Auftragslage rückläufig Großanlagenbau - Die fetten Jahre sind vorbei

Jahrelang war es aufwärts gegangen für den deutschen Großanlagenbau. Doch seit der Finanzkrise geht es bergab. Besonders schwierig für Deutschlands Anlagenbauer ist der Inlandsmarkt.

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Baustelle eines Kraftwerks Quelle: dpa

Die fetten Jahre sind vorbei: Jahrelang war es aufwärts gegangen für den deutschen Großanlagenbau, also jener Branche, die Hütten- und Chemiewerke, Förder- ebenso wie Zementanlagen baut. Zwischen 2003 und 2008 hatte sich der Auftragseingang von rund 15 Milliarden Euro auf über 32 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Doch seit der Finanzkrise geht es bergab. Im vergangen Jahr holten Deutschlands Anlagebauer wie der Chemiefabrikbauer ThyssenKrupp Uhde, der Walzwerk- und Hüttenexperte SMS Siemag oder der Zementanlagenproduzent Humboldt Wedag nur noch Aufträge im Wert von 20,5 Milliarden Euro herein, 18 Prozent weniger als im Vorjahr.

Besonders der Inlandsmarkt war mit einem Minus von 41 Prozent stark zurückgegangen. Damit unterscheidet sich der Geschäftsverlauf der Großanlagenbauer erheblich von dem der gesamten Maschinen-und-Anlagenbauerbranche. Dessen Order gingen im Jahre 2012 nur um drei Prozent zurück. Seit 2009 haben die Maschinenbauer beim Umsatz um über ein Viertel auf 217 Milliarden Euro zugelegt.

Woher kommt der gewaltige Unterschied? Der Großanlagenbau hat sich von den Folgen der Finanzkrise und der darauf folgenden Staatsschuldenkrise noch nicht erholt. Anders als beim herkömmlichen Maschinenbau, dessen Projektlaufzeiten selten länger als ein Jahr sind, dauert es beim Großanlagenbau von der Bestellung bis zum Betrieb einer Anlage zwei bis drei Jahre. Bei Megaprojekten, die oft mehr als eine Milliarde Euro kosten, sind fünf Jahre nicht selten.

Ohne stabile Rahmenbedingungen läuft daher in der Branche wenig. Finanzierungen von Großprojekten sind seit Beginn der Finanzkrise schwierig geworden. Besonders leiden jedoch staatsnahe Projekte. „Die Märkte für Kraftwerksbau oder für Abfallverbrennungsanlagen sind Südeuropa oder Südosteuropa so gut wie zusammengebrochen“, sagt ein Manager eines Anlagebauers. Aber auch im Nahen Osten oder Nordafrika denken Politiker angesichts der laufenden Umwälzungen noch nicht an den Bau von Großanlagen.

Zwei Gründe nennt Helmut Knauthe, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau im Maschinen-und Anlagenbauverband VDMA für den besonders starken Einbruch im vergangenen Jahr: „Zum einen gingen die nominalen Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland allgemein um über sechs Prozent zurück.“ Zum anderen hätten die Anlagebauer unter den Rahmenbedingungen der Energiepolitik gelitten. So seien die notwendigen Investitionen für Kohle- und Ölkraftwerke weitgehend ausgeblieben.

Hoffnung machen sich die Anlagebauer nun auf wachsende Geschäfte in den USA. Die Deutschen wollen am Boom des Anlagenbaus infolge der Erschließung der Schiefergasquellen teilhaben. Die Projektpipeline des Großanlagenbaus in den Vereinigten Staaten sind mit Aufträgen für Methanol-, Ammoniak-, Düngemittelanlagen sowie von Erdgaskraftwerken gut gefüllt. Doch für frühe Freude gibt es wenig Anlass. Ehe die Bestellungen in den Büchern der deutschen Hersteller ankommen, wird wegen der langen Vorlaufzeiten noch einige Zeit vergehen. „Der Großanlagenbau erwartet im laufenden Jahr ein Orderplus im einstelligen Prozentbereich“, sagt Knauthe.

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