Noch ist Ruhe an der Tariffront, aber angesichts der rasant steigenden Inflationsrate stehen die Gewerkschaften unter wachsendem Druck, die höheren Preise mit größeren Lohnforderungen auszugleichen. „Die nächste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist im Herbst 2022 und dabei werden wir sicher das Thema Entgeltentwicklung fest in den Blick nehmen“, kündigt IG-Metall-Chef Jörg Hofmann im Gespräch mit der Wirtschaftswoche an.
Die Richtung ist für ihn klar vorgegeben: „Natürlich erwarten die Beschäftigten nun, dass es wieder eine ordentliche Erhöhung gibt und es nicht zu Reallohnverlusten kommt“. Diesem Umstand werde man Rechnung tragen, sagt Hofmann, „auch wenn für uns bei der Formulierung der Tarifforderung die Zielinflationsrate der EZB und die Trendproduktivität die wesentlichen Größen bleiben“. Berücksichtigt werden solle aber auch, „dass unsere Branchen vor den gewaltigen Herausforderungen der Transformation stehen“.
Wie groß der Inflationsdruck mittlerweile ist, zeigen die aktuellen Preise auf der Produzentenebene. Im August legten sie um zwölf Prozent zu. So stark waren sie zuletzt in der Ölkrise 1974 gestiegen. Haupttreiber waren die Preise für Energie und Vorleistungen, die um 24 und 17,1 Prozent zulegten. Für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen mussten die Unternehmen 58 Prozent mehr zahlen. Experten sehen kein rasches Ende dieser Entwicklung. Im Gegenteil: Der Trend dürfte sich „in den kommenden Monaten fortsetzen, und zwar sowohl auf der Erzeuger- als auch auf der Verbraucherebene“, sagt Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank.
Zuletzt ist die Inflationsrate auf 3,9 Prozent geklettert, der höchste Wert seit Jahrzehnten.
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