deutschland“, sagt der Manager. Man habe großen Respekt vor den deutschen Autoherstellern. Klar sei aber auch: Diese müssten sich dem Wettbewerb stellen. Und den will Nio gewinnen, daran lässt er keinen Zweifel.

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