Auch ohne Pfizer stark Astra-Zeneca will Aktionäre für Erhalt der Eigenständigkeit gewinnen

Astra-Zeneca versucht, die Eigner mit Prognosen auf einen Umsatzsprung bis 2023 zu kitzeln und hofft, dass sie das Übernahmeangebot von Pfizer ablehnen. Die Britische Regierung interessiert nur der Arbeitsplatz-Erhalt.

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Sie wollen den Verkauf ihrer Eigenständigkeit verhindern: Der britische Konzern Astra-Zeneca ist ins Visier der US-Konkurrenz Pfizer geraten. Quelle: Reuters

London Der britische Pharmakonzern Astra-Zeneca verspricht seinen Aktionären deutlich höhere Umsätze und will sie so zur Ablehnung der 106-Milliarden-Dollar Offerte des US-Rivalen Pfizer bewegen. Astra-Zeneca habe viele neue Medikamente in der Testphase, so dass auch ohne Pfizer die Erlöse binnen zehn Jahren um 75 Prozent auf mindestens 45 Milliarden Dollar steigen würden, erklärte das Management am Dienstag. Astra-Zeneca schlug zuletzt auch ein erneut aufgestocktes Pfizer-Angebot aus. Das New Yorker Unternehmen will mit der Übernahme zum weltgrößten Pharmakonzern aufsteigen und erwägt auch, Astra-Zeneca gegen den Willen des Managements zu übernehmen. Die britische Regierung betonte, sie sei an der Schaffung und der Sicherung guter Jobs in Großbritannien interessiert. Das letzte Wort hätten aber die Aktionäre.

Astra-Zenecas Verwaltungsratschef Leif Johansson sagte, es sei klar absehbar, dass die Strategie seines Konzerns als weiter unabhängiges Unternehmen erfolgreich sein werde. Zwar dürften die Umsätze auch wegen auslaufender Patente in den kommenden drei Jahren zunächst sinken. Ab 2017 werde man dann aber deutlich zulegen, vor allem durch neue Mittel gegen Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten und Lungenprobleme. Firmenchef Pascal Soriot sagte, eine Übernahme durch Pfizer würde diese Aussichten stören. Insidern zufolge ist Astra-Zeneca zu Gesprächen mit Pfizer bereit, wenn die Offerte von zuletzt 50 Pfund je Aktie angehoben wird. Auch mehrere große Astra-Zeneca-Aktionäre hatten Reuters gesagt, sie wären dann für einen Verkauf offen.

Branchenexperten bescheinigen Astra-Zeneca zwar, viele erfolgversprechende Medikamente zu entwickeln. Es ist aber unklar, wie viel Umsatz damit am Ende tatsächlich erwirtschaftet werden kann. Pfizer ist vor allem an Astra-Zenecas Neuentwicklungen zur Krebstherapie interessiert, die auf eine Stärkung des Immunsystems setzt. Im Bereich Krebstherapie liegt AstraZenca aber hinter Rivalen wie Bristol-Myers Squibb, Merck & Co und Roche.

Pfizer beschäftigt weltweit rund 90.000 Menschen und musste 2013 einen Umsatzrückgang von sechs Prozent auf rund 51,6 Milliarden Dollar hinnehmen. Bei Astra-Zeneca sank der Umsatz 2013 um acht Prozent auf 25,7 Milliarden Dollar. Der Konzern hat etwa 52.000 Mitarbeiter, davon rund 7000 in Großbritannien.

Der britische Finanzminister George Osborne sagte, er würde einen Kauf durch Pfizer befürworten, wenn dadurch neue Jobs in seinem Land entstünden. "Unser einziges Interesse in dieser Sache ist die Sicherung guter Arbeitsplätze in Großbritannien, gute Jobs in der Produktion, gute Jobs in der Wissenschaft. Daran bin ich interessiert. Und wir werden jede Vereinbarung unterstützen, die das bringt." Eine Sprecherin von Regierungschef David Cameron sagte, am Ende würden allein wirtschaftliche Aspekte den Ausschlag geben. In den kommenden Wochen sollen Vertreter beider Konzerne vor dem Wirtschafts- und dem Wissenschaftsausschuss des Parlaments Rede und Antwort stehen. So will man sich ein Bild machen, ob die Fusion im Interesse Großbritanniens ist

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