Rückschlag für Elon Musk Autotester kritisieren Teslas Model 3

Die Tester bemängeln bei Teslas Model 3 vor allem eine unterdurchschnittliche Zuverlässigkeit. Quelle: AP

Autotester des einflussreichen „Consumer Reports“ bemängeln zahlreiche Dinge an Teslas Massenfahrzeug. Empfehlen können sie das Model 3 nicht.

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Zu langer Bremsweg, unhandliche Bedienelemente: Geht es nach dem US-Verbrauchermagazin „Consumer Reports“ ist Teslas Massenfahrzeug Model 3 nicht zu empfehlen. Laut der Zeitschrift, vergleichbar mit den Publikationen der Stiftung Warentest in Deutschland, ist der Bremsweg von rund 46 Metern (152 Fuß) bei einer Geschwindigkeit von knapp 100 Stundenkilometern (60 Meilen pro Stunde) „weit schlimmer“, als bei jedem anderen modernen Auto, „das wir getestet haben“. Der weitaus größere und schwerere Pick-up F-150 von Ford komme demnach bei gleicher Geschwindigkeit mehr als zwei Meter früher zum Stehen.

Für Tesla ist das keine gute Nachricht. Zwar verweist der Autobauer auf eigene Tests, wonach der Bremsweg unter bestimmen Bedingungen nur rund 40 Meter beträgt. Doch „Consumer Reports“ gehört zu den einflussreichsten Informationsquellen für Autofahrer in den USA.

Dem Model S gab die Organisation hinter dem Magazin einst mit 103 von 100 möglichen Punkten die bislang höchste Bewertung und bescherte dem Elektroauto-Pionier damit einen regelrechten Glaubwürdigkeitsschub. Tesla-Chef Elon Musk sah sich daraufhin veranlasst, dem Magazin seine Liebe zu erklären. Nach dem jüngsten Urteil dürfte die jedoch etwas abgekühlt sein.

Die Tester bemängeln beim Model 3 eine unterdurchschnittliche Zuverlässigkeit. Laut Rebecca Lindland, Analystin bei Kelley Blue Book, macht es die fehlende Empfehlung „sicherlich schwieriger, in den Massenmarkt einzudringen, von dem sich Tesla langfristiges Wachstum erhofft“. Eingefleischte Fans des Autobauers würden sich dadurch aber nicht vergraulen lassen, so Lindland.

Model 3 mit zwei Motoren und Allradantrieb

Neben dem langen Bremsweg missfielen den Testern auch das steife Fahrwerk, unbequeme Rücksitze und übermäßige Windgeräusche bei Autobahnfahrten. Die Kompaktklassen der meisten direkten Mitbewerber bieten laut „Consumer Reports“ hier mehr Komfort. Die Tesla-Aktie ging am Montag mit einem Plus von 2,8 Prozent aus dem Handel, rutschte nachbörslich jedoch leicht ins Minus.

Allerdings fanden die Tester auch lobende Worte für das Fahrzeug, das Tesla mit einem Basispreis von 35.000 Dollar für die breite Bevölkerung produziert. Positive Erwähnung fanden die Akku-Reichweite, das Handling sowie die „berauschende Beschleunigung“. Insgesamt, so das Testurteil, ist das Model 3 ein starker Wettbewerber für vergleichbare Baureihen von Luxusanbietern – etwa für den 3er von BMW oder den Audi A4.

Tesla hatte beim Model 3 wiederholt mit Produktionsverzögerungen und -engpässen zu kämpfen, sowohl in seinem Montagewerk, als auch bei der Batterieherstellung. Ende Mai soll die Fertigung wegen Verbesserungen an den Anlagen für sechs Tage still stehen. Im ersten Quartal lieferte Tesla insgesamt 8180 Model 3 aus; der Stromer ist damit das meistverkaufte Elektroauto in Amerika. Fast eine halbe Million Kunden haben für das Fahrzeug eine Anzahlung von 1000 Dollar getätigt. Am Sonntag gab Musk per Twitter bekannt, dass das Model 3 ab Juli auch mit Allradantrieb produziert werden soll. Demnach werden zwei Elektromotoren verbaut, einer vorne und einer hinten im Fahrzeug. Einer davon garantiere Leistung, einer Reichweite, erklärte Musk.

Auch den Preis für die zweimotorige Allrad-Version gab Musk bekannt: Mit allen Optionen außer Autopilot soll sie 78.000 Dollar kosten. Ob die Neuerungen ausreichend sind, um die Liebesbeziehung zwischen Tesla und „Consumer Reports“ wieder zu entfachen, bleibt abzuwarten.

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