Autobauer Alarmstufe Trump bei Toyota

Toyota stagniert: Die Pole-Position in der Autobranche haben die Japaner bereits an VW verloren, nun sinken auch die Gewinne. Wachstumsmotor 2017 soll der US-Markt sein – wenn Donald Trump nicht dazwischenfunkt.

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Nach außen hin bemüht sich Toyota um Gelassenheit. Quelle: AP

Tokio Als die Sprache auf Donald Trump kommt, greift Tetsuya Otake, Toyotas Mann für die Finanzen, zum Manuskript. Nur kein falsches Wort, vom Blatt liest er am Montag während der Pressekonferenz zur Quartalsbilanz eine vorgestanzte Antwort ab: Toyota sei seit 60 Jahren in den USA aktiv, investiere in dortige Werke. Es ist die übliche Antwort auf die Tweets des US-Präsidenten, die derzeit alle Autohersteller der Welt in Unruhe versetzen.

Neben BMW, Ford und General Motors wurde auch Toyota schon schwer vom den 140-Zeichen-Bannstrahl aus dem Weißen Haus getroffen. Denn der Konzern hatte dieses Jahr die Chuzpe besessen, den Bau einer Fabrik in Mexiko anzukündigen. Trump twitterte Anfang Januar, und prompt sackte Toyotas Aktienkurs ab.

Nach der Kritik erklärte Toyota zwar, dass der Konzern in den kommenden fünf Jahren zehn Milliarden Dollar in den USA investieren wolle. Und nach außen hin bemüht sich Toyota um Gelassenheit. Aber wie groß die Sorge wirklich ist, machte Japans Regierungschef Shinzo Abe in der vergangenen Woche klar.

Vor seinem Treffen mit dem neuen US-Präsidenten traf er sich am Freitag mit Toyota-Chef Akio Toyoda, um eine gemeinsame Strategie abzusprechen. Denn Trump hat sich neben China und Deutschland auch auf Japan als Währungsmanipulator eingeschossen.

Ein Blick auf die am Montag vorgelegte Bilanz für Toyotas drittes Quartal erklärt, warum bei Toyota die Alarmglocken schrillen. Ein Drittel seiner Autos setzt Japans Branchenprimus in Nordamerika ab. Damit ist die Region der mit Abstand größte Markt für den Konzern.

Zudem sind die Amerikaner derzeit verlässliche Käufer. Toyota erwartet, dass der recht starke nordamerikanische Markt auch 2017 solide bleiben wird. Und das ist ein Plus in unruhigen Zeiten, in denen sich Toyota derzeit befindet.


Betriebsgewinn rasselt in den Keller

Der Konzern tritt derzeit auf der Stelle. Dies hat VW erlaubt, die Japaner als größten Autohersteller der Welt zu überholen. Doch richtig bergab geht es mit den Gewinnen. Obwohl der Absatz im dritten Quartal leicht stieg und die Einnahmen nur leicht sanken, rasselte der Betriebsgewinn um 39 Prozent in den Keller. Der Grund: 2016 ist der Wechselkurs des Yen in die Höhe geschossen und hat damit die Umsätze und Gewinne massiv gedrückt. Die Gewinnmarge sackte von 9,8 Prozent im Vorjahr auf nur noch 6,2 Prozent ab.

Dennoch dürfte der finanzielle Tritt auf die Bremse die Kritik Trumps nicht verstummen lassen, nach der ausländische Firmen durch vermeintlich unterbewertete Währungen unfaire Wettbewerbsvorteile in den USA hätten. Denn Toyota erhöhte seine Bilanzprognose für das bis März laufende Bilanzjahr – und lieferte Trump damit unfreiwillig Munition. Nach Trumps Wahlsieg schoss der Dollar auf einmal in die Höhe und riss damit auch Toyotas Profite mit.

So will Toyota bis Ende März nun 10,15 Millionen Autos verkaufen, 50.000 mehr als 2015. Die Motoren sind derzeit Japan, Europa und Asien. Die USA stagnieren, weil Toyota vom Boom der SUVs und Pick-up-Trucks überrascht wurde. Doch vor allem trifft der Fall der Rohstoffpreise den Absatz Toyotas vor allem im Mittleren Osten, einem der wichtigsten Märkte der Japaner.

Die Umsatzprognose erhöhte Toyota leicht auf 26,5 Billionen Yen, die für den Gewinn jedoch um gleich neun Prozent auf 1,85 Billionen Yen. Dies wäre zwar 35 Prozent weniger als im Rekordjahr 2015. Aber die operative Umsatzrendite von sieben Prozent ist immer noch ein im internationalen Maßstab recht starker Wert. Zu stark für Trump?

Das Unternehmen beobachte nun genau, was der US-Präsident mache, und überlege sich Maßnahmen, kündigte Otake an. Im Mai in der Jahresbilanz will sich der Konzern genauer äußern. Doch allen ist klar, dass Trump jederzeit Strafzölle auf Importe oder andere Hemmnisse in den Fahrweg der Autohersteller werfen könnte.


Konsolidierung schreitet voran

Auch Toyota könnte dann ins Schlingern geraten. Dabei produzieren die Japaner schon deutlich mehr als die Hälfte ihres US-Absatzes vor Ort und sind sogar schon stark amerikanisiert. Aber die Handelspolitik Trump sei ein Risiko, sagt Otake, in den USA, aber auch weltweit.

Selbst ein Ausbau der US-Produktion ist kurzfristig kein Ausweg für Toyota. „Im Moment produzieren wir fast mit voller Kapazität“, erklärt Otake, „wir haben keine große Reserven.“ Und der Bau neuer Fabriken brauche Zeit.

Derweil treibt der Konzern die Konsolidierung der japanischen Autoindustrie voran. Am Montag vereinbarten Toyota und der frühere VW-Partner Suzuki, konkret eine weitreichende Zusammenarbeit zu planen. Damit bilden sich in Japans zersplitterter Automobilindustrie drei Gruppen heraus. Honda setzt weiter auf einen Alleingang. Renault-Partner Nissan hat sich Mitsubishi Motors zu 34 Prozent gekauft. Und Toyota zieht nun nach Subaru und Mazda auch noch Suzuki in seine Umlaufbahn.

Die Konzernchefs der beiden Hersteller hatten diesen Deal persönlich im Oktober 2016 angekündigt. Jetzt einigten sie sich auf die vier Bereiche, die detailliert geprüft werden sollen: umweltfreundliche Antriebe, Sicherheits- und Informationstechnologien, beispielsweise für autonomes Fahren, und gemeinsamen Einkauf.

Außerdem gehe es Toyota um Wissenstransfer, erklärte Toyotas Vorstandsmitglied Shigeru Hayakawa: „Wir können von Suzuki lernen, wie man schnell Entscheidungen trifft.“ Und dies ist angesichts der heutigen globalen Unsicherheit durchaus ein Wert für sich.

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