Automesse in Peking Die chinesische Lust auf Luxusautos

Mit wachsendem Wohlstand wächst in China die Nachfrage nach kostspieligen Autos, vor allem von Herstellern aus dem Westen. Vom positiven Image deutscher Marken will auch Borgward beim Neustart in China profitieren.

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Die VW-Tochter Bentley zeigt auf der Automesse in Peking den Mulsanne mit längerem Radstand. Quelle: dpa

Peking Deutschlands Autobauer können auf gute Geschäfte in China besonders mit Oberklassewagen hoffen. Während die Schätzungen für das diesjährige Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt auseinandergehen und zwischen sechs bis zehn Prozent liegen, dürfte der Absatz von Luxuswagen wieder stärker anziehen.

Zur Eröffnung der internationalen Automesse in Peking zeigten sich die 2000 Aussteller aus 14 Ländern am Montag zuversichtlich über das Wachstumspotenzial in China. Die wiederauferstandene Traditionsmarke Borgward gab den Verkaufsstart für ihr neuentwickeltes Modell BX7 bekannt.

Die Vereinigung der chinesischen Personenwagenhersteller erwartet für 2016 in einer Schätzung 15 Prozent mehr verkaufte Oberklasse-Autos als im Vorjahr. Insgesamt wird mit einem Absatzplus von zehn Prozent gerechnet. Die wirtschaftliche Lage in China helle sich auf.

Der Trend zu günstigen Geländewagen (SUV), die zunehmende Elektromobilität sowie das vernetzte Auto und autonomes Fahren stehen im Mittelpunkt der Automesse, die zu den wichtigsten der Branche weltweit zählt. Bis zum 4. Mai werden rund 800.000 Besucher erwartet.

Mit einem kompakten SUV unter klangvoller deutscher Marke will Borgward neu durchstarten - zunächst auf dem chinesischen Markt. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Pleite gab die Traditionsmarke auf der Messe das Startsignal für den Verkauf des BX7.

Im ersten Jahr soll eine „fünfstellige Zahl“ abgesetzt werden, sagte Borgward-Chef Ulrich Walker. Geplant ist, zunächst Marktanteile in China zu gewinnen und dann weltweit zu expandieren. In fünf Jahren hofft Walker, zuvor China-Chef bei Daimler, auf einen weltweiten Absatz von 500.000 Fahrzeugen. Nach Markteinführung in Indien und Brasilien könnte ab 2017 auch in Deutschland verkauft werden.

Als Geldgeber steht der chinesische Lastwagenbauer Foton hinter dem Projekt. Gebaut werden die Autos in China. Der einst in Bremen gegründete Borgward-Konzern hat heute seinen Hauptsitz in Stuttgart.

Obwohl sich der Oberklassemarkt in China im vergangenen Jahr deutlich abgekühlt hatte, rechnet Audi-Vertriebschef Dietmar Voggenreiter künftig wieder mit einem Anziehen. Schon im ersten Quartal hatte das Segment um mehr als zehn Prozent zugelegt, in den kommenden Jahren werde es sich schneller als der Gesamtmarkt entwickeln. „Wir werden langfristig in China ein höheres Wachstum am Premiummarkt sehen.“

Das Potenzial sei unverändert groß. Während es in Europa 20 Prozent Oberklassefahrzeuge gebe, seien es in China erst neun Prozent. Die Stärkung der Mittelschicht in der Volksrepublik werde zu einem höheren Absatz führen, sagte Voggenreiter. Im vergangenen Jahr, als der chinesische Premiummarkt nur um fünf Prozent zugelegt hatte, habe der Einbruch an Chinas Börsen die Kauflaune verdorben.

Auch Autoexperte Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft EY sieht in China vor allem Chancen für Oberklasse-Hersteller: „Im Premiumsegment gibt es für deutsche Autohersteller derzeit keine ernstzunehmende Konkurrenz aus China.“ Hinzu komme, dass ein großer Teil der Autokäufer in dem Riesenreich zum ersten Mal in ihrem Leben einen Wagen kauften: „Diese Kunden scheuen sich auch nicht, etwas mehr Geld fürs Auto auf den Tisch zu legen.“

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